Unternehmen horten Cash

Moody's: Bei Übernahmen wird auf billige Fremdmittel zurückgegriffen

Unternehmen horten Cash

po Frankfurt – Für die großen Unternehmen in Europa, Nah- und Mittelost und Afrika (EMEA) gilt nach wie vor “cash is king”. Wie die Ratingagentur Moody’s hochrechnete, haben die Nichtbanken der Region Ende 2014 insgesamt 870 Mrd. Euro Liquidität gehortet, 6 % oder 50 Mrd. Euro mehr als Ende 2013. Gemessen an den gleichzeitig kräftiger gestiegenen Umsätzen habe sich dabei eine leicht gesunkene Cashquote von 12,5 (i.V. 12,8) % ergeben, wohl auch wegen der Umrechnungseffekte aus dem gestiegenen Dollarkurs in Euro.2008, im Jahr der Finanzkrise, hatte diese Quote bei nur 9,1 % gelegen und hatte 2010 mit 14,1 % einen Höchststand erreicht. Dass diese Liquiditätshaltung gemessen an den Umsätzen jetzt etwas nachlässt, deutet laut Moody’s darauf hin, dass sich die Unternehmen mittlerweile besser gerüstet fühlen für mögliche Verwerfungen in der Refinanzierung am Kapitalmarkt oder bei Banken. Wegen des allgemeinen Geschäftswachstums hätten aber die Cashbestände gleichwohl zugelegt. Flexibel bleibenSie dürften auch künftig zur Wahrung der Flexibilität hoch bleiben. An den Geldbeständen dürfte eine sich belebende M & A-Konjunktur wenig ändern, würden doch Übernahmen angesichts der schier unbegrenzt verfügbaren Gelder am Markt zu Niedrigzinsen meist fremdfinanziert, betont Jean-Nichel Carayon von Moody’s. Dabei würden Anleihen bevorzugt, in zunehmendem Maße von mittelgroßen Unternehmen.Die Barmittel würden weiterhin vor allem für Investitionen eingesetzt werden. Da aber die Investitionsneigung weiterhin verhalten sei, sorge der freie Cash-flow dafür, dass die Cashbestände nicht abnähmen.Die zehn Gesellschaften der Region mit der höchsten Liquidität werden von Volkswagen angeführt (siehe Tabelle). Zusammen kommen die Top Ten auf 211 Mrd. Euro oder fast ein Viertel der gesamten Barmittel. Als besonders cashlastig haben sich Versorger, Autokonzerne, Energieriesen und Telekomanbieter hervorgetan, auf die 56 % der Cashreserven entfielen. Interessanterweise zählte Deutschland 2014 zu den Ländern, wo die Barbestände sanken, vor allem bei BMW, Daimler und Volkswagen.Sind die gehorteten Summen im Raum EMEA auch beachtlich, werden sie doch von der Überliquidität bei US-Konzernen weit übertroffen. Allein neun US-Gesellschaften verfügten über 30 Mrd. Dollar und mehr Cash, Apple allein kam Ende 2014 auf 178 Mrd. Dollar. Moody’s verweist darauf, dass sechs der neun US-Firmen dem Technologiesektor angehören, wo es Vergleichbares in Europa praktisch nicht gebe.