US-Kartellwächter laufen voll ins Risiko

Wettbewerbshüter gehen nach Entscheid im Kartellverfahren gegen AT & T und Time Warner in Berufung

US-Kartellwächter laufen voll ins Risiko

Das US-Justizministerium lässt im Kartellverfahren zum Zusammenschluss von AT & T mit Time Warner nicht locker. Einen Monat nach der schweren Niederlage in erster Instanz haben die US-Wettbewerbshüter mit dem obersten Kartellwächter Makan Delrahim an ihrer Spitze angekündigt, in Berufung zu gehen.sp New York – Die Kartellwächter des US-Justizministeriums mit dem obersten Wettbewerbshüter Makan Delrahim an ihrer Spitze haben in der vor 20 Monaten gestarteten Saga um die Megafusion des US-Telekomkonzerns AT & T mit dem Medienunternehmen Time Warner für eine handfeste Überraschung gesorgt. Knapp einen Monat nachdem das Ministerium in dem von der US-Regierung angestrengten Kartellverfahren zu der 109 Mrd. Dollar schweren Übernahme in erster Instanz eine schwere Niederlage vor Gericht erlitten hatte, kündigte die Behörde an, gegen das Urteil von Richter Richard Leon in Berufung zu gehen. Delrahim geht damit voll ins Risiko. Eine weitere Niederlage in dem Verfahren dürfte seinen Handlungsspielraum in der Fusionskontrolle für sogenannte vertikale Zusammenschlüsse empfindlich einschränken. Die Chancen der Kartellwächter vor der Berufungsinstanz werden von den meisten Beobachtern wie schon beim Start des Kartellverfahrens im vergangenen November als gering angesehen, auch wenn US-Präsident Donald Trump mit Brett Kavanaugh gerade einen Richter vom zuständigen Court for Appeals for District of Columbia Circuit für den Supreme Court vorgeschlagen hat. Die ersten Stellungnahmen von AT & T fielen gelassen aus. Konzernchef Randall Stephenson, der den Deal im Oktober 2016 angeschoben hatte und sich am Freitag wie die meisten Branchenschwergewichte bei einem Treffen in Sun Valley im Bundesstaat Idaho aufhielt, wiederholte die schon früher gemachte Aussage, die Übernahme bei Bedarf auch bis vor den Supreme Court durchzukämpfen. Die Aktie von AT & T notierte 2 % schwächer. Time Warner sind nach dem Abschluss der Fusion am 14. Juni nicht mehr an der Börse notiert.Wie es in dem Kartellverfahren weitergeht, ist nicht nur für AT & T von Belang, die sich mit Filmstudios und Fernsehsendern von Time Warner gegen Konkurrenten wie Netflix und Amazon wappnen will. Der Fall hat darüber hinaus für die Fusionskontrolle in den USA Bedeutung, weil hier zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren ein sogenannter vertikaler Zusammenschluss vor Gericht verhandelt wird. Sollte Delrahim in zweiter Instanz erfolgreich sein, würde das die Position der Wettbewerbshüter auch mit Blick auf andere Fusionen von Unternehmen stärken, die wie AT & T und Time Warner bislang zwar nicht in den gleichen Märkten tätig sind, nach Einschätzung der Kartellwächter gemeinsam aber trotzdem eine größere Marktmacht entfalten können. Sollten die Wettbewerbshüter neuerlich scheitern, könnten sich andere Partner in vertikalen Zusammenschlüssen künftig aber auf einen Präzedenzfall mit bindender Wirkung berufen, womit den Kartellwächtern nach Einschätzung von Experten weitgehend die Hände gebunden wären. Bahn frei für vertikale MergerWie groß die Aufmerksamkeit für den Fall ist, zeigte sich bereits nach dem am 12. Juni ergangenen Urteil erster Instanz, das den US-Kabelkonzern Comcast bestärkte, eine Offerte für Assets von 21st Century Fox vorzulegen und sich auf einen Bieterkampf mit Walt Disney einzulassen.—– Wertberichtigt Seite 6