US-Investoren warten noch auf den Torabschluss
Von Stefan Paravicini, Berlin
Ist das der nächste Versuch der Konkurrenz, den Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt auf dem Weg in die sportlich und wirtschaftlich lukrative Champions League vom Kurs abzubringen? Nachdem in den vergangenen Wochen zunächst der Sportdirektor seinen Abschied ankündigte und auch die Zukunft des Trainers bei dem Traditionsverein zunehmend unsicher scheint, könnte auch diese Nachricht für Unruhe im Umfeld des Vereins sorgen: Der Club befindet sich angeblich in Vorgesprächen mit Banken über die Bewertung eines Minderheitsanteils, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf Insider berichtete.
Der Aufsichtsrat der Eintracht habe noch keine Entscheidung getroffen, ob der Club die Möglichkeiten für einen Anteilsverkauf ausloten will, hieß es weiter. Derweil seien vor allem US-Investoren aktiv auf der Suche nach Gelegenheiten für einen Einstieg in der Fußball-Bundesliga, berichtet die Nachrichtenagentur und zitiert unter anderem Paul Conway, einen der Gründer der Investmentfirma Pacific Media Group: „Deutschland ist für uns strategisch interessant“, sagt der Investor, der im europäischen Fußball bisher nur bei Adressen aus der zweiten und dritten Reihe engagiert ist.
Bekommt die Eintracht also bald einen amerikanischen Miteigentümer? „Nein, hierüber ist uns tatsächlich nichts bekannt“, erklärt ein Sprecher der Eintracht Frankfurt Fußball AG auf Anfrage zu den kolportierten Plänen für einen Verkauf eines Minderheitsanteils. Der Bericht über das wachsende Interesse von US-Investoren an der Bundesliga dürfte trotzdem nicht auf die Investor-Relations-Abteilung von Borussia Dortmund, dem börsennotierten Konkurrenten der Eintracht um die Champions-League-Plätze, zurückgehen. Denn der europäische Fußball erfreut sich großer Aufmerksamkeit von Investoren aus den USA, die in Europa nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie Gelegenheiten für sportliche Engagements zu attraktiven Bewertungen wittern (siehe Grafik).
Jüngstes Beispiel ist der englische Drittligaclub Ipswich Town, für den ein Konsortium von US-Finanziers in dieser Woche rund 40 Mill. Pfund auf den Fußballrasen gelegt hat. Nach Angaben von CIES Sports Intelligence ist es seit Jahresanfang bereits der dritte Club aus der unterklassigen League One, bei dem die Schlüssel für die Umkleide an einen neuen Eigentümer gehen. Aber auch in der Beletage des europäischen Fußballs kommen US-Investoren immer öfter zum Torabschluss. Nachdem die Krause Group Ende September die Mehrheit des italienischen Erstligisten Parma Calcio übernommen hatte, zählte CIES in den beiden höchsten Spielklassen in England, Frankreich, Italien und Spanien insgesamt 23 Vereine unter Kontrolle von US-Investoren. Von den insgesamt 60 Clubs aus Premier League, Serie A, und Ligue1 – den höchsten Spielklassen in England, Italien und Frankreich – wird nach Angaben von KPMG Football Benchmark schon ein Dutzend Vereine von amerikanischen Geldgebern gelenkt. Zu den ersten zählte Malcom Glazer, der seinen Einstieg bei Manchester United 2003 verkündete. Heute sind auch Adressen wie Elliott Management beim AC Milan, King Street Capital in Bordeaux oder Silver Lake über ihre Beteiligung an der City Football Group aus Abu Dhabi bei Manchester City am Ball.
KKR hilft bei Hertha BSC aus
In der Bundesliga kamen US-Investoren bislang kaum zum Zug. KKR half 2014 dem Hauptstadtclub Hertha BSC aus der Defensive, zeichnete für 18 Mill. Euro zehn Prozent der Anteile und stellte 36 Mill. Euro als Darlehen zur Verfügung. Mittlerweile hat der Investor Lars Windhorst mit der von ihm kontrollierten Tennor Holding die Anteile übernommen und sein Engagement beim „Big City Club“ ausgebaut. Derweil sollen sich US-Investoren laut Medienberichten um eine Minderheitsbeteiligung an einer Tochter der Deutschen Fußball Liga bemühen. Im Kampf um einen Startplatz in der Champions League dürften sie der Eintracht nicht mehr gefährlich werden.