Unilever überrascht positiv
Unilever hat dank staken Wachstums in Nordamerika und steigender Nachfrage nach Wasch- und Reinigungsmitteln mit ihren Geschäftszahlen für das abgelaufene Quartal die Markterwartungen übertroffen. Nun ist auch klar, dass sich die Gruppe von einem Teil ihres Teegeschäfts trennen will.hip London – Unilever hat sich im abgelaufenen Quartal trotz der weltweiten Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie besser geschlagen als am Markt erwartet. Wie der britisch-niederländische Konsumgüterhersteller mitteilt, ging der Umsatz auf vergleichbarer Ebene zwar um 0,3 % zurück. Analysten waren jedoch davon ausgegangen, dass er um 4,3 % schrumpfen würde. Die Bruttomarge stieg im ersten Halbjahr um 50 Basispunkte. Am Markt hatte man stattdessen einen Rückgang um 60 Basispunkte erwartet. Das bereinigte Ergebnis je Aktie lag dank gesunkener Finanzierungskosten und eines niedrigeren Steueraufwands bei 1,35 Euro. Im Schnitt hatten Analysten lediglich 1,19 Euro erwartet. Der frei verfügbare Cashflow stieg auf 2,9 (i.V. 1,5) Mrd. Euro an. Die Aktie verteuerte sich um 8,6 % auf 50,90 Euro. “Wahre Stärke””Die Performance im ersten Halbjahr hat die wahre Stärke von Unilever gezeigt”, sagte CEO Alan Jope. Seit Beginn der Pandemie habe das Management klare Prioritäten gesetzt, um die Mitarbeiter zu schützen, die Versorgung zu sichern, auf Verhaltensänderungen der Konsumenten zu reagieren, Barmittel zu erhalten und die Gemeinden zu unterstützen, in denen das Unternehmen tätig sei. Das erste Halbjahr sei “viel besser als erwartet” ausgefallen, kommentierte der Analyst Nico von Stackelberg von Liberum Capital. Weil viele Menschen mehr Zeit zu Hause verbrachten, stieg die Nachfrage nach Lebensmitteln, Eiscreme und Tee. Die Sparte Personal Care verzeichnete dagegen einen Rückgang, weil die Verbraucher weniger unter Menschen gingen, ob nun zur Arbeit oder zu Freizeitaktivitäten. Zweistelliges Wachstum war dagegen bei Hand- und Hausreinigungsprodukten zu beobachten.In Nordamerika lag das vergleichbare Umsatzwachstum im abgelaufenen Quartal bei 9,5 %. In den Emerging Markets, wo Unilever mehr als die Hälfte ihres Geschäfts macht, lief es schlechter als in den entwickelten Ländern (siehe Grafik). In der Volksrepublik China, wo der Lockdown im Januar begann, schrumpfte das Geschäft im Auftaktquartal im mittleren zweistelligen Bereich. Nach der teilweisen Aufhebung der Beschränkungen im April habe man im zweiten Quartal ein Wachstum im mittleren einstelligen Bereich verzeichnet.Das Unternehmen kündigte als Ergebnis der strategischen Überprüfung des Teegeschäfts an, sich von einem Teil (Lipton, Brooke Bond, PG Tips) zu trennen. Die Geschäfte in Indien und Indonesien sowie die Anteile an Gemeinschaftsunternehmen bei Fertigtees sollen behalten werden. “Das ist der jüngste Versuch des Konsumgütergiganten, angesichts des sich rasant verändernden Verbraucherverhaltens etwas Ballast abzuwerfen”, schrieb die Analystin Sophie Lund-Yates von Hargreaves Lansdown in einer ersten Einschätzung.