Kritik an Fortum

Uniper-Beben sorgt für Missstimmung

Am Tag nachdem der finnische Uniper-Großaktionär Fortum Knall auf Fall die Trennung vom bisherigen Vorstandschef Andreas Schierenbeck und CFO Sascha Bibert durchgesetzt hatte, gehörten die Aktien des Energiekonzerns zu den Schlusslichtern im MDax.

Uniper-Beben sorgt für Missstimmung

Von Antje Kullrich, Köln

Der Kapitalmarkt hat das Beben an der Spitze von Uniper wenig goutiert. Am Tag nachdem der finnische Großaktionär Fortum Knall auf Fall die Trennung vom bisherigen Vorstandschef Andreas Schierenbeck und CFO Sascha Bibert durchgesetzt hatte, gehörten die Aktien des Energiekonzerns zu den Schlusslichtern im MDax. Der Kurs ging in einem freundlichen Gesamtmarkt um bis zu 3,2% zurück.

Analystin Deepa Venkateswaran von Bernstein Research brachte es auf den Punkt: Sie bezeichnete das Vorgehen von Fortum aus einer Corporate-Governance-Perspektive als „abrupt und unangemessen“. In der Tat wirkt die überraschende Abberufung von gleich zwei der wichtigsten Manager im Konzern irritierend. Nicht nur Finanzmarkt-Akteure, auch der Betriebsrat zeigte sich am Dienstag überrascht und überrumpelt. „Das war ein Paukenschlag. Dadurch ist bei den Mitarbeitern erneut Unsicherheit reingekommen“, sagte Betriebsratschef Harald Seegatz zu Reuters.

Ein Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag zwischen dem Mehrheitseigner Fortum, der seit vergangenem Jahr 76,1% der Anteile hält, und dem MDax-Konzern Uniper existiert bislang nicht. Bis Ende 2021 soll das nach einer früheren Vereinbarung auch so bleiben, Gleiches gelte für einen möglichen Squeeze-out, wie Fortum noch einmal bestätigte. Für die Zeit danach sei noch keine Entscheidung gefallen, teilten die Finnen jetzt mit. Und kündigten fast im gleichen Atemzug an: „Wir werden jetzt konkrete Schritte in Richtung einer wesentlich stärker integrierten Zusammenarbeit einleiten.“

Unabhängig von der inhaltlichen Sinnhaftigkeit einer Integration von Fortum und Uniper ist der zweite unvorbereitete Wechsel von CEO und CFO auf einen Schlag kein vertrauensbildendes Signal. Zuvor hatten Ende Mai 2019 der frühere Konzernchef Klaus Schäfer und Finanzvorstand Christopher Delbrück ihre Ämter aufgegeben. Souveränes Agieren kann Fortum nicht attestiert werden. Auf Uniper kommt jetzt wieder ein Sonderaufwand für Abfindungen zu. Der Vertrag von Schierenbeck und Bibert lief noch bis Mitte 2022.

Vakanzen gibt es nun im Aufsichtsrat von Uniper, weil der bisherige Vorsitzende Klaus-Dieter Maubach als Vorstandschef an die operative Spitze rückt und Fortum-Managerin Tiina Tuomela, die ebenfalls ein Mandat hatte, CFO wird. Den Aufsichtsratsvorsitz übernimmt Fortum-Chef Markus Rauramo. Der seit Februar amtierende Fortum-CFO Bernhard Günther, der bislang als unabhängiger Vertreter dem AR angehörte, wechselt auf ein Fortum-Ticket.