Uniper fährt Milliardengewinn ein
Uniper fährt Milliardengewinn ein
Gasimporteur erhöht Prognose und prüft Rückzahlung von Staatshilfe – Im Gashandel läuft es wieder rund
ab Düsseldorf
Fast 4 Mrd. Euro hat Uniper im ersten Halbjahr operativ verdient. Vor diesem Hintergrund wird die Prognose konkretisiert, wie der Ende 2022 verstaatlichte Versorger mitteilte. Sowohl für das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) als auch für den bereinigten Jahresüberschuss wird ein mittlerer einstelliger Milliardenbetrag in Aussicht gestellt.
Aufgrund des Gaslieferstopps aus Russland hatte Uniper im vorigen Geschäftsjahr einen Rekordverlust von 19,1 Mrd. Euro aufgetürmt und musste letztlich vom Staat mit einer Eigenkapitalspritze von 13,5 Mrd. Euro vor der Insolvenz gerettet werden. Nun hat sich das Blatt gewendet: Absicherungsgeschäfte in der Strom- und Gaserzeugung sowie im Gashandel (Gas-Midstream-Geschäft) spülten Deutschlands größtem Gasimporteur satte Gewinne in die Kasse.
Liefermengen abgesichert
Auf Basis vorläufiger und ungeprüfter Zahlen beläuft sich das bereinigte Ebit im ersten Halbjahr auf 3,7 Mrd. Euro und der bereinigte Überschuss auf 2,5 Mrd. Euro. Vor Jahresfrist waren ein operativer Verlust von 757 Mill. Euro und ein Nettoverlust von 490 Mill. Euro zu verkraften.
Bereits im Mai hatten die Düsseldorfer dahingehend Entwarnung gegeben, dass kein weiteres Staatsgeld mehr erforderlich sei. Zu diesem Zeitpunkt hatte Uniper die Gasmengen aus den langlaufenden Lieferverträgen weitestgehend abgesichert und dabei einen Gewinn von mehr als 2 Mrd. Euro erwirtschaftet.
Im Vorjahr hatte Uniper an dieser Stelle geblutet, denn um den eigenen Lieferverpflichtungen nachzukommen, musste das durch den Lieferstopp fehlende Gas am Markt zu hohen Preisen eingekauft werden. Auf dem Höhepunkt der Gaspreishausse fuhr Uniper täglich 200 Mill. Euro Verlust ein. Um etwaige weitere Verluste aus der Ersatzbeschaffung von Gas abzudecken, hatte Uniper mit der Bundesregierung verabredet, dass der Bund am Ende eines jeden Quartals Verluste aus der Ersatzbeschaffung mit frischem Eigenkapital ausgleicht.
Aktie zuckt nur kurz
Wenngleich die rosigen Gewinnaussichten der Aktie am Mittwoch vorübergehend zu einem Kurssprung um 14% verhalfen, darf nicht übersehen werden, dass die Aktie vergleichsweise illiquide ist. Gut 99% des Grundkapitals hält der Staat. Nach wenigen Stunden war der Spuk denn auch vorbei, zum Handelsende stand mit 5,84 Euro ein Tagesverlust von 0,3% zu Buche. Zudem wies CFO Jutta Dönges darauf hin, dass das Ergebnis "zu einem großen Teil auf außerordentlichen Effekten beruht und sich so in den nächsten Jahren vermutlich nicht wiederholen wird".
Uniper prüft nach eigenen Angaben nun, wie die überschüssigen Beträge im Rahmen der Beihilfegenehmigung an den Staat zurückgezahlt werden können. Das ist alles andere als trivial, kann der Gewinn doch nicht einfach an die Staatskasse überwiesen werden. Eine Ausschüttung scheidet aus, da noch andere Aktionäre an Bord sind. Anders als Lufthansa oder Tui hatte Uniper im Zuge der Rettungsaktion keine Darlehen oder stille Einlagen erhalten. "In dieser Angelegenheit wird weiterhin mit der Bundesregierung diskutiert", bleibt Uniper im Ungefähren.
Im Vergleich zur Situation im vorigen Jahr sind das jedoch Luxusprobleme. "Die guten Zahlen geben uns Rückenwind für die Umsetzung unserer Strategie", sagt Dönges. Die überarbeitete Strategie stellt Uniper am 1. August vor. Dabei gehe es auch um die Überarbeitung des bisherigen Dekarbonisierungspfads, hatte die Finanzchefin im Juni im Interview der Börsen-Zeitung angekündigt.