Arzneimittel

Valneva setzt auf Borreliose-Impfstoff

Reuters London – Nach dem mauen Erfolg mit dem Totimpfstoff gegen Corona will das französisch-österreichische Biotechunternehmen Valneva mit einem Impfstoff gegen Lyme-Borreliose punkten. Der Impfstoffkandidat zum Schutz gegen die von Zecken...

Valneva setzt auf Borreliose-Impfstoff

Reuters London – Nach dem mauen Erfolg mit dem Totimpfstoff gegen Corona will das französisch-österreichische Biotechunternehmen Valneva mit einem Impfstoff gegen Lyme-Borreliose punkten. Der Impfstoffkandidat zum Schutz gegen die von Zecken übertragene Krankheit, die Organe und das Nervensystem schädigen kann, ist der einzige, der sich derzeit in der klinischen Entwicklung befindet. Im Gegensatz zum harten Wettbewerb mit globalen Arzneimittelherstellern wie AstraZeneca oder Pfizer bei Corona-Impfstoffen gibt es bei Vakzinen gegen Lyme-Borreliose keine etablierten Rivalen.

Der Corona-Totimpfstoff von Valneva wurde lange als Alternative zu mit neuen Methoden entwickelten Impfstoffen gehandelt, die Skeptiker überzeugen sollte. Er wird aus inaktiven Coronaviren hergestellt, eine bei Impfstoffen schon lange etablierte Herstellungsweise. Seit Ende Juni ist das Mittel in der EU zugelassen, als einziges seiner Art. Doch den Liefervertrag strich die EU wenige Wochen später auf 2,5 Millionen Dosen von einst 60 Millionen zusammen. Ein herber Rückschlag für das Unternehmen. Die Valneva-Aktie verlor in den letzten sechs Monaten fast 40% ihres Wertes.

Nun nimmt sich das Unternehmen andere Krankheiten vor. Der Klimawandel führt in vielen Teilen der Welt zu längeren Sommern und milderen Wintern und löst daher mehr Fälle von Lyme-Borreliose aus. Valneva-Chef Thomas Lingelbach sagt, dass das Vorkommen deutlich zugenommen habe. „Die globale Erwärmung ist sicherlich ein Schlüssel – wenn nicht die treibende Kraft“, so Lingelbach.

Das Unternehmen bereitet derzeit für seinen Impfstoff gegen Lyme-Borreliose den Start von Versuchen am Menschen vor. An der Studie, die in den kommenden Wochen beginnen soll, würden über fünf Jahre mindestens 5000 Personen teilnehmen. Die Lyme-Borreliose wird in der Regel durch Zecken verursacht, die die Bakterien in sich tragen. Während die meisten Bisse nicht zu einer Infektion führen und nicht jede infizierte Person einen charakteristischen Hautausschlag hat, stellen einige später fest, dass sie die Krankheit haben. Zu diesem Zeitpunkt kann die Standard-Antibiotikabehandlung aber nicht mehr wirken. Wenn die Krankheit nicht behandelt wird, können einige Patienten ernsthafte Komplikationen entwickeln, einschließlich einer Gehirnentzündung.

Valneva geht davon aus, dass der Borreliose-Impfstoff, bekannt als VLA15, im Erfolgsfall einen weltweiten Jahresumsatz von 1 Mrd. Dollar generieren wird. „Die Hoffnung ist, dass VLA15 Menschen helfen kann, die in ländlichen Gebieten und anderen Orten leben, wo Zecken verbreitet sind“, sagt Lingelbach. Die Entwicklung des Impfstoffkandidaten finanziert Valneva mit dem Kapitalerlös aus dem Einstieg von Pfizer. Der US-Pharmariese übernimmt über eine Kapitalerhöhung für 90,5 Mill. Euro einen Anteil von gut 8% an Valneva. Pfizer rechnet laut früheren Angaben damit, die Zulassung des Vakzins 2025 bei der US-Arzneimittelbehörde beantragen zu können.