Umbau von Nestlé trägt zunehmend Früchte

Höchstes Quartalswachstum seit drei Jahren - 11 Prozent höhere Erlöse in Amerika - Verschuldung steigt

Umbau von Nestlé trägt zunehmend Früchte

md Frankfurt – Der durch CEO Mark Schneider forcierte Konzernumbau von Nestlé trägt zunehmend Früchte. Der weltgrößte Lebensmittelanbieter erzielte im zweiten Quartal 2019 die höchste Wachstumsrate seit drei Jahren. Vor allem Tierfutter, Kaffee und Säuglingsnahrung schnitten gut ab. “Wir sind auf gutem Weg, die für 2020 gesteckten Ziele zu erreichen”, sagte der seit Anfang 2017 amtierende Schneider, der zuvor 13 Jahre Vorstandschef von Fresenius gewesen war. Das Nestlé-Management hatte sich im Februar 2017 unter seinem neuen Chef vorgenommen, von 2020 an ein “mittleres einstelliges organisches Wachstum” zu erreichen. Das bis dahin fixe Wachstumsziel von 5 % bis 6 %, das ohnehin vier Jahre in Folge nicht mehr erreicht worden war, war damit passé.Im ersten Halbjahr steigerte Nestlé den Umsatz um 3,5 % auf 45,46 Mrd. sfr (41,2 Mrd. Euro). “Nettozukäufe erhöhten den Umsatz um 1,1 %, Wechselkurseffekte reduzierten ihn um 1,2 %”, heißt es dazu in der Mitteilung. Die für viele Unternehmenskenner wichtigste Messgröße – das um Sondereffekte bereinigte operative Erlöswachstum – erhöhte sich auf 3,6 %, was der Konsensschätzung der Analysten entsprach. Der Wert setzt sich aus Absatzsteigerungen (2,6 %) und Preiserhöhungen (1 %) zusammen. Im zweiten Quartal kletterte das operative Wachstum gar auf 3,9 % und übertraf damit die Zahlen anderer europäischer Konsumgüterkonzerne wie Unilever und Danone, die am Donnerstag ihre Zwischenberichte vorgelegt hatten. Im Kaffee-Geschäft half Nestlé die erfolgreiche Markteinführung von Starbucks-Produkten. Für die Lizenzen, die zur Vermarktung dieser Artikel im Einzelhandel berechtigen, hatte der Konzern vom Genfer See 7,15 Mrd. Dollar an die US-Kaffeehauskette gezahlt (vgl. BZ vom 8.5.2018).Erfolgreich verlief das Geschäft in der Zone Americas: In Nord- und Südamerika kletterte der Umsatz um 10,8 % auf 15,67 Mrd. sfr. Dagegen sank der ausgewiesene Erlös in der Zone Emena (Europa, Naher Osten und Nordafrika) um 0,8 % auf 9,23 Mrd. sfr. Nestlé musste hier die Preise im Schnitt um 1,3 % senken und beklagt das “deflationäre Umfeld”.Der Reingewinn im ersten Halbjahr schrumpfte um 14,6 % auf 4,97 Mrd. sfr (4,5 Mrd. Euro). Das liegt aber vor allem daran, dass in das Vorjahresnettoergebnis der außerordentliche Ertrag aus der Veräußerung des US-Süßwarengeschäfts einfloss. Diese Sparte war für 2,8 Mrd. Dollar an Ferrero verkauft worden.Das bereinigte operative Ergebnis stieg dagegen um ein Zehntel auf 7,8 Mrd. sfr. Dies war u.a. Kostensenkungen, Preiserhöhungen und einem höheren Anteil margenstarker Produkte an den Verkäufen zu verdanken. Die operative Ergebnismarge stieg um 90 Basispunkte auf 15,5 %. Die bereinigte operative Marge lag bei 17,1 %; ein Plus von 100 BP.Nestlé kommt zugute, dass Verbraucher zunehmend zu hochpreisigen Produkten greifen, die höhere Margen liefern, etwa aromatisiertes San-Pellegrino-Mineralwasser oder rosafarbene Kitkat-Schokoriegel. Auf Premiumprodukte entfallen bei Nestlé mittlerweile 23 % des Umsatzes. Schneider erwartet, dass dieser Anteil weiter zunehmen wird, denn immer mehr Kunden verlangten bei Essen und Trinken bessere Qualität und mehr Nachhaltigkeit.Im Gesamtjahr 2019 erwartet Nestlé eine operative Ergebnismarge von 17,5 % und ein organisches Umsatzwachstum von rund 3,5 %.Die Finanzkraft der Schweizer bleibt beeindruckend: Der freie Cash-flow kletterte um 40 % auf 4,1 Mrd. sfr. Zu dieser Steigerung trugen allerdings auch Einmaleffekte bei. Negativ ist aber die steigende Nettoverschuldung, die sich nun auf 38,3 (i.V. 28,8) Mrd. sfr beläuft.An der Schweizer Börse verteuerte sich die Nestlé-Aktie um knapp 2 %. Im Handelsverlauf erreichte der Wert mit 105,24 sfr ein Rekordhoch.