United Internet flankiert Vodafone-Coup mit soliden Zahlen
United Internet flankiert Vodafone-Coup mit soliden Zahlen
5G-Ausbauziel gekappt – Ergebnis übertrifft Erwartungen – Analyst hält Partnerschaft für Wendepunkt
dpa-afx Frankfurt
Der Internetkonzern United Internet hat das vergangene Quartal deutlich profitabler abgeschlossen als erwartet. Sowohl der Mutterkonzern als auch die Mobilfunktochter 1&1 verdienten im Tagesgeschäft mehr als von Analysten prognostiziert. Die Webhosting-Tochter Ionos blickt zudem auf einen deutlichen Sprung zurück. Beim Thema 1&1-Netzausbau ruderte Konzernchef Ralph Dommermuth allerdings zurück. Für die Aktien der drei Unternehmen ging es dennoch teils deutlich ins Plus.
Wie Dommermuth in einer Telefonkonferenz erläuterte, muss er infolge von Ausbauschwierigkeiten das bisherige Jahresziel von 1.200 5G-Antennenstandorten kappen. Stattdessen peilt der Manager noch 1.000 Standorte an. Die Schuld sieht er bei den Partnern, zu denen unter anderem Vantage Towers zählt. Zuletzt habe der größte Ausbaupartner die Lieferung von rund 300 Standorten abgemeldet. “Wir haben keine Erklärung bekommen, woran das genau liegt”, sagte Dommermuth. Das 1&1-Netz soll ungeachtet dessen am 26. September 2023 gestartet werden.
In der Vergangenheit hatte United Internet immer wieder Probleme mit Geschäftspartnern. Zuletzt beschuldigte der Konzern Vodafone, Einfluss auf die Infrastrukturtochter Vantage Towers auszuüben und damit den 5G-Netzausbau zu behindern. Umso überraschender ist, dass Dommermuth nun eben genau mit dem britischen Wettbewerber gemeinsame Sache machen möchte.
Reibereien beim Preis
Am Mittwoch hatten Vodafone und 1&1 verkündet, dass 1&1-Kunden spätestens ab Oktober 2024 im Vodafone-Netz unterwegs sind. Dafür bekommen die Briten Mieteinnahmen. Bisher hat 1&1 solch einen Vertrag mit dem Wettbewerber Telefónica Deutschland (O2), dieser gilt aber nur für 4G. Bei Vodafone ist hingegen auch 5G und damit der neueste Mobilfunkstandard inbegriffen.
Der Roaming-Deal mit O2 läuft noch bis Ende Juni 2025, wie Dommermuth am Donnerstag erklärte. In der Vergangenheit hatte es zwischen beiden Unternehmen immer wieder Reibereien über den Preis gegeben. Mehrere Male nutzte 1&1 die eingeräumte Möglichkeit zur Überprüfung der verhandelten Preise. Damit soll künftig Schluss sein, sagte Dommermuth: Es soll keine sogenannten Price Reviews mehr geben. Mit Blick auf den neuen Vodafone-Vertrag sagte der Manager, es sei nicht darum gegangen, günstiger einzukaufen. Die Preise seien ungefähr gleich.
Der Analyst Karsten Oblinger von der DZ Bank bezeichnet das Zahlenwerk als “solide”. Die Partnerschaft mit Vodafone sei ein Wendepunkt für 1&1 und die Mutter United Internet. Sie habe die Probleme im Zusammenhang mit der Übergangsphase beim anstehenden 5G-Netzaufbau gelöst. Die bisherigen Jahresziele für United Internet und 1&1 bestätigte der Vorstand.
“Faire Regelung”
Geregelt ist, dass Vodafone zeitversetzt höhere Kosten an ihren Mieter 1&1 weitergeben kann. Steigen die Kosten bei Vodafone beispielsweise in drei Jahren um 5%, so steigt der 1&1-Preis ab dem vierten Jahr um denselben Wert. “Ich glaube, das ist für beide Seiten eine faire Regelung”, sagt Dommermuth. Der neue Vertrag sei “diskriminierungsfrei” und enthalte keine versteckten Kosten.
Unterdessen stagnierte der Quartalsumsatz bei rund 1,5 Mrd. Euro, während mit 351,1 Mill. Euro deutlich mehr als bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hängen blieb. Die Tochter 1&1 entwickelte sich beim Umsatz etwas schwächer als erwartet. Der Erlös des zweiten Quartals ging leicht auf 972,1 Mill. Euro zurück. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) lag mit knapp 170 Mill. Euro rund 6,2% niedriger. Die Webhosting-Tochter Ionos steigerte den Umsatz des zweiten Quartals um 11,5% auf knapp 355 Mill. Euro. Davon blieben mit 114,6 Mill. Euro 28% mehr als operatives Ergebnis (bereinigtes Ebitda) hängen als im Jahr zuvor.