USA für VW Schlüssel zum Erfolg
Volkswagen will am US-Markt in den nächsten Jahren endlich als Volumenhersteller so stark werden wie in anderen Märkten. Herbert Diess, Chef der Kernmarke VW, sieht in diesem Vorhaben den Schlüssel für den künftigen Erfolg des Wolfsburger Konzerns überhaupt. So sehr er sich über Wachstum in China freut, so sehr missfällt ihm die damit verbundene steigende Abhängigkeit, sagte Diess in Detroit.Von Peter Olsen, zzt. DetroitMit einem Schlussspurt hat es die Kernmarke Volkswagen 2016 geschafft, ihre weltweiten Auslieferungen um 2,8 % auf fast 6 Millionen Einheiten auszubauen. Besonderen Schub registrierte Volkswagen dabei im Schlussmonat, sagte Markenchef Herbert Diess in Detroit auf der North American International Auto Show. Besonders stark sei in China im Dezember das Verkaufsplus mit 28 % ausgefallen. Man habe damit den Marktanteil dort um 1 Prozentpunkt steigern können. Auch in den USA zogen die Verkäufe zuletzt überdurchschnittlich stark um ein Fünftel an, obwohl das Unternehmen seit dem Abgasskandal in dem Markt keine Dieselfahrzeuge mehr anbietet.China sei in Summe der am stärksten wachsende Markt. “Aber das führt natürlich zu einer Abhängigkeit, die wir für uns eigentlich nicht positiv sehen.” Deshalb sei für VW der US-Markt von besonderer Bedeutung als nach wie vor der Markt mit den größten möglichen Erträgen, der auch langfristig dem Automobil verpflichtet sein werde. “Der amerikanische Kunde liebt Autos, also wir glauben schon, dass gerade wegen der Abhängigkeit von China und Europa für uns die USA der nächste Schwerpunkt sein muss.” ZehnjahresprogrammFür den weltweiten Erfolg des Wolfsburger Konzerns sei ein Ausbau der unterdurchschnittlichen Position in den USA der Schlüssel für den Erfolg in der Zukunft. “Wir sind ja in den Regionen, wo wir erfolgreich sind, wirklich sehr stark im Volumen. Wir haben 12 % in Europa, wir haben 14 % in China.”In den USA ein entsprechendes Niveau zu erreichen, sei aber nicht in zwei oder drei Jahren zu schaffen, “das ist ein Zehnjahresprogramm”. Um dahin zu kommen, müsse Volkswagen ihr Angebot auf die Kernsegmente in den USA konzentrieren, und das bei für amerikanische Kunden attraktivem Preis-Leistungs-Verhältnis. “Wir sind dafür gut aufgestellt.” Mit dem US-Werk in Chattanooga und der Präsenz in Mexiko könne Volkswagen auch in den Skaleneffekten gut mithalten. Man verfüge an beiden Standorten über eine Kapazität von fast 1 Million Fahrzeugen.Zu den Attacken des künftigen US-Präsidenten Donald Trump hielt sich Diess in der Bewertung zurück. “Es ist viel zu früh, dazu etwas zu sagen. Wir glauben, dass wir hier sehr gut aufgestellt sind. Wir stellen in Chattanooga zwei Modelle her und bauen dort aus. Wir wollen eine amerikanische Company werden.” Untersucht werde auch, ob auch das geplante Elektrofahrzeug dort montiert werde. “Aber die Entscheidung ist noch nicht getroffen.”Um vom US-Trend zu immer mehr Light Trucks (Pick-up Trucks und SUVs) zu profitieren, bringt der Konzern gerade seinen größten Geländewagen Atlas aus US-Fertigung zu Preisen ab 30 000 Dollar an den Markt. Aus Mexiko soll eine vergrößerte Variante des Bestsellers Tiguan zugeliefert werden. 2019 sollen noch zwei weitere SUVs die Palette ergänzen. In den USA machen Light Trucks mittlerweile etwa 60 % des Marktes aus (siehe Grafik). Bei VW soll der SUV-Anteil in den Staaten bis 2020 auf etwa 40 % zulegen.Wegen der Dieselaffäre habe man am Markt und in der Ertragslage erstmal einen Rückschlag erlitten. “Aber wir glauben, für den US-Markt das richtige Potenzial, die richtige Struktur und die richtigen Produkte zu bekommen”, betonte Diess. Für die japanischen und koreanischen Wettbewerber im Volumensegment seien die USA mit die größte Ertragsquelle.