US-Tochter bringt Telekom voran
Die Telekom ist wieder auf Wachstumskurs, was sie insbesondere dem 30-prozentigen Umsatzsprung bei der US-Tochter verdankt. Indes hat die Expansion ihren Preis: Die Kundengewinnungskosten zehren an der Marge. Überdies steigen die Investitionen deutlich an. Erntezeit ist vorläufig noch nicht. Weder in den USA noch in Großbritannien ist ein Exit ins Sicht.hei Frankfurt – Die Deutsche Telekom hat im dritten Quartal von der Trendwende in den USA profitiert und sowohl im Umsatz als auch beim bereinigten operativen Ergebnis vor Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) die Erwartungen des Marktes übertroffen. Die Konzernerlöse kamen um 6 % auf 15,5 Mrd. Euro voran, das bereinigte Ebitda fiel auf 4,66 (i. V. 4,78) Mrd. Euro zurück. Allerdings hatten Analysten im Durchschnitt nur mit 4,58 Mrd. Euro gerechnet. Ein 30-prozentiges Umsatzplus in den USA glich Einbußen von 6 % in Europa und 1,2 % im Heimatmarkt aus. Aber auch auf vergleichbarer Konsolidierungsbasis gelang dem Bonner Konzern noch Wachstum von 2,4 %.Den Ertragsrückgang nimmt die Telekom nach den Worten den scheidenden Konzernchefs René Obermann in Kauf, um aktiv in die eigene Marktposition zu investieren. Dies galt insbesondere für die USA, wo 648 000 neue Vertragskunden gewonnen wurden und die Wechslerrate gleichzeitig gedrückt werden konnte. Aber auch in Holland nahm die Telekom für die Kundengewinnung mehr Geld in die Hand.Immerhin konnte der Rückgang des bereinigten Ebitda gegenüber dem Vorquartal abgebremst werden. Von April bis Juni hatte das Minus noch 5,2 % betragen. Unterm Strich drehte das Konzernergebnis ins Plus, nachdem Abschreibungen auf T-Mobile USA im Vorjahr zu einem Fehlbetrag von mehr als 7 Mrd. Euro geführt hatten. In der bereinigten Rechnung gab der Konzernüberschuss 11,4 % nach. Ursache waren ein verschlechtertes Finanzergebnis sowie höhere Ertragssteuern. Die um 18 % aufgestockten Investitionen nagten indes am Free Cash-flow, der um 39 % einbrach. Die Kennzahl liege “im Rahmen der Erwartungen”, hieß es. Nach neun Monaten liegt sie nun bei 3,57 Mrd. Euro, 30 % unter Vorjahr. Auch das Ebitda ist nach drei Quartalen noch 4,3 % niedriger, bei einem Umsatzminus von insgesamt 2,3 %, da T-Mobile USA Inc. erst seit dem 1. Mai voll konsolidiert wird.Die Telekom bestätigte daher ihre Jahresprognose eines bereinigten Ebitda von 17,5 Mrd. Euro und eines Free Cash-flow von 4,5 Mrd. Euro. Die T-Aktie, die in den vergangenen Wochen stark zugelegt hatte, reagierte dennoch verschnupft und verlor in der Spitze 3,7 %. Beobachter verwiesen darauf, dass insbesondere die Trendwende in den USA zuletzt bereits eingepreist worden sei. Dort würden die erwarteten Synergien “schneller und verbunden mit weniger Kosten” erreicht, lobte Finanzchef Timotheus Höttges die US-Mannschaft. Die Tochter steigerte die Mobilfunk-Servicelöse im dritten Quartal um 38 % und das bereinigte Ebitda um 15 %. Im Hinblick auf die Zukunft der US-Tochter gab sich Höttges ebenso zugeknöpft wie mit Blick auf das Joint Venture Everything Everywhere (EE). Kein IPO 2013Die Telekom konzentriere sich weiter auf eine Verbesserung der organischen Performance in beiden Ländern. Über EE sei man in “einvernehmlichen Gesprächen” mit dem Partner France Télécom. Indes sei noch keine Entscheidung gefallen. Ein baldiges IPO schloss Höttges aus. “In diesem Jahr wird sich da nichts mehr tun.” Der Manager hob unterdessen die Fortschritte bei der Gesamtkapitalverzinsung hervor, die nicht zuletzt der guten Performance in den USA und Großbritannien zu verdanken ist. Nach den Abschreibungsorgien der Vergangenheit, die der Telekom noch im Vorjahr eine negative Kapitalrendite beschert hatten, bezifferte Höttges diese nun mit 5,1 %. Dies sei ein großer Schritt “in die richtige Richtung”.Insgesamt bleibt das Segment Europa allerdings noch das Sorgenkind der Telekom. Bei leichten Umsatzrückgängen war das bereinigte Ebitda in den europäischen Ländern stärker rückläufig als im Vorquartal. Dagegen präsentierte sich der Heimatmarkt mit einem Erlösminus von 1,2 % weitgehend stabil. Im Festnetz ( – 2,7 %) registriert die Telekom einen weiter verbesserten Trend. Dagegen verzeichnete der Mobilfunk bei den Serviceerlösen ein Minus von 4,7 % und damit eine Verschlechterung gegenüber dem Vorquartal. Ursprünglich hatte sich die Telekom zum Ziel gesetzt, im Mobilfunk in diesem Jahr – bereinigt um regulatorische Eingriffe – wieder zu wachsen. Dies dürfte nun kaum noch erreichbar sein. Allerdings schlägt sich die Telekom noch besser als die Wettbewerber, unter denen die drei Netzbetreiber allesamt stärkere Einbußen hinnehmen mussten.Unterdessen hob der Vorstand die Fortschritte in der Geschäftskundensparte hervor. T-Systems konnte die Profitabilität weiter erhöhen und den Auftragseingang mit einem Plus von 12 % auf 1,8 Mrd. Euro deutlich ausbauen.