US-Firmen bremsen bei Investitionen
Die wichtigsten US-Konzerne in Deutschland haben ihr Geschäft trotz der politischen Konflikte ausgebaut. Das zeigt eine Analyse der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland. Bei den Investitionen wollen die amerikanischen Unternehmen laut einer KPMG-Befragung allerdings auf die Bremse treten.hek Frankfurt – Die Bereitschaft von US-Konzernen, in Deutschland zu investieren, nimmt ab. Nur knapp ein Viertel der amerikanischen Unternehmen hierzulande plant für die kommenden drei Jahre Investitionen von durchschnittlich mindestens 10 Mill. Euro, geht aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG hervor. Vor zwei Jahren sei es noch knapp die Hälfte gewesen.Mit der Geschäftsentwicklung zeigen sich die befragten Manager dagegen überwiegend zufrieden. 77 % der US-Unternehmen sehen ihre aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland als gut oder sehr gut an, teilte KPMG am Montag mit. Das seien 5 Prozentpunkte mehr als vor zwei Jahren. Ähnlich viele Konzerne (73 %) seien für die kommenden drei Jahre optimistisch gestimmt.Eine Analyse der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany) bestätigt die Einschätzung. Demnach florieren die Geschäfte der 50 größten US-Firmen in Deutschland trotz der politischen Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und der EU. Diese Unternehmen hätten ihren Umsatz im vergangenen Jahr im Schnitt um 5,5 % auf 177 Mrd. Euro ausgebaut. Damit fiel der Anstieg stärker aus als im Jahr zuvor mit 3,4 %. Umsatzstärkste Unternehmen waren Ford mit 21,1 Mrd. Euro und Amazon mit 16,9 Mrd. Euro (siehe Grafik). Die Top 50 beschäftigten 278 000 Mitarbeiter hierzulande, 2,3 % mehr als 2017.Die großen US-Unternehmen bewerteten den Standort Deutschland weiter positiv, sagt Frank Sportolari, Präsident von AmCham Germany. “Jedoch führen die aktuellen Herausforderungen im Umgang mit der US-Handelspolitik, den Arbeits- und Energiekosten und der digitalen Infrastruktur zu Unsicherheiten in der Wirtschaft.” Die Top-50-Konzerne erwarten AmCham zufolge, dass die wirtschaftliche Partnerschaft zwischen Deutschland und den USA enger sein wird als die politische. Von der Politik von US-Präsident Donald Trump distanzierten sie sich: Die Einführung von Zöllen führe nicht zu dem Ziel, eine ausgeglichene Handelsbilanz für die USA zu erreichen.Zu spüren bekommen die hierzulande aktiven US-Unternehmen die aktuelle Konjunkturflaute. Ihnen fehle in Deutschland der Stimulus, den ihnen die Politik in den USA verschaffe, sagt Frank Riemensperger, AmCham-Germany-Vizepräsident und Vorsitzender der Geschäftsführung von Accenture Deutschland.Als größte Investitionshürden sehen die US-Konzerne in Deutschland laut der KPMG-Befragung die hohen Steuern und das komplexe Steuersystem, eine unzureichende staatliche Unterstützung und Förderung von Ansiedlungen und Erweiterungsinvestitionen, hohe Personalkosten, die mangelnde Verfügbarkeit gut ausgebildeter Arbeitskräfte und einen unzureichenden Einsatz von künstlicher Intelligenz an. Jedes fünfte Unternehmen setze Deutschland bei Steuern und Abgaben im EU-Vergleich auf einen der letzten fünf Plätze. Nur 17 % der Konzerne fühlten sich optimal unterstützt bei Neuansiedlungen oder verstärkten Investitionen. Auch bei der Infrastruktur falle Deutschland zurück. KPMG bewertet die Ergebnisse der Befragung von insgesamt 100 Unternehmen als ambivalent. Deutschland sei und bleibe ein attraktiver Standort, die Investitionsbereitschaft sei aber “deutlich gedämpft”. Die geplanten Investitionen der Unternehmen beträfen vor allem das jeweilige Kerngeschäft. Jede zweite US-Gesellschaft beabsichtige auch Investitionen in die Digitalisierung, und jede dritte wolle in Zukunftstechnologien investieren. “Dieser Bedarf zeigt, dass gut ausgebildete Fachkräfte rund um Digitalisierung und Technologisierung ein wesentlicher Standortfaktor für ausländische Unternehmen sind”, meint KPMG-Bereichsvorstand Andreas Glunz.