US-Rückrufe drücken Fiat Chrysler in den Verlust
po Frankfurt – Fiat Chrysler Automobiles (FCA) hat viele Investoren mit der überraschend hohen Vorsorge für Rückrufe von 602 Mill. Euro nach Steuern im dritten Quartal auf dem falschen Fuß erwischt. Denn die Rückstellung drückte den Automobilbauer im Berichtsquartal 299 Mill. Euro tief in die roten Zahlen, während ein Jahr zuvor noch ein Gewinn von 188 Mill. Euro erwirtschaftet worden war. Das schwache Abschneiden schlug sich entsprechend negativ im Neunmonatsausweis nieder, wo sich der Nettogewinn auf 126 Mill. Euro nahezu halbierte (siehe Tabelle). Operativ positivDabei sah die um negative Einmaleffekte bereinigte operative Ergebnisentwicklung (bereinigtes Ebit) mit einem Anstieg im Quartal gegenüber der entsprechenden Vorjahreszeit um 35 % auf 1,3 Mrd. Euro sehr gut aus. Auch für die ersten neun Monate zeigte das bereinigte Ebit mit einem Anstieg um 1 Mrd. auf 3,6 Mrd. Euro eine erfreuliche Entwicklung. In Relation zum Umsatz bedeutete dies aber gleichwohl eine im Wettbewerbsvergleich nur unterdurchschnittliche Marge von lediglich 4,4 %. CEO Sergio Marchionne hat sich als Ziel gesetzt, die Renditelücke zu den US-Wettbewerbern General Motors und Ford bis 2018 zu schließen. Die beiden direkten Konkurrenten berichteten zuletzt über operative Margen von mehr als 11 %Die Vorsorge für künftige Rückrufe bezieht sich vor allem in Nordamerika auf Jeep-Geländewagen, die in Italien gefertigt wurden. Im Juli hatte FCA noch akzeptiert, im Zusammenhang mit fehlerhaften Rückrufen eine Strafe von 105 Mill. Dollar zu zahlen. Die Rückruf-Vorsorge von 761 Mill. Euro vor Steuern aber machte das operative positive Bild zunichte, die FCA-Aktie rutschte zeitweise um mehr als 6 % ab. FCA kommt noch auf einen Börsenwert von 17,4 Mrd. Euro. Stark in NordamerikaDie guten Verkaufszahlen im Chrysler-Heimatmarkt Nordamerika, die gute Entwicklung des Börsenneulings Ferrari und der Komponententöchter ließen den Konzernumsatz im dritten Quartal um 17 % auf 27,5 Mrd. Euro emporschnellen. Aber auch die Erholung der Geschäfte in Europa konnte FCA nutzen. In den ersten neun Monaten kletterte der Umsatz damit um ein Fünftel auf 83 Mrd. Euro.FCA bestätigte die für das Gesamtjahr im zweiten Quartal nach oben angepassten Ziele. So sollen die weltweiten Verkäufe bei etwa 4,8 Millionen Fahrzeuge ankommen. Beim Umsatz hat der Konzern mehr als 110 Mrd. Euro im Visier. Das um Einmaleffekte angepasste Ebit soll bei oder über 4,5 Mrd. Euro liegen. Der bereinigte Nettogewinn soll sich auf etwa 1,2 Mrd. Euro belaufen. Nach Bereinigung wurden hier für die ersten neun Monate 853 Mill. Euro gezeigt. Und die Nettoverschuldung des Industriegeschäfts soll auf 6,6 bis 7,1 Mrd. Euro sinken, verglichen mit zuvor 7,5 bis 8 Mrd. Euro. Die Reduzierung geht auch auf den Ferrari-Börsengang zurück. Ferrari gibt GasDie Sportwagentochter Ferrari konnte im dritten Quartal fast 2 000 Fahrzeuge absetzen, ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz kletterte im Berichtsquartal um 9 % auf 723 Mill. Euro, das bereinigte Ebit ging um 35 % auf 140 Mill. Euro nach oben. Für Januar bis September kam Ferrari bei 7 700 verkauften Einheiten auf 2,1 Mrd. Euro Umsatz und 364 Mill. Euro bereinigtes Ebit.