Unilever und AB Inbev steigen auf
In der Konsumgüterindustrie gibt es gemessen am Umsatz eine deutliche Lücke zwischen den Top 8 weltweit und dem Rest der Unternehmen. Nach den bisher für 2017 vorliegenden Daten bleibt das auch so, doch im Gegensatz zu den Vorjahren gibt es spürbare Verschiebungen innerhalb dieses elitären Zirkels.Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtDie Hackordnung in der Konsumgüterindustrie ist in Bewegung geraten. Nachdem die Rangliste der größten Unternehmen nach Umsatz in den vergangenen Jahren wie zementiert schien, gibt es nach den bislang vorliegenden Daten und auf Basis aktueller Wechselkurse einen neuen Zweiten: Unilever. Der britisch-niederländische Konzern, dessen Erlös sich jeweils etwa hälftig aus Umsätzen mit Lebensmitteln und Pflegeartikeln zusammensetzt, hat dank gestiegener Einnahmen den Sprung von Platz 4 auf Rang 2 geschafft. Schwacher Dollar belastet Gleichfalls bergauf ging es in der Rangliste, in der zwischen den ersten acht und dem Rest eine relativ große Lücke klafft, mit Anheuser-Busch Inbev (AB Inbev). Der belgische Brauereikonzern hatte bereits in der Rangliste für 2016 als einziges Unternehmen einen Platz gutmachen können – zum Nachteil von Coca-Cola. Nur ging es mit dem Markenanbieter (Budweiser, Beck’s, Corona) um einen weiteren Platz nach oben auf Rang 5. Eine wichtige Rolle spielt in der Aufstellung der Euro-Dollar-Kurs. Der im Verhältnis zu vielen Währungen, etwa dem Euro, seit einiger Zeit schwache Greenback belastet den Umsatzausweis von US-Unternehmen, die einen Großteil ihrer Erlöse im Ausland erzielen. So machte Coca-Cola im vergangenen Jahr lediglich 21 % des Umsatzes in Nordamerika. Einsam an der Spitze: NestléEinsam an der Spitze der Rangliste steht die schweizerische Nestlé. Der weltgrößte Lebensmittelkonzern kam 2017 gemessen in Franken zwar kaum von der Stelle, doch mit knapp 95 Mrd. Dollar ist der Abstand zur neuen Nummer 2, Unilever, mit gut 65 Mrd. Dollar immer noch gewaltig. Der größte US-Konsumgüterkonzern bleibt Procter & Gamble. Das Unternehmen ist so breit aufgestellt wie kein anderes der Branche: Waschmittel (Ariel, Dash, Lenor), Zahnpasta (Blend-a-dent, Blend-a-med, Oral-B), Haarpflege (Head & Shoulders, Pantene), Pampers-Windeln, Always-Binden und -Slipeinlagen, Gillette-Rasierer, Braun-Elektrogeräte, Meister-Proper-Haushaltsreiniger und Wick-Hustenbonbons gehören zum Portfolio. Doch seit längerer Zeit tut sich Procter & Gamble mit organischem Wachstum sehr schwer. Anheuser-Busch Inbev hat in der Pressemitteilung zu den Jahreszahlen 2017 (siehe Bericht unten) auch das durchschnittliche organische Wachstum großer Konsumgüterproduzenten in der Zeit von 2012 bis 2017 aufgeführt. Demnach kam Procter & Gamble nur auf 2 % und liegt damit auf Platz 13 von 14 Unternehmen; unterboten nur vom dänischen Bierkonzern Carlsberg mit 1,6 %. An der Spitze liegt – wenig verwunderlich angesichts der Quelle – AB Inbev mit 4,6 %, knapp vor L’Oréal mit 4,4 %. Der französische Kosmetikriese liegt in der Umsatzrangliste der Konsumgüterkonzerne mit umgerechnet 31,8 Mrd. Dollar auf Rang 9, kommt aber aufgrund seines starken Wachstums den Top 8 jedes Jahr ein Stück näher. Deutsche weit abgeschlagenDie deutschen Konsumgüterhersteller Henkel und Beiersdorf spielen im Konzert der Großen nur eine Nebenrolle. In Dollar umgerechnet setzte der Hamburger Hersteller von Kosmetik und Klebebändern (Nivea, Eucerin, Labello, 8 x 4, Tesa) im vergangenen Jahr 8,6 Mrd. Dollar um. Die in Düsseldorf ansässige Henkel (Persil, Perwoll, Schauma, Pril, Fa, Pattex, Pritt) kommt auf immerhin 22,9 Mrd. Dollar, liegt damit aber auch nur in den 30er Rängen.