United Internet stellt Weichen als Netzbetreiber
hei Frankfurt
Nach zähen Verhandlungen kommt United Internet dem Ziel, sich als vierter Netzbetreiber im deutschen Markt zu etablieren, deutlich näher. Die Telekommunikationstochter 1&1 Drillisch, die 2019 im Rahmen der 5G-Frequenzauktion eine Betreiberlizenz erworben hat, nimmt das Angebot für National Raoming von Telefónica Deutschland an (Vgl. unten stehender Bericht) und kann damit in einen potenziellen Netzbetrieb einsteigen. Die Vereinbarung ist nötig, weil 1&1 Drillisch kein Netz über Nacht erstellen kann, sondern auf Sicht von Jahren auf die Mitnutzung der Netze des Wettbewerbs angewiesen ist, um ihren Kunden von Beginn an eine deutschlandweite Abdeckung zu bieten. Vonseiten der Bundesnetzagentur hatte es daher ein Verhandlungsgebot für die drei etablierten Netzbetreiber gegeben, das nun immerhin zu einem Abschluss geführt hat. Konzernchef Ralph Dommermuth sprach von einem „Meilenstein“ für 1&1 Drillisch.
Die Telekommunikationssparte weitet zugleich ihr Breitbandangebot aus und vertieft dazu die Zusammenarbeit mit der Schwestergesellschaft 1&1 Versatel sowie der Deutschen Telekom. 1&1 Drillisch werde künftig alle ihre Vorleistungen für VDSL-Angebote (Teilglasfaser) sowie FTTH (direkt Komplettglasfaser) von der Konzernschwester beziehen und habe dazu langfristige Verträge geschlossen, wird mitgeteilt. 1&1 Versatel dazu ihrerseits Verträge über entsprechende Vorleistungen mit der Deutschen Telekom geschlossen. Damit werde das bundesweite Transportnetz von 1&1 Versatel mit den örtlichen Glasfasernetzen der Telekom verbunden. Inklusive weiterer Vereinbarungen mit Citi-Carriern stehen 1&1 Drillisch damit den Angaben zufolge 750000 weitere Glasfaseranschlüsse zur Vermarktung zur Verfügung. Die Telekom kann ihr Netz besser auslasten und den Deckungsbeitrag erhöhen.
Der kommerziell bilateral ausgehandelte Vertrag mit der Telekom steht noch unter Genehmigungsvorbehalt der Bundesnetzagentur. Der Abschluss beendet voraussichtlich einen jahrelangen Zwist zwischen Telekom und United Internet über einen angemessenen Beitrag des Internetkonzerns zu den Investitionskosten in die Netze.
Wie die United Internet außerdem mitteilt, wird der bisher zwischen 1&1 Drillisch und der Telekom bestehende reine VDSL-Vorleistungsvertrag einvernehmlich vorzeitig aufgehoben. Dies führe bei 1&1 Drillisch zur Ausbuchung eines aktiven Rechnungsabgrenzungspostens für bis zum 31. März 2024 noch zur Verfügung stehende VDSL-Bestandskunden-Kontingente, was eine einmalige nicht cashwirksame Ausbuchung von rund 130 Mill. Euro nach sich zieht, die im Geschäftsjahr 2020 anfalle.
Daher landete das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) im vergangenen Jahr bei 1,05 Mrd. Euro nach 1,24 Mrd. Euro im Vorjahr. Ohne diesen Effekt hätte das Ebitda bei 1,18 Mrd. Euro gelegen. Im Ergebnis kommen dabei Anfangsaufwendungen für den 5G-Netzausbau sowie insbesondere die gestiegenen Kosten beim Mobilfunk-Vorleistungseinkauf infolge von Telefónica Deutschland Mitte 2020 erhöhter Preise, heißt es weiter. Außerdem fielen nicht näher bezifferte „negative Auswirkungen aus der Corona-Pandemie“ an. Der Konzernumsatz stieg gleichwohl auf 5,36 (i.V. 5,19) Mrd. Euro.
Im laufenden Jahr stellt United Internet Umsätze von 5,5 Mrd. Euro in Aussicht sowie ein Ebitda von 1,22 (inklusive negativer Einmaleffekte von 25 Mill. Euro). Die Hosting-Tochter Ionos erwarte erstmals einen Umsatz von 1 Mrd. Euro. Das IPO soll binnen zwei Jahren erfolgen.