Britischer Einzelhandel

Tesco verdoppelt Gewinn

Tesco hat trotz steigender Lebenshaltungskosten den Gewinn verdoppelt. Dabei wuchs der Marktanteil der Nummer 1 im britischen Einzelhandel.

Tesco verdoppelt Gewinn

Von wegen Branchenkrise: Tesco verdoppelt Gewinn

Weniger britische Verbraucher in Geldnöten – Einzelhandelsumsatz steigt überraschend stark – Inflationsdruck lässt nach

hip London

Die Nummer 1 des britischen Einzelhandels hat vorläufigen Zahlen zufolge ihr operatives Ergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr verdoppelt. Wie der Supermarktbetreiber Tesco per Pflichtveröffentlichung mitteilte, stieg der Gewinn in den 52 Wochen zum 24. Februar trotz steigender Lebenshaltungskosten auf 2,8 Mrd. Pfund. Die FTSE-100-Gesellschaft kündigte einen 1,0 Mrd. Pfund schweren Aktienrückkauf an, der binnen zwölf Monaten ausgeführt werden soll.

Der Inflationsdruck hat wesentlich nachgelassen, aber uns ist klar, dass die Lage für viele Konsumenten weiterhin schwierig ist.

Ken Murphy, CEO Tesco

Marktanteil steigt

„Der Inflationsdruck hat wesentlich nachgelassen“, sagte CEO Ken Murphy. Man sei sich aber darüber im Klaren, dass die Lage für viele Verbraucher weiterhin schwierig sei. Deshalb habe man die Preise von mehr als 4.000 Produkten des täglichen Bedarfs gesenkt. Tesco sei nun seit gut einem Jahr der billigste Vollsortimenter. Der Marktanteil in Großbritannien sei im Vorjahresvergleich um 28 Basispunkte auf 27,6% gestiegen.

Lebensmittel vor Ostern gefragt

Tatsächlich haben weniger Haushalte mit akuten Geldnöten zu kämpfen. Wie eine regelmäßige Umfrage der Finanzaufsicht FCA zeigt, ging die Zahl der Menschen, denen es schwerfällt, ihre Strom- und Gasrechnung zu begleichen oder Raten für Kredite zu bezahlen, von fast elf Millionen Menschen auf zuletzt 7,4 Millionen zurück. Vor der Pandemie waren es allerdings nur 5,8 Millionen. Wer nicht betroffen ist, wird offenbar ausgabefreudiger: Dem Einzelhandelsverband BRC zufolge stieg der Erlös der Branche im März im Vorjahresvergleich um 3,5%. Ostereinkäufe sorgten dafür, dass mehr Lebensmittel in die Einkaufskörbe wanderten. Dem Branchenprimus Tesco dürfte das zugutegekommen sein. Für 2024/24 erwartet Murphy ein bereinigtes Ergebnis von mindestens 2,8 Mrd. Pfund.

Beliebtester Anbieter

Auf dem Heimatmarkt stieg der Umsatz auf vergleichbarer Basis um 7,7%. Bei Lebensmitteln belief sich das Wachstum auf 9,3%. Einer regelmäßigen Umfrage der HSBC zufolge sortierten gut drei Fünftel der britischen Verbraucher Tesco in die Top 3 der von ihnen frequentierten Supermärkte ein. Das waren 3,9 Prozentpunkte mehr als bei der vorangegangenen Befragung. Tesco war damit mit Abstand der beliebteste Anbieter.

Größe als Wettbewerbsvorteil

Die Branchenexperten der Bank führen das unter anderem darauf zurück, dass das Unternehmen, bedingt durch Größenvorteile beim Einkauf, die Preise später erhöhen muss als Wettbewerber. Sinkende Preise könnten dagegen schneller an die Kunden weitergegeben werden. Der Branchenprimus habe zudem die loyalste Kundschaft. Das liege nicht zuletzt daran, dass sein Angebot am zugänglichsten sei. Tesco verfüge über mehr Niederlassungen, die sich an attraktiveren Standorten befänden. Das sei ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil. Trotz zahlreicher Neueröffnungen verloren die Discounter Aldi und Lidl in der HSBC-Umfrage erstmals seit der Pandemie etwas an Beliebtheit.

Schwäche in Mitteleuropa

Das Online-Geschäft von Tesco auf dem Heimatmarkt wuchs um 10,4%. Dazu trug der neue Schnelllieferdienst Tesco Woosh rund zwei Prozentpunkte bei. Auch nach der Pandemie lassen sich viele Briten ihre im Internet getätigten Lebensmitteleinkäufe nach Hause liefern. Die Zahlungsbereitschaft der Kunden hält sich allerdings in engen Grenzen. Die HSBC schätzt die Kosten einer Online-Order für die Einzelhändler auf 7 bis 12 Pfund. In Mitteleuropa, wo Tesco in der Slowakei, in Tschechien und Ungarn aktiv ist, wuchs der Umsatz um lediglich 0,2%. Das Management führte das auf ein schwieriges Umfeld mit anhaltendem Inflationsdruck zurück. Allerdings habe die Teuerung im zweiten Halbjahr nachgelassen. Im Weihnachtsgeschäft sei der Absatz gestiegen.

Details zur Tesco Bank

Der im Februar angekündigte Verkauf der Tesco Bank an Barclays schlug sich in einem Nachsteuerverlust von 628 Mill. Pfund nieder, der sich aus der Reklassifizierung von Assets und Verbindlichkeiten als „Held for Sale“ ergibt. Alles in allem spiele die Transaktion jedoch rund 1 Mrd. Pfund in bar ein, heißt es in der Pflichtveröffentlichung. Dazu zählen die von Barclays gezahlten 600 Mill. Pfund und eine von der Tesco Bank gezahlte Sonderdividende von 250 Mill. Pfund.

Interessenten für Ted Baker

Unterdessen haben sich offenbar Interessenten für die Überreste des kollabierten Textileinzelhändlers Ted Baker gefunden. Am Montag gaben die Insolvenzverwalter die Schließung von 15 Filialen bekannt. Mike Ashleys Frasers Group und die Modekette Next werden als mögliche Käufer gehandelt. Ashley betätigt sich seit Jahren als Markensammler. Zuletzt erhöhte er seine Beteiligung am Modelleisenbahnbauer Hornby. Next übernahm die finanziell angeschlagene Joules.

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