IM GESPRÄCH: MASSIMO PEROTTI

"Unser Geschäftsmodell ist stabil"

Der Chef des Jachtenherstellers Sanlorenzo zu Auftragslage und Corona-Folgen

"Unser Geschäftsmodell ist stabil"

bl Genua – Der börsennotierte italienische Jachtenhersteller Sanlorenzo erweitert seine Produktpalette und will weiter wachsen. Executive Chairman Massimo Perotti zeigte sich beim “Salone Nautico” in Genua, der einzigen großen Branchenmesse in diesem Jahr, zuversichtlich, 2020 einen Umsatz auf Vorjahresniveau erreichen zu können.Sanlorenzo gehört mit einem Umsatz von 455,9 Mill. Euro im Jahr 2019 zu den weltweiten Top 3 unter den Luxusjachtenherstellern und produziert Megajachten mit Längen von bis zu 68 Metern. Auch die Coronaviruskrise konnte die positive Entwicklung nicht stoppen: “Wir verzeichnen keine rückläufige Nachfrage. Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung der letzten Monate, in denen wir bei unseren Kunden auf sehr großes Interesse gestoßen sind. Das hat zu einem weiteren Anstieg der Bestellungen geführt. Unser Geschäftsmodell ist stabil”, sagt Perotti, der mit einem Anteil von 62,7 % auch Mehrheitseigner bei dem 1958 gegründeten Unternehmen ist, das seinen Sitz in La Spezia (Ligurien) hat.Das Orderbuch ist kontinuierlich gewachsen. Per Ende August lag der Auftragsbestand bei 613 Mill. Euro. Die beim Börsengang Ende 2019 eingesammelten Mittel sind vor allem in Investitionen geflossen. “Neben einer Ausweitung unserer Produktpalette setzen wir auf Innovationen und den Einsatz neuer Technologien, die sich am Thema Nachhaltigkeit orientieren”, so Perotti. Den Lockdown habe man vergleichsweise gut überstanden. Die Produktion an den vier Fertigungsstandorten in Ligurien und der Toskana ruhte nur 28 Tage. “Den Produktionsausfall haben wir größtenteils aufholen können, weil wir dieses Jahr auch im August produziert haben”, so der Chairman.Sanlorenzo hat etwa 500 Beschäftigte und arbeitet mit weiteren 1 500 externen Handwerkern und Zulieferern zusammen, die die oft sehr aufwändigen handwerklichen Tätigkeiten übernehmen. Das Unternehmen ist für einen sehr puristischen Stil bekannt, der vor allem jüngere Ultrareiche anzieht – Perotti nennt sie “Connaisseurs” – und setzt vor allem auf den Einsatz von Glas, Kompositmaterialien und Metall.Im Rahmen eines Aktienrückkaufprogramms, dessen erste Tranche abgeschlossen ist, kann Sanlorenzo bis zu 10 % der Papiere zurückerwerben. Der Free Float des im Star-Segment der Mailänder Börse notierten Unternehmens liegt derzeit bei 19,3 %. Weitere Großaktionäre neben Perotti sind J.P. Morgan (6,5 %) und Templeton (4,8 %). Die Börsenkapitalisierung liegt derzeit bei 563 Mill. Euro. Auch andere Hersteller wie Ferretti oder Azimut Benetti berichten über eine positive Auftragsentwicklung. Der Trend zu immer größeren Jachten, die teilweise weit über 100 Meter lang sind und manchmal sogar mit Helikopterlandeplätzen, Mini-U-Booten, Schwimmbädern, Kinos, Konferenzräumen und vielem mehr ausgestattet sind, hält an. Perotti glaubt, dass sich in der Krise der Graben zwischen den Anbietern, die schon vor der Krise Probleme hatten, und denen, denen es gut geht, verbreitert.Der Umsatz von Sanlorenzo ist im ersten Halbjahr um 10,4 % auf 184,1 Mill. Euro zurückgegangen, der Nettogewinn blieb aber mit 10,5 Mill. Euro praktisch stabil. Perotti ist zuversichtlich, im Gesamtjahr Erlöse etwa auf Vorjahresniveau einfahren zu können, und verweist auf das gut gefüllte Orderbuch.Das Unternehmen erzielte 2019 nur knapp 20 Mill. Euro Umsatz in Italien selbst. Insgesamt ist Europa mit einem Erlösanteil von 61,2 % der weitaus wichtigste Markt für den Jachtenhersteller, vor Südostasien (18,7 %), Amerika (10,8 %) und dem Raum Mittlerer Osten/Afrika mit 9,3 %.