Unternehmen setzen auf Rechenzentren in der EU
Unternehmen setzen auf EU-Rechenzentren
China und Russland laut Bitkom keine Option – Personalmangel behindert Cloud-Projekte
sar Frankfurt
Die Nutzung von IT-Anwendungen in der Cloud nimmt bei deutschen Unternehmen zu. Das zeigt der Cloud-Report 2024 des Verbands der Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom, für den gut 600 Unternehmen ab 20 Beschäftigten befragt wurden. Derzeit betreiben sie im Durchschnitt 38% ihrer IT-Anwendungen in der Cloud, in fünf Jahren sollen es 54% sein. „Die Cloud wird die Unternehmens-IT künftig dominieren“, sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst bei der Präsentation der Ergebnisse vor Journalisten.
Die Unternehmen wollen mit ihren Cloud-Aktivitäten Kosten senken (62%), die Umstellung auf Plattformen und Software as a Service sowie die Digitalisierung interner Prozesse beschleunigen (je 61%). Eine bessere IT-Sicherheit steht für 57% im Vordergrund. Besonders großes Wachstumspotenzial gibt es im Bereich Sicherheitssoftware sowie bei KI-Diensten. „IT-Sicherheit und künstliche Intelligenz werden dem Cloud Computing einen kräftigen Schub verleihen“, prognostiziert Wintergerst. Dafür müssen jedoch auch die Unternehmen noch Vorarbeit leisten: Zurzeit sagen 59% der Befragten, sie könnten KI-Angebote aus der Cloud „aufgrund fehlenden Know-hows im Unternehmen“ nicht nutzen.
Bei der Wahl des Cloud-Anbieters spielt der Standort der Rechenzentren für 98% der Teilnehmer eine große Rolle. Ein Standort in Deutschland wäre dabei für alle vorstellbar, ein EU-Standort für insgesamt 97%. Mit großem Abstand folgen die USA, wo 45% sich ihr Cloud-Rechenzentrum vorstellen könnten. Ein Standort in China kommt dagegen für 96% der Unternehmen, die auf dieses Kriterium achten, nicht in Betracht. Ein Cloud-Anbieter mit Rechenzentrum in Russland kommt für keinen Teilnehmer infrage.
Zeit für Cloud-Projekte fehlt
Als Hürden für die Umsetzung von Cloud-Projekten nennen drei Viertel der Befragten das Thema Personalmangel: Während im vergangenen Jahr 65% sagten, „zu wenig qualifiziertes Personal“ für die Umsetzung von Cloud-Projekten zu haben, sind es mittlerweile schon 76%. Der zweite Faktor hängt damit zusammen: In 63% der Unternehmen „fehlt die Zeit für Cloud-Projekte“. Auch im Consulting gibt es offenbar zunehmend Engpässe. Bereits im Vorjahr nannten 42% den Mangel an qualifizierter externer Beratung als Hürde für ihr Cloud-Projekt, in diesem Jahr sind es bereits 53%.
Sorge um Datenverlust in der Cloud
Nach wie vor sorgen sich viele Unternehmen auch um die Sicherheit ihrer Daten in der Cloud: 64% fürchten unberechtigten Zugriff auf sensible Daten, 52% einen Datenverlust. Gerade beim Thema Datenschutz seien Unternehmen „extrem verunsichert“, beobachtet Wintergerst.
Zumindest die wirtschaftlichen Vorteile einer Cloud-Nutzung sind für einige Unternehmen besser greifbar: Während im vergangenen Jahr noch ein Drittel der Teilnehmer den wirtschaftlichen Nutzen der Cloud als „unklar“ bezeichnet hat, sind es in diesem Jahr nur noch 24%. Der Kostenfaktor bleibt dennoch eine der größten Hürden bei Cloud-Projekten: 62% scheuen den aus ihrer Sicht zu hohen Investitionsbedarf. Laut Wintergerst kann jedoch der Zugriff auf Cloud-Ressourcen gerade für größere Mittelständler günstiger sein, als die gesamte Infrastruktur selbst vorzuhalten. 86% der Teilnehmer haben nach eigener Aussage bis 2023 bereits in Cloud-Aktivitäten investiert, 54% planen dies für 2024. In den kommenden Jahren wollen 77% investieren.