mic München – Die Unsicherheit der deutschen Unternehmen sei in den vergangenen vier Monaten geradezu explodiert. Dies sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest auf dem zwölften Bayerischen Finanzgipfel in München. In den vergangenen 15 Jahren sei diese Messgröße, die anhand der Heterogenität der Antworten bei den regelmäßigen Unternehmensumfragen gemessen werde, so massiv gestiegen wie in den vergangenen 15 Jahren nur einmal: im Jahr 2008. “Das heißt nicht, dass die Krise vor der Tür steht”, fügte Fuest hinzu. Die Unternehmen reagierten aber auf die wachsende Unsicherheit mit dem Verschieben von Investitionen. Gefahr für ExportwirtschaftEine Eskalation des Protektionismus hätte signifikante Folgen für die Europäische Union, warnte Klaus Regling, Chef des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), auf dem Finanzgipfel unter dem Motto “Weltwirtschaft im Umbruch”. US-Protektionismus würde Deutschland als exportorientierte Volkswirtschaft besonders schaden. Auch BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter warnte vor den Folgen für den Standort. Höhere Zölle wären nicht vorteilhaft für Deutschland, weil Konzerne dann stärker vor Ort für den jeweiligen Auslandsmarkt produzierten. Aktuell habe BMW einen deutlichen Überhang der Produktion in Deutschland, doch dieser gehe zurück.Regling wollte den Budgetstreit zwischen der Europäischen Union und Italien nicht überbewerten. Der Fall sei nicht als neues Griechenland einzustufen, sagte er mit Blick auf die Euro-Krise zu Beginn des Jahrzehnts. Es sei zwar richtig, Italien an die Verpflichtungen erinnern. “Andererseits bestehe aber kein Anlass zur Panik”, wiederholte er eine entsprechende frühere Äußerung. Fuest dagegen sah keinen Grund zur Entwarnung: “Aus meiner Sicht ist dies eine brandgefährliche Situation.” Italien sei zehnmal so groß wie Griechenland. Ebenso wie Regling sagte Fuest, nicht das Budgetdefizit sei das Kernproblem. Wichtiger sei, dass Italien die Reformen der Vorgängerregierungen zurückdrehe.KPMG-Bereichsvorstand Sven-Olaf Leitz forderte, in Deutschland müssten bessere gesetzliche Rahmenbedingungen für innovative Angebote wie Digitalisierung oder autonomes Autofahren geschaffen werden. Peter betonte, nur ein Zusammenspiel zwischen Industrie und Rahmensetzern funktioniere.