Studie des Potsdam Institut für Klimaforschung

Umdenken beim Wasserstoffhochlauf

Der Wasserstoffhochlauf kommt weltweit nicht recht vom Fleck. Um die Ziele zu erreichen, muss die Politik nach einer Studie des Potsdam Instituts für Klimaforschung weitere Maßnahmen ergreifen.

Umdenken beim Wasserstoffhochlauf

Umdenken beim Wasserstoffhochlauf erforderlich

Studie: Schrittweiser Übergang zu Marktmechanismen

ab Köln

Der Wasserstoffhochlauf kommt weder hierzulande noch weltweit in Gang. Dabei klafft nicht nur zwischen den Ambitionen und den angekündigten Projekten eine große Lücke, sondern auch zwischen angekündigten und realisierten Projekten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), das in den vergangenen drei Jahren global 190 Projekte nachverfolgte. Davon seien nur 7% fristgerecht vollendet worden.

Zwar habe sich die Lücke zwischen den bis 2030 ausgerufenen Hochlaufzielen und dem angekündigten Kapazitätsausbau etwas geschlossen. Das liege aber einzig daran, dass sich die Projektpipeline binnen drei Jahren verdreifacht habe, heißt es. Um alle angekündigten Projekte auch Realität werden zu lassen, bedürfe es staatlicher Subventionen in Höhe von 1,3 Bill. Dollar. Dieser Betrag liege weit über den versprochenen Hilfen. Von daher dürfte grüner Wasserstoff noch für längere Zeit ein knappes Gut bleiben, schlussfolgern die Studienautoren.

De-Risking

Die Kluft zwischen angekündigten und realisierten Projekten zeige, dass Projektankündigungen mit Vorsicht zu genießen seien. Um dem Problem beizukommen, müsse die Politik die Kostendifferenz zwischen grünem Wasserstoff und fossilen Energieträgern schließen. Zudem müsse das Risiko von Wasserstoffinvestitionen gesenkt werden.

Momentan beschränkten sich die Instrumente vor allem auf finanzielle Hilfen auf der Angebotsseite. Damit aus diesen Subventionen keine Dauereinrichtung werde, bedürfe es zumindest einer wirksamen CO2-Bepreisung und/oder strikter Verbrauchsvorgaben. Derzeit werde die kurzfristige Produktionsunterstützung noch als Anschubfinanzierung ausgelegt, bis Skaleneffekte einsetzten und das zur Dekarbonisierung entscheidende Molekül auch kostenseitig wettbewerbsfähig werde. Dieses Argument lasse sich allerdings nur halten, wenn die Kosten auch tatsächlich zurückgingen. Momentan sei das Gegenteil der Fall, so die Autoren.

Nach Einschätzung der Wissenschaftler wird das in grünem Wasserstoff steckende Potenzial derzeit noch stark überzeichnet. In vielen Transformationsszenarien werde grünem Wasserstoff langfristig dagegen nur ein Anteil am gesamten Energieverbrauch von 5 bis 15% zugestanden.

Handlungsvorschläge

Um mit den Unsicherheiten bezüglich des künftigen Bedarfs umzugehen und parallel den Hochlauf nicht zu gefährden, unterbreitet das PKI der Politik zwei Handlungsvorschläge: Erstens sollten Subventionen auf der Angebotsseite mit Lenkungsinstrumenten auf der Nachfrageseite gekoppelt werden. Das trage dazu bei, dass grüner Wasserstoff dort verwendet werde, wo die Zahlungsbereitschaft am größten ist.

Als Beispiel verweisen die Studienautoren auf die European Hydrogen Bank, die im vorigen Jahr erstmals Projekte zur Wasserstoffproduktion subventionierte. In den Fördergenuss kam, wer die geringsten Zuschüsse pro Kilogramm forderte. Solche Maßnahmen linderten der Studie zufolge den Subventionsdruck auf der Angebotsseite und erhöhten die Chance zur Realisierung von Wasserstoffprojekten.

Zweitens sollte die Politik schon heute den Übergang von Subventionen zu Marktmechanismen in den Blick nehmen. Dabei sei unbestritten, dass kurzfristig hohe Subventionen erforderlich seien, damit das 1,5-Grad-Ziel erreichbar bleibt. Das wirksamste, technologieneutrale Instrument sei eine strikte CO2-Bepreisung. Da die Preise für das klimaschädliche Gas zu niedrig seien, müssten weitere Instrumente zum Einsatz kommen. Beispielhaft verweist das PKI dabei auf Differenzkontrakte oder Wasserstoff-Einsatzquoten, um grüne Leitmärkte zu etablieren.

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