IAA

Und die Massen schieben sich durch die Hallen

Von Peter Olsen, Frankfurt Börsen-Zeitung, 24.9.2015 Was den Münchnern ihr Oktoberfest, ist vom Stellenwert her in Frankfurt die alle zwei Jahre stattfindende Internationale Automobil-Ausstellung IAA. Für die Autobranche ein wichtiger Gradmesser,...

Und die Massen schieben sich durch die Hallen

Von Peter Olsen, FrankfurtWas den Münchnern ihr Oktoberfest, ist vom Stellenwert her in Frankfurt die alle zwei Jahre stattfindende Internationale Automobil-Ausstellung IAA. Für die Autobranche ein wichtiger Gradmesser, wie ihr Angebot vom breiten Publikum angenommen wird. Und die Messebesucher nutzen die Gelegenheit, in möglichst allen Pkw und Geländewagen Platz zu nehmen, für die sie sich bei der Vorbereitung eines Neuwagenkaufs interessieren.Dass das “Dieselgate” von Volkswagen die Berichterstattung über die IAA in den Hintergrund hat treten lassen, ändert an der Massenbewegung durch die Hallen nichts. Ob in der Festhalle bei Mercedes, bei BMW oder Volkswagen – die Blechkarossen werden umlagert wie eh und je. Bei Audi muss sogar aus Kapazitätsgründen der Zugang geregelt werden. Neuheiten umlagertNatürlich haben die meisten Besucher von dem Skandal um die getürkten Abgaswerte der Wolfsburger gehört. Aber auf der IAA geht es um Neuheiten wie den SUV VW Tiguan, den 7er BMW oder den neuen Opel Astra, ob mit oder ohne Dieselmotor. Sparsam sollen die Fahrzeuge schon sein, dabei aber kraftvoll. Die Abgaswerte scheinen für viele eher zweitrangig zu sein. Vielleicht ändert sich diese Einschätzung mit der Zeit, wenn ein Besitzer eines betroffenen VW-Diesels feststellt, dass er bei einem Verkauf mit seinem Preis möglicherweise deutlich nach unten gehen muss.Ja, das sei schon nicht in Ordnung, was sich Volkswagen da geleistet habe, ist bei den Gesprächen zu hören. Aber deswegen keinen VW, Audi, Skoda oder Seat mehr zu kaufen? So weit geht die Enttäuschung dann doch nicht. Es erinnert schon ein wenig an München und den Umgang mit dem zockenden Steuersünder Uli Hoeneß. Eigentlich ist er doch ein Guter!So leicht kann man bei Volkswagen und der Autobranche insgesamt die bewusste Abgasschummelei natürlich nicht nehmen und mit einem einfachen “mea culpa” abhaken. Denn nicht nur fühlen sich die VW-Kunden in den USA betrogen, auch die dortigen VW-Händler sind ratlos, wie es mit ihrem ohnehin nicht gerade prickelnden Geschäft weitergehen soll.Auch hierzulande hat das Vertrauen in VW-Diesel einen Knacks erhalten. So berichtet die “Automobilwoche” unter Bezug auf den Internet-Neuwagenvermittler meinauto.de, dass das Kaufinteresse seit dem Bekanntwerden des Betrugs am Wochenende für Dieselfahrzeuge der VW-Gruppe um mehr als 30 % eingebrochen sei. “Für uns kommt dieser drastische Einbruch überraschend”, kommentiert Alexander Brugge, Geschäftsführer des Internetportals. Ähnliches sei bei Dieselmodellen anderer Hersteller aber nicht festzustellen. Ende gut, alles gut?Die Publikumstage der Autoschau gehen am Sonntag, den 27. September, zu Ende. Bereits am Freitag wird der Veranstalter, der Verband der Automobilindustrie (VDA), Bilanz ziehen. Sie wird gewiss positiv hinsichtlich der Besucherresonanz ausfallen. Eher zwiespältig aber wohl bezüglich der nach vorn geschobenen Themen wie autonomes Fahren, da die Diskussion um den Abgasskandal zuletzt dominierte. ——–Auf der IAA in Frankfurt geht es um PS, Verbrauch – und nur ein bisschen um VW-Abgase.——-