Unilever entscheidet sich für London
hip London – Der Konsumgüterhersteller Unilever hat einen weiteren Anlauf zur Abschaffung seiner Doppelstruktur mit zwei Firmensitzen in London und Rotterdam unternommen. “Die Covid-19-Pandemie wird ein Geschäftsumfeld schaffen, in dem es von kritischer Bedeutung ist, so viel Flexibilität und Reaktionsfähigkeit wie möglich zu haben”, heißt es in einer Pflichtveröffentlichung des Magnum-Eis-Produzenten. Um dieses Ziel zu erreichen, sei die Zusammenführung unter dem Dach der britischen Plc durch eine grenzüberschreitende Fusion “die beste praktikable Lösung”. Aktionäre der NV sollen für jede Aktie eine Plc-Aktie erhalten. Als Berater fungieren Deutsche Bank, UBS und Citigroup.Im dritten Quartal sollen die Pläne den Aktionären schriftlich vorgelegt werden. Danach folgen Hauptversammlungen von NV und Plc. Mit dem Abschluss der Maßnahmen wird bis zum Jahresende gerechnet – gerade noch vor dem Ende der Übergangsphase, die seit dem britischen EU-Austritt dafür sorgt, dass es zu keinen abrupten Veränderungen kommt. Vor zwei Jahren war der Versuch, Rotterdam zum alleinigen Sitz zu machen, am Unwillen der britischen Aktionäre gescheitert.Unilever war der erste moderne multinationale Konzern. Das Unternehmen ging aus dem im September 1929 vertraglich vereinbarten Kauf der niederländischen Margarine Unie durch den britischen Seifenfabrikanten Lever Brothers hervor. Damals kam es auch zur Doppelnotierung in London und Amsterdam.Bereits Alan Jopes Vorgänger als CEO, Paul Polman, hatte die Doppelstruktur auf den Prüfstand gestellt, nachdem der Board ein 115 Mrd. Pfund schweres Übernahmeangebot des Rivalen Kraft Heinz abgeschmettert hatte. Durch die von ihm geplante Zusammenführung in den Niederlanden, die vielerorts als Reaktion auf das britische Votum für den EU-Austritt gewertet wurde, sollten unter anderem M&A-Deals einfacher werden. Polmans Argument war damals, dass die NV-Aktien rund 55 % des gemeinsamen Aktienkapitals ausmachen und stärker gehandelt werden als die Plc-Aktien. Rolle rückwärtsNun soll es also in die andere Richtung gehen. Der Vorteil für Jope: Die Aktionäre der Plc werden vermutlich nichts dagegen haben. Schließlich würde das Listing an der London Stock Exchange und die Mitgliedschaft in FTSE 100 und Stoxx Europe 600 dadurch nicht gefährdet. Die Hürde von 75 % Zustimmung sollte also zu erreichen sein. Und bei der NV ist lediglich eine Mehrheit von mehr als 50 % erforderlich, um den Umzug zu veranlassen. Das Management rechnet damit, dass die Aktien der Plc nach Aufnahme des Handels an der Euronext Amsterdam in den AEX aufgenommen werden.Foods & Refreshment werde ihren Sitz weiterhin in Rotterdam haben. Beauty & Personal Care und Home Care blieben in London beheimatet. Unklar ist bislang, ob die Maßnahme ein Angebot für Hindustan Unilever erforderlich machen könnte, schrieb der Liberum-Analyst Nico von Stackelberg. Beim letzten Anlauf sei das unter den Risiken aufgeführt worden.