US-Kunden zeigen sich mit Volkswagen unzufrieden
Von Peter Olsen, FrankfurtSie ist subjektiv, sehr amerikanisch, bei den Gewinnern beliebt, bei den Verlierern wird ihre Relevanz für das Tagesgeschäft bestritten. Und trotzdem werden die Ergebnisse akribisch studiert, um daraus Konsequenzen für Entwicklung, Produktion und Vertrieb zu ziehen. Es geht um das alljährliche Qualitäts-Ranking des US-Marktforschungsinstituts J.D. Power.Und für die von ihrer Technik und Qualität so überzeugten deutschen Autobauer ist die aktuelle Liste kein Ruhmesblatt. Mercedes rutschte um fünf Plätze auf Rang 9 ab, BMW kletterte zwar um drei Positionen, landete aber auf Rang 10 noch hinter den Stuttgartern, die VW-Premiummarke Audi schnitt – trotz leichter Verbesserung – an 16. Stelle liegend, schlechter als der Durchschnitt ab, und Volkswagen landete gemeinsam mit Mitsubishi auf dem viertletzten Platz (siehe Grafik). Porsche 911 am bestenDas zweite Jahr in Folge konnte sich Toyotas Premiummarke Lexus mit den geringsten Mängeln innerhalb der ersten 90 Tage an die Spitze setzen. Dicht dahinter folgen Jaguar und Porsche. Dabei, so lässt sich der Studie entnehmen, schneidet die Porsche-Ikone 911 mit lediglich 44 gemeldeten Mängeln je 100 ausgelieferten Fahrzeugen am besten ab.Obwohl die J.D.-Power-Studie auf große Beachtung stößt, sagt sie über den tatsächlichen Verkaufserfolg und die Kundentreue üblicherweise wenig aus. Und beim Thema Qualität geht es auch weniger um echte technische Mängel, als vielmehr um die Bedienbarkeit des Fahrzeugs. Das gilt als ein Grund, warum japanische Anbieter, die ihre Modelle in der Grundkonzeption längere Zeit wenig verändern – der US-Kunde weiß, wo welcher Knopf sitzt -, regelmäßig vergleichsweise gut abschneiden, während Anbieter, die einen Modellwechsel hinter sich haben, eher auf den hinteren Plätzen landen. Der Absturz von Ford noch unter das unterdurchschnittliche Niveau von Chrysler beispielsweise geht vor allem auf das neue “MyFord”-Bediensystem für Telefon, Klimaanlage, Navigationsgerät, Radio usw. zurück, das offenbar die Ford-Kunden überfordert. Ähnliche Erfahrungen hatte in der Vergangenheit schon BMW machen müssen, als man sehr früh viel Elektronik in die Menüführung der Premiumfahrzeuge packte. Ohne ein längeres Studium der Betriebsanleitung waren manche Fahrer seinerzeit nicht imstande, das Fahrzeug überhaupt in Gang zu setzen.Insgesamt hat sich laut J.D. Power das Qualitätsniveau verbessert. Der Durchschnitt habe sich um 5 % auf 107 Probleme je 100 Fahrzeuge verringert – auch das ein Grund, warum manche Marke trotz erreichter Verbesserungen im Ranking nicht aufsteigen konnte.Bei Volkswagen hat man mit einem besseren Abschneiden gerechnet, was ja auch zu den erklärten Zielen von Vorstandschef Martin Winterkorn zählt. Ihm kommt es bekanntlich nicht nur auf steigende Absatzzahlen und Renditen an, sondern auch auf ein Höchstmaß an Kundenzufriedenheit. Immerhin haben sich aber die zu regulierenden Gewährleistungsfälle, also echte Mängel, um etwa 40 % vermindert, war zu hören. Neue ModelleFür die Wolfsburger dürfte sich nachteilig ausgewirkt haben, dass mit dem Jetta aus mexikanischer Produktion und dem US-Passat aus dem neuen Werk in Chattanooga zwei recht neue Produkte angeboten werden. Diese werden aufgrund der Rückmeldungen laufend nachgebessert. So soll der US-Passat in der Qualität schon besser abschneiden als der aus Deutschland importierte Vorgänger.