US-Pharma verdient mehr als erwartet
Die US-Pharmabranche hat die Erwartungen der Wall Street im ersten Quartal übertroffen. Die drei Branchenschwergewichte Pfizer, Merck & Co. sowie Bristol-Myers Squibb verdienten allesamt mehr als prognostiziert. Die Trendwende beim Umsatz lässt indes auf sich warten. Mit Bristol-Myers steigerte lediglich der kleinste der drei Wettbewerber seine Erlöse. Die Investoren waren indes nur mit Merck zufrieden, deren Aktie um 5% zulegte, während die Titel der Rivalen leicht an Wert einbüßten.scd New York – Bristol-Myers Squibb ist dank des Antidepressivums Abilify und einer starken onkologischen Produktpalette dort, wo die Konkurrenten Merck und Pfizer mittelfristig auch wieder hinwollen: auf den Wachstumspfad. Bristol-Myers steigerte den Konzernumsatz im ersten Quartal um rund 6 % auf 4,04 Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt nur mit 3,8 Mrd. Dollar gerechnet. Auch die Gewinnsteigerung um mehr als ein Viertel auf 1,19 Mrd. Dollar übertraf die Expertenschätzungen. Im Schnitt hatte sich die Wall Street auf 50 Cent Gewinn je Aktie eingestellt. Geliefert wurden 71 Cent je Titel.Treibende Kraft der unerwartet guten Erlös- und Ergebnisentwicklung war offenbar das Antidepressivum Abilify, dessen Umsatz weltweit zwar nur um 3 % auf 554 Mill. Dollar zulegte. Analysten hatten allerdings mit einem Absturz der Einnahmen um 160 Mill. Dollar gerechnet. Die meisten Investoren gehen allerdings davon aus, dass die Abschwächung der Abilify-Erlöse nur aufgeschoben wurde. Bristol-Myers kassiert derzeit noch Lizenzgebühren vom Abilify-Partner Otsuka Pharmaceutical. Die diesbezügliche Vereinbarung ist allerdings Anfang vergangener Woche abgelaufen. Zudem wird in den USA, wo der Umsatz des Produkts um gut die Hälfte zugelegt hatte, bald schon Generika-Konkurrenz erwartet. Die schlechteren Aussichten spiegeln sich im Aktienkurs wieder. Bis zum frühen Dienstagnachmittag gab die Bristol-Myers-Aktie trotz des unerwartet starken Quartalsergebnisses um 1 % nach. Merck hebt AusblickKonkurrent Merck hat im ersten Quartal mit 9,4 Mrd. Dollar zwar rund 8 % weniger umgesetzt. Analysten hatten sich allerdings sogar auf einen Rückgang auf 9,1 Mrd. Dollar eingestellt. Dabei haben zahlreiche Sonderfaktoren die Erlösentwicklung gebremst. So ist der Rückgang um negative Wechselkurseffekte bereinigt nur um 3 % zurückgegangen. Wird dann noch der Verkauf der Konsumpflegesparte berücksichtigt, ist der bereinigte Umsatz sogar um mehr als 2 % gestiegen. Unter dem Strich verdiente Merck um Sondereffekte bereinigt mit 85 Cent je Aktie rund 3 Cent weniger als in der Vorjahresperiode, aber rund 10 Cent mehr als erwartet. Der Pharmakonzern hob sein Gewinnziel für den laufenden Turnus von 3,32 bis 3,47 Dollar je Aktie auf 3,35 bis 3,48 Dollar je Titel und unterstützte damit den Kurssprung am Dienstag. Bis zum frühen Nachmittag legte die Merck-Aktie um knapp 5,4 % auf 60,18 Dollar zu. Pfizer senkt ErwartungenDer größere Merck-Konkurrent Pfizer hat im ersten Quartal ebenfalls mehr Gewinn eingefahren als erwartet. Unter dem Strich verdiente der Viagra-Anbieter mit 51 Cent je Aktie einen Cent mehr als prognostiziert. Das PCV-Impfmittel Prevnar erlöste mit 1,3 Mrd. Dollar zudem über 200 Mill. Dollar mehr als von Unternehmensbeobachtern angenommen und sorgte so dafür, dass der rückläufige Konzernumsatz mit 10,9 Mrd. Dollar ebenfalls um 0,1 Mrd über der durchschnittlichen Analystenprognose ins Ziel kam. Für die kommenden Quartale ist Pfizer allerdings pessimistischer als die Rivalen. Während Merck die Gewinnprognose sogar anhob, senkte Pfizer den Ausblick. Im Gesamtjahr wird nun mit 44 Mrd. bis 46 Mrd. Dollar Umsatz gerechnet – an beiden Enden der Spanne eine halbe Milliarde Dollar weniger als bislang. Der Ergebnisausblick wurde um 5 Cent auf 1,32 bis 147 Dollar je Aktie gesenkt.