US-Autohersteller müssen um ihren Erfolg fürchten

General Motors und Fiat Chrysler fahren wegen schwacher Nachfrage Pkw-Produktion zurück

US-Autohersteller müssen um ihren Erfolg fürchten

Von Peter Olsen, FrankfurtDer Verkaufserfolg der traditionellen US-Automobilhersteller ist beeindruckend. Vor acht Jahren waren sie noch am Boden: GM und Chrysler wurden in die Kurzinsolvenz gezwungen, und Ford trennte sich von ihren Engagements beispielsweise an Volvo und Mazda, um sich fortan allein auf die eigene Marke zu fokussieren. Light Trucks dominierenDer Branche setzte der seinerzeit hohe Ölpreis mit entsprechend hohen Spritpreisen von mehr als 3,60 Dollar je Gallone mächtig zu. Die beliebten Pick-up Trucks und schweren SUVs waren nicht mehr zu verkaufen. Verbrauchsarme Pkw und Kompaktwagen mussten her, Volkswagen glaubte irrtümlich, mit gar nicht so sauberen “Clean Diesel” punkten zu können. Die Obama-Administration verschärfte die Flottenverbrauchsvorgaben, um endlich auch die Produzenten der “gas guzzler” (Spritfresser) zur Einsicht zu zwingen. Immerhin hat in dieser Zeit eine kalifornische Blechschmiede namens Tesla tatsächlich ein rein batterieelektrisch betriebenes Auto hoffähig, ja begehrenswert gemacht.Und heute: Light Trucks wie Pick-ups und Geländewagen dominieren wie einst zu knapp 60 % den US-Markt, wer – wie viele Importmarken – vor allem Pkw im Programm hat, bekam von dem stetigen Wachstum des US-Automarktes nichts oder nur wenig mit. Die Unsicherheit wächst allenthalben, ob mit den absehbar etwas über 17 Millionen Neuwagenverkäufen in diesem Jahr der Zenit erreicht worden sein könnte.Mit Argusaugen müssen die von ihrem eigenen Erfolg in der Heimat berauschten US-Automanager fürchten, dass die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) mit ihrer angekündigten Förderkürzung tatsächlich den Preis dauerhaft nach oben bringt. Bislang haben gerade die Fracking-Aktivitäten in den Staaten die Ölpreise im Zaum gehalten.Welche Wirkungen von der Regentschaft des künftigen Präsidenten Donald Trump ausgehen, lässt sich schwer abzuschätzen. Daniel Howes, Kolumnist der “Detroit News”, warnt davor, dass die US-Hersteller zu Opfern ihres eigenen Erfolgs werden könnten. Denn die Unwucht im Autoverkauf zwingt sie selbst schon dazu, gerade bei den politisch gewollten Pkw auf die Bremse zu treten.General Motors und Fiat Chrysler beispielsweise legen schon in einigen Pkw-Werken die Axt an. So kürzt GM in drei Werken 3 300 Stellen, weil der Kompaktwagen Cruze nicht läuft. In fünf weiteren Werken werde es vorübergehende Entlassungen geben. Fiat Chrysler Automobiles (FCA) nimmt in zwei kanadischen Pkw-Werken die Produktion zurück. Bei GM sind im November die Bestände fertiger Fahrzeuge auf 847 000 Einheiten geklettert, ein Viertel mehr als vor Jahresfrist. Reichweite: fast 90 Tage; als gesund gelten 60 bis 70 Tage Vorrat. Marginale ElektromobilitätNur noch 30 % des GM-Verkaufs in den Staaten sind Pkw, bei Ford sind es 27 % und bei FCA sogar nur noch 15 %. Mit den Light Trucks lässt sich in den USA gut Geld verdienen – aber auch nur dort. Für die drei Hersteller besteht also die latente Gefahr, weltweit geltende Trends hin zu alternativen Antrieben zu verpassen – trotz Tesla und elektrischer Einzelstücke wie des Chevy Bolt von GM. Aber die erreichen nicht einmal 3 % des US-Marktes.