AstraZeneca bläst unter Labour der Wind ins Gesicht
AstraZeneca bläst unter Labour der Wind ins Gesicht
Impfstoffproduktion wird nicht mehr so stark gefördert
hip London
AstraZeneca hat die Entwicklung und Produktion des Oxford-Impfstoffs gegen das Sars-Cov-2-Virus nicht reich gemacht. Unter der im vergangenen Monat gewählten Labour-Regierung bläst dem britisch-schwedischen Pharmakonzern der Wind ins Gesicht. Wie die „Financial Times“ unter Berufung auf Insider berichtet, fühlt sich Schatzkanzlerin Rachel Reeves nicht an die Finanzierungszusagen ihres Vorgängers Jeremy Hunt für eine Impfstofffabrik in Nordengland gebunden.
Statt der ursprünglich versprochenen 90 Mill. Pfund will sie nur noch 40 Mill. für das Projekt in Speke (Merseyside) gewähren, wie das lachsfarbene Blatt unter Berufung auf Insider berichtet. Im März hatte die konservative Regierung von Rishi Sunak noch angekündigt, dass die FTSE-100-Gesellschaft 450 Mill. Pfund in Forschung, Entwicklung und Produktion von Impfstoffen in Speke investieren will. AstraZeneca wollte den Standort aufwerten. Derzeit wird dort FluMist, ein Grippeimpfstoff in Form eines Nasensprays, hergestellt.
Eigene Produktion hat keine Priorität mehr
Während der Pandemie hatten sich die Vorteile einer eigenen Impfstoffproduktion gezeigt. Der Aufbau heimischer Kapazitäten hatte Priorität. Angesichts von Lieferengpässen und Exportverboten wurde auch über einen Wiederaufbau der Herstellung von pharmazeutischen Produkten nachgedacht, die aus Kostengründen in Länder wie China oder Indien abwanderte. Das steht inzwischen auf der Tagesordnung nicht mehr so weit oben.
AstraZeneca droht der Zeitung zufolge damit, die Impfstoffproduktion nach Philadelphia zu verlegen. In den Vereinigten Staaten werden Neuansiedlungen von der öffentlichen Hand meist großzügig gefördert. Auch über eine Verlagerung nach Frankreich wurde schon spekuliert.
„Wir sind entschlossen, die Möglichkeiten in Speke zu nutzen und befinden uns in konstruktiven Gesprächen mit der britischen Regierung“, sagte ein Sprecher von AstraZeneca. „Wir haben keine Ahnung, wo die Kommentare in manchen Medien herkommen. Sie scheinen nicht auf Fakten zu beruhen. Beispielsweise gibt es keine Gespräche in den Vereinigten Staaten oder Indien.“
Gespart wird am Patienten
Im britischen öffentlichen Gesundheitswesen wird an allem gespart, nur nicht an den Mitarbeitern. Krankenhausärzte dürfen sich über 22% mehr Gehalt freuen. Brustkrebspatientinnen werden dagegen aus Kostengründen erst einmal nicht mit dem Medikament Enhertu von AstraZeneca und Daiichi Sankyo behandelt. Auch das Alzheimer-Präparat Lequembi von Biogen wird NHS-Patienten vorenthalten.