USA sorgen für temporäre Erleichterung bei Huawei
sp/hei New York/Frankfurt – Der chinesische Netzwerkausrüster Huawei und seine wichtigsten Geschäftspartner in den USA haben 90 Tage Zeit, um sich auf die Folgen der Sanktionen einzustellen, die die US-Regierung Ende der vergangenen Woche gegen den Konzern eingeführt hat. US-Handelsminister Wilbur Ross kündigte am Montag an, dass seine Behörde noch am Mittwoch eine temporäre Lizenz erteilen werde, die es ausgewählten Geschäftspartnern erlaube, ihre Beziehung zu dem weltweit größten Netzwerkausrüster und zweitgrößten Smartphone-Hersteller noch drei Monate fortzuführen, nachdem die US-Regierung den Konzern am Freitag auf eine “schwarze Liste” gesetzt hatte. Das Ministerium behielt sich vor, zu einem späteren Zeitpunkt eine Verlängerung der sogenannten Temporary General License (TGL) zu prüfen, die zunächst bis 19. August läuft.An der Börse reagierte am Dienstag vor allem der Halbleitersektor positiv, der wegen der Verbannung von Huawei aus dem US-Markt am Vortag noch besonders unter Druck gestanden hatte. Der Internetkonzern Alphabet, der am Montag angekündigt hatte, die Nutzung bestimmter Features seines mobilen Betriebssystems Android auf den Smartphones von Huawei in Zukunft nicht mehr zu unterstützen, um den Auflagen der US-Regierung zu entsprechen, trat nach der Ankündigung von Ross wieder auf die Bremse. Wenigstens vorübergehend erleichtert dürften auch die kleinen US-Betreiber von Breitbandnetzen sein, die anders als die großen Anbieter auf Komponenten von Huawei setzen. Ihnen und ihren Kunden drohten im Falle eines erzwungenen Abbruchs der Geschäftsbeziehung zu Huawei ohne jegliche Übergangsfrist empfindlicher Schaden.Jetzt haben die Unternehmen zumindest drei Monate Zeit, sich auf die neue Situation ohne Huawei einzustellen. “Kurz gesagt wird diese Lizenz es erlauben, den Betrieb von Huawei-Smartphones bestehender Kunden und von ländlichen Breitbandnetzen aufrechtzuerhalten”, erklärte Ross die Prioritäten. Einige Beobachter werteten die temporäre Erleichterung aber bereits als ersten Hinweis darauf, dass die US-Regierung die Daumenschrauben für Huawei wieder ganz lösen könnte. Vorbild ZTE”Es ist nur eine beschränkte Autorisierung, um zu verhindern, dass Internet und Telefonie zusammenbrechen”, hält Kevin Wolf entgegen, der früher im US-Handelsministerium für das Thema Exportkontrolle tätig war. Die heute erwartete Temporary General License biete keinen generellen Schutz vor den Auswirkungen der Sanktionen. Eine vergleichbare Übergangsregelung habe das Ministerium bisher nur einmal getroffen, nachdem die US-Regierung im vergangenen Frühjahr die chinesische ZTE, einen Wettbewerber von Huawei, aus dem US-Markt verbannt hatte, sagte Wolf.Unterdessen rechnen Experten mit gravierenden Auswirkungen einer Android-Sperre auf das Smartphone-Geschäft von Huawei. Die Chinesen sind neben Samsung der global wichtigste Partner für das mobile Betriebssystem von Google, das auf mehr als 80 % aller Smartphones weltweit installiert ist, und nutzen die Software für alle ihre Modelle.Zuletzt brachte es Huawei auf einen weltweiten Absatz von 200 Millionen Geräten. Die Hälfte davon wird außerhalb von China verkauft. Westeuropa ist mit einem Anteil von 15 % der global zweitwichtigste Markt. Gartner-Analystin Annette Zimmermann rechnet hier mit gravierenden Auswirkungen auf das Geschäft von Huawei, wenn das Unternehmen nur noch Zugang zur Basis-Version von Android bekommt. “Der mangelnde Zugriff auf etablierte Google-Apps wie Gmail, Maps oder Youtube dürfte Kunden in Europa abschrecken”, sagte sie der Börsen-Zeitung. Problematisch ist für Huawei vor allem die Verknüpfung mit dem Android-Ökosystem über den Google-Playstore, die künftig fehlen würde. Dies sei im chinesischen Markt ohne wesentliche Bedeutung, weil Huawei dort einen eigenen App-Store bereitstelle.