Unitymedia will ihr Netz nicht öffnen

"Differenzierungsmerkmal" - Breitbandgipfel streitet über richtige Förderung

Unitymedia will ihr Netz nicht öffnen

hei Frankfurt – Unitymedia ist nach den Worten von CEO Lutz Schüler nicht bereit, ihr leistungsstarkes Kabelnetz für Wettbewerber zugänglich zu machen. Der Manager, der auf dem 8. Hessischen Breitbandgipfel erklärte, die Übernahme des überwiegend in Nordrhein-Westfalen und Hessen tätigen Kabelnetzbetreibers durch Vodafone werde “den Infrastrukturwettbewerb in Deutschland stärken”, stellte damit indirekt klar, dass eine Öffnung des Kabelnetzes von den Beteiligten nicht als Zugeständnis erwogen wird, um grünes Licht für den Deal zu bekommen. “Wir haben in den vergangenen Jahren jährlich ein Viertel vom Umsatz in unser Netz investiert. Es ist für uns ein Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb”, unterstrich Schüler. “Deshalb wollen wir das Netz nicht aufmachen.”Sowohl die Deutsche Telekom als auch zahlreiche alternative Netzbetreiber hatten eine Öffnung des Kabelnetzes gefordert, nachdem der Deal zwischen Liberty Global und Vodafone bekannt geworden war. Denn damit sind in Deutschland alle drei großen Kabelnetzbetreiber – Unitymedia, Kabel BW und Kabel Deutschland – unter einem Dach vereint. Das Kabelnetz deckt rund drei Viertel der deutschen Haushalte ab und ist die einzige flächendeckende Infrastruktur mit direktem Zugang zum Endkunden neben der Deutschen Telekom. Der Unitymedia-Chef sprach sich als Teilnehmer einer Podiumsdiskussion über Wege zum flächendeckenden Aufbau einer Gigabit-Infrastruktur in Deutschland dafür aus, privatwirtschaftlichen Geschäftsmodellen dabei weitestgehend Vorrang einzuräumen. Der Wettbewerb der Kabelgesellschaften habe auch der Telekom Beine gemacht, erst dadurch habe Deutschland überhaupt die Aufholjagd im Hinblick auf die Versorgung mit breitbandiger Infrastruktur gestartet. Ähnlich äußerte sich Uwe Nickl, CEO der zum Finanzinvestor KKR gehörenden Deutschen Glasfaser, deren Strategie speziell die Erschließung von Städten und Kommunen abseits der Ballungsräume ist. Nickl betonte, dass “privatwirtschaftliche Modelle funktionieren”, und warnte davor, dass öffentliche Fördermittel für den Ausbau von breitbandiger Infrastruktur mitunter nicht zielführend seien, weil sie dazu führen könnten, dass Netze auch “überbaut werden”. Dagegen waren sich Vertreter der Hessischen Landesregierung, der Kommunen und auch Tim Brauckmüller, Geschäftsführer des Breitbandbüros des Bundes, einig, dass Fördermittel in vielen ländlichen Regionen unverzichtbar sind, weil sich ein Netzausbau dort sonst nicht rechne. Idealerweise würden Fördermittel ausgegeben, um privatwirtschaftliche Investitionen dort “zu initiieren”, sagte Brauckmüller. Stefan Albers, Geschäftsführer des Branchenverbands Breko, kritisiert in diesem Zusammenhang das Diginetz-Gesetz, das Glasfaserinvestitionen behindere, weil lokale Netzbetreiber gezwungen würden, eine Überbauung ihrer Infrastruktur zuzulassen, statt einem offenen diskriminierungsfreien Zugang den Vorzug zu geben. Dies müsse geändert werden.