United Technologies rüstet ab
wb – Was haben Aufzüge, Triebwerke und Klimaanlagen gemeinsam? Wenn Otis draufsteht, sie von Pratt & Whitney sind oder Carrier heißen, dann ist es das Dach von United Technologies, dem Dow-Jones-Konzern mit einem Börsenwert von 100 Mrd. Dollar, zu dem diese Aktivitäten gehören. Hinzu kommt vor allem noch die Division Aerospace Systems, in welcher der 2011 für 18,4 Mrd. Dollar erworbene Flugzeugausrüster Goodrich enthalten ist. Der im vorigen November zum CEO ernannte Gregory Hayes baut das Portfolio des Konzerns mit zuletzt 65 Mrd. Dollar Umsatz, einem Nettogewinn von 6,2 Mrd. Dollar und 212 000 Beschäftigten um – und rüstet mit der Abgabe des Helikopterherstellers Sikorsky ab.United Technologies ist damit der letzte der amerikanischen Mischkonzerne, der inzwischen der Argumentation etwas abgewinnen kann, dass die Summe der Teile mehr wert sein kann als das Ganze. Vor allem demonstriert General Electric (GE), als das Konglomerat überhaupt, die Abkehr vom Mischkonzern; aber auch Emerson, Ingersoll Rand, Honeywell oder Tyco gehen längst den Weg der Abverkäufe, Spin-offs oder gar kompletten Zerlegung. GE hat an Kapitaldisposition – in erster Linie Finanzdienstleistungen und Immobilien – dieses Jahr bisher 68 Mrd. Dollar vereinbart und die Planung für 2015 gerade um 10 Mrd. auf 100 Mrd. Dollar erhöht. Im OligopolFür United Technologies hat das Aussortieren des Rüstungsgeschäfts zudem den Charme, dass der Konzern bei einigen Investoren wegen seiner künftig zivil ausgerichteten Produktion höher im Kurs stehen dürfte. Der Produzent des Black-Hawk-Hubschraubers ist größter Lieferant des Pentagon bei Helikoptern.Für Lockheed ist Sikorsky die größte Akquisition seit 20 Jahren, als der Konzern Martin Marietta für 10 Mrd. Dollar erworben hatte. Lockheed ist der vorherrschende US-Rüstungskonzern und stellt etwa das Kampfflugzeug Joint Strike Fighter her. Das Helikopteroligopol besteht aus den Amerikanern Boeing, Bell (Textron, zu der auch Cessna gehört) und Sikorsky sowie der europäischen Airbus Helicopters. In der zivilen Kundschaft ist Sikorsky unter Druck geraten, weil die Öl- und Gaskonzerne wegen der gesunkenen Energiepreise weniger Maschinen zur Überwachung kaufen.United Technologies hat seit dem Kauf von Goodrich einige Devestitionen vorgenommen. So ging das Pumpen- und Kompressorengeschäft von Hamilton Sundstrand 2012 für 3,5 Mrd. Dollar an die Finanzinvestoren BC Partners und Carlyle. Die Spartenverkäufe, zu denen auch Sundyne, Cliper oder UTC Power zählen, beziffert United Technologies seit 2010 auf rund 8 Mrd. Dollar – ohne die 9 Mrd. Dollar für Sikorsky.United Technologies ging 1975 aus United Aircraft hervor und kaufte schon ein Jahr später den Thyssen-Rivalen Otis hinzu. Vorläufer war die 1929 gestartete United Aircraft and Transportation Corp, die aus Boeing, Pratt & Whitney, Hamilton und Sikorsky gebildet worden war.