Unigroup taucht einen Zeh in den US-Halbleitermarkt

Von Norbert Hellmann, Schanghai Börsen-Zeitung, 21.4.2016 Der indirekt staatskontrollierte chinesische Technologiekonzern Tsinghua Unigroup unterstreicht sein brennendes Interesse am amerikanischen Halbleitermarkt mit einem diesmal allerdings nur...

Unigroup taucht einen Zeh in den US-Halbleitermarkt

Von Norbert Hellmann, SchanghaiDer indirekt staatskontrollierte chinesische Technologiekonzern Tsinghua Unigroup unterstreicht sein brennendes Interesse am amerikanischen Halbleitermarkt mit einem diesmal allerdings nur äußerst vorsichtig austarierten Beteiligungsschritt. Kürzlich erwarb das akquisitionsfreudige chinesische Unternehmen über Aktienkäufe im freien Markt einen Anteil von etwa 6 % an der im Bundesstaat Oregon ansässigen Lattice Semiconductor Corp.Die Transaktion bringt es auf einen Umfang von gerade einmal 40 Mill. Dollar. Verglichen mit den milliardenschweren Akquisitionsversuchen chinesischer Käufer in den vergangenen Monaten handelt es sich also um eine Lappalie. Dennoch spitzt man die Ohren in der US-Halbleiterbranche und nicht zuletzt wohl auch bei US-Regulatoren.Im Sommer 2015 hatte Unigroup nämlich eine Übernahme des US-Branchenriesen bei Speicherchips, Micron Technology, im Visier. Man nahm aber dann doch Abstand von dem rund 23 Mrd. Dollar schweren Megadeal. Die Chose wäre wohl auf erheblichen Widerstand gestoßen. Bei Lattice handelt es sich im Vergleich um einen Winzling. Der Hersteller von programmierbaren Chips, die von Endkunden für die Nutzung in Datencentern und Telekommunikationsnetzwerken auf ihre Bedürfnisse hin zugeschnitten werden können, fährt ein kleines, aber feines Nischengeschäft, das sich Unigroup nur allzu gerne unter den Nagel reißen würde. Zunächst aber will man vorsichtig sein und erst einmal wieder die Bereitschaft der US-Behörden testen, chinesische Käufer in sicherheitstechnisch sensible Technologiebranchen vordringen zu lassen. Branchenexperten betonen, dass Lattice-Chips rein theoretisch auch für militärische Nutzungszwecke einsetzbar wären. Für chinesische Unternehmen und insbesondere solche mit einem staatlichen Hintergrund gelten enge Restriktionen für Übernahmen von US-Firmen in Bereichen, die auch nur irgendwie in einen Zusammenhang mit Erwägungen zur nationalen Sicherheit gebracht werden können. Den Telekomausrüstern Huawei und ZTE ist beispielsweise das Geschäft mit Netzwerkinfrastruktur für US-Telekomfirmen streng verwehrt, sie dürfen allerdings ihre Smartphones ungehindert im US-Markt verscheppern. Große AmbitionenUnigroup zählt zu den wichtigen chinesischen Adressen für Datentechnologie und begann vor zwei Jahren stärkere Ambitionen für das Halbleitergeschäft zu entwickeln. Es geht um einen Markt, in dem China keine führenden Player aufweist, der aber von der Regierung als ein Schlüsselbereich von strategischer Bedeutung für die industrielle Aufrüstungsoffensive des Landes identifiziert wurde.Unigroup hat sich auf die Fahnen geschrieben, zum weltweit drittgrößten Chiphersteller aufzusteigen, und diese Ambitionen zunächst mit der Übernahme von heimischen Branchenadressen wie Spreadtrum Communications und RDA Microelectronics unterstrichen. Dann folgten Kooperationen mit den US-Riesen Intel und Hewlett-Packard (HP). So räumte Unigroup Intel eine Beteiligung von 20 % an hauseigenen Mobilfunkchipgeschäften ein und erhält im Gegenzug Schützenhilfe in Sachen Design und Entwicklung von Chips. Auch übernahm Unigroup eine Mehrheit an der HP-Tochter H3C Technologies, die das chinesische Datennetzwerkgeschäft von HP sowie Servertechnik und IT-Dienste umfasst.Für amerikanische IT-Firmen sind Joint Ventures mit chinesischen Partnern mittlerweile oft erforderlich, um im Reich der Mitte bestehen zu können. Während diese Partnerschaften von Peking äußerst gerne gesehen und in Washington zumindest toleriert werden, gelten chinesische Akquisitionsbestrebungen in Sachen US-Hightech als heikel. Zuletzt gab Unigroup den Erwerb einer rund 3,8 Mrd. Dollar schweren Beteiligung am Festplattenentwickler Western Digital Corp sofort wieder auf, als absehbar wurde, dass dies in Washington eine förmliche Prüfung wegen nationaler Sicherheitsinteressen losgetreten hätte. ——–Die Avancen chinesischer Firmen bei Hightech in den USA werden immer misstrauischer beäugt.——-