US-Autobauer richten Fokus in New York auf China

Mit Luxuslimousinen von Lincoln und Cadillac soll riesiger Rückstand auf deutsche Rivalen verkürzt werden

US-Autobauer richten Fokus in New York auf China

Von Sebastian Schmid, New YorkWenn am Karfreitag die New Yorker Automesse offiziell ihre Tore öffnet, werden vor allem Fahrzeuge der Oberklasse im Fokus stehen. Im Unterschied zu der vor zweieinhalb Monaten in Detroit ausgerichteten North American International Auto Show, wo vor allem Massenhersteller auftrumpfen, hat die Branchenschau im Big Apple traditionell einen etwas stärkeren Fokus auf Luxusautos. In der Finanzmetropole ist für diese eben ausreichend zahlungskräftiges Publikum vorhanden.Insofern verwundert es kaum, dass die größten US-Autobauer Ford und General Motors hier ihre Antworten auf die größten Stufenheckvarianten der deutschen Oberklassewettbewerber präsentieren. Der Lincoln Continental und der Cadillac CT6 sollen dem Audi A8, der BMW 7er-Reihe und der Mercedes-Benz-S-Klasse Konkurrenz machen. Ford wird den Lincoln, der 2016 in Serie gehen soll, zunächst als Konzept vorstellen. Die GM-Tochter Cadillac will den CT6 derweil in der Serienversion zeigen. Mit ihrem Fokus auf die größte Luxuslimousinenklasse richten sich die US-Konzerne allerdings fast mehr an den chinesischen als an den Heimatmarkt. Schon heute verkaufen etwa die deutschen Hersteller mehr A8, 7er und S-Klassen in China als in den USA. Bei BMW ist der 7er-Absatz sogar etwa doppelt so hoch. Mercedes-Benz blieb 2014 in China zwar insgesamt hinter ihrem US-Absatz zurück. Die S-Klasse findet aber reißenden Absatz und verkaufte sich Marktbeobachtern zufolge prozentual zweistellig mehr als in den Vereinigten Staaten.Cadillac verkündet schon seit Jahren, im Reich der Mitte aufholen zu wollen. Betrachtet man nur die Wachstumsraten, scheint dies 2014 geglückt zu sein. Während Audi, BMW und Mercedes-Benz dort jeweils gut ein Fünftel zugelegt haben, steigerte Cadillac den Absatz um 46 %. In absoluten Zahlen haben die Amerikaner allerdings weiter an Boden verloren. So haben etwa Audi und BMW ihren Absatz im vergangenen Jahr um mehr Autos gesteigert, als Cadillac in China insgesamt absetzen konnte. Selbst bei Mercedes-Benz, der Nummer 3 unter den deutschen Luxuskarossenanbietern im Reich der Mitte, zog die Zahl der Auslieferungen verglichen mit Cadillac mehr als doppelt so stark an.Während die US-Autobauer sich mit ihren Neuvorstellungen in New York also mindestens ebenso sehr an die chinesischen Kunden wie an die Einheimischen richten, wenden sich die ausländischen Autobauer stärker an das US-Publikum. So wird Lexus die neue Variante des Bestsellers RX vorstellen. Das Mischfahrzeug aus Pkw und Geländewagen (Crossover) stand trotz seines fortgeschrittenen Alters bei der Toyota-Tochter 2014 für mehr als ein Drittel des gesamten Markenabsatzes in den Vereinigten Staaten. Der in New York vorgestellte RX wird die vierte Generation des vor 17 Jahren eingeführten Fahrzeugtyps sein.Auch Mercedes-Benz setzt mit der offiziellen Vorstellung des GLE auf die Vorliebe der Amerikaner für geländetaugliche Familienfahrzeuge. Die Coupé-Variante hatte Mercedes bereits im Januar in Detroit vorgestellt. Die GLE-Reihe ist der Nachfolger der bislang als M-Klasse vermarkteten mittelgroßen SUVs, deren Umbenennung angesichts der Bezeichnungen der übrigen SUV-Reihen – GLA, GLK und GL – längst überfällig war und mehr Klarheit in das Mercedes-Angebot bringen dürfte. Porsche und BMW zeigen derweil hochmotorisierte Sportwagen, während Audi mit dem elektrisch betriebenen Kleinwagen A3 etwas gegen den Trend ausschert – allerdings wird auch die neue Variante des Großraum-SUV Q7 vorgestellt.