US-Autoindustrie blickt bange nach Mexiko

Schließung der südlichen Grenze würde Produktion lahmlegen - Auftaktquartal im Heimatmarkt schwach

US-Autoindustrie blickt bange nach Mexiko

sp New York – Der US-Automarkt ist mit stotterndem Motor in das neue Jahr gestartet. Mehr noch als die rückläufigen Absatzzahlen im Heimatmarkt, die für die meisten US-Hersteller im ersten Quartal immerhin besser als erwartet ausgefallen sind, beschäftigt die Industrie aktuell aber die neuerliche Drohung von US-Präsident Donald Trump, die Grenze zum südlichen Nachbarn Mexiko noch in dieser Woche ganz zu schließen. Experten rechnen damit, dass die Autoproduktion in den USA für diesen Fall schon nach wenigen Tagen zusammenbrechen würde. Ford, der zweitgrößte US-Autohersteller, der heute als letzter der großen Autokonzerne seine Absatzzahlen für das erste Quartal vorstellt, hat derweil bekräftigt, trotz des Abschieds aus Russland und den zuletzt angekündigten Stellenstreichungen in Deutschland an der Region festzuhalten.In den USA dürfte Ford nach Einschätzung des Branchendienstes Auto News im ersten Vierteljahr 5,2 % weniger Autos als im Vorjahr verkauft haben. Damit hätte der Konzern besser abgeschnitten als von Analysten erwartet. Auch General Motors, die wie Ford keine monatlichen Absatzzahlen mehr berichtet, im Heimatmarkt zum Auftakt aber 7 % weniger Wagen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres abgesetzt hat, lag damit über den Erwartungen. Fiat Chrysler Automobiles, die Nummer 3 unter den US-Herstellern, schlug sich mit einem Rückgang um 3 % in der unmittelbaren Nachbarschaft am besten. Nachdem alle drei US-Konzerne am Dienstag an der Börse fester notierten, lagen Ford und General Motors auch am Mittwoch im Plus.Die Reaktion von Investoren zeigt, dass sie die Drohungen von US-Präsident Trump derzeit nicht besonders ernst nehmen. Denn Trump hat seit dem Wochenende mehrfach erklärt, nötigenfalls die Grenze zu Mexiko zu schließen, wenn die zuletzt steigenden Zahl von Einwanderern aus Mittelamerika, die über Mexiko die USA erreichen, nicht auf politischem Wege eingedämmt werden könne. Macht der Präsident seine Drohungen wahr, wäre nach Einschätzung von Experten neben der Landwirtschaft vor allem die Automobilindustrie betroffen, die von Zulieferern aus Mexiko abhängig ist.”Man kann ein Auto nicht bauen, wenn man nicht alle Teile hat”, stellt Kristin Dziczek, Vice President des Center of Automotive Research in Ann Arbor, Michigan, fest. Nach ein bis zwei Schichten würde es in der Produktion zu Engpässen bei einigen Teilen kommen, ist sich die Expertin sicher. “Einige dieser Teile sind so wichtig, dass es innerhalb von einer Woche zu einem Produktionsstopp in der ganzen Industrie kommen würde.”In einem typischen Automobil werden rund 30 000 Teile verbaut und Mexiko ist der größte Lieferant für die Autobauer in den USA. Die gesamte Produktion ist auf Zulieferer aus dem Süden angewiesen. Ein Autositz überquert üblicherweise sogar mehrfach die Grenze, bevor er in ein Auto “made in USA” eingebaut wird, sagt Charlie Chesbrough von Cox Automotive aus Atlanta, Georgia. Ford geht in Europa nach vornDer US-Autobauer Ford hat derweil vier neue Plug-in-Hybride und zwei batteriegetriebene Elektrowagen für den europäischen Markt vorgestellt. “Ford geht in Europa nirgendwohin außer nach vorne”, erklärte Steven Armstrong, Chairman von Ford of Europe, am Dienstag in Amsterdam. Der Konzern beschäftigt in Europa derzeit rund 54 000 Mitarbeiter.