Vantage sucht den Premium-Partner
hei Frankfurt
Vantage Towers kommt bei der Suche nach Akquisitionszielen nur zäh voran. „Ein guter Deal braucht seine Zeit“, erklärt Finanzchef Thomas Reisten im Gespräch mit der Börsen-Zeitung, unterstreicht jedoch nochmals, der Funkturmbetreiber wolle „bei der Konsolidierung der Branche in Europa eine aktive Rolle spielen“.
Dabei schloss Reisten auch einen Zusammenschluss innerhalb von Märkten nicht aus. Die zu erwartenden Synergien sind demnach dieselben, die auch bei Übernahmen in anderen Ländern zu erwarten wären. „Es gibt zum Beispiel operative Ersparnisse, Synergien beim Einkauf und bei der Vermarktung. Darüber hinaus wird das Portfolio noch attraktiver, wenn man den richtigen Partner findet“, betonte der Finanzchef.
Zu Spekulationen über einen Zusammenschluss mit den Funkturmaktivitäten der Deutschen Telekom, über den es dem Vernehmen nach bereits erste Gespräche gab, wollte sich Reisten nicht direkt äußern. Er sagte allerdings: „Es ist wichtig, dass ein Unternehmen, mit dem wir zusammengehen oder das wir kaufen, zu uns passt. Wir haben ein qualitativ hochwertiges Standortportfolio mit ebenso hochwertigen Mietern, die ihrerseits alle über ein Investment Grade verfügen. Natürlich achten wir darauf, dass dies durch eine M&A-Transaktion nicht verwässert wird.“ Jeglicher Deal müsse „wertsteigernd für unser Unternehmen sein“.
Genug Auswahl
Dabei ist aus Sicht von Reisten die Auswahl in Europa groß genug. „In jedem Land gibt es eine Nummer eins“, so der Manager, deren Positionierung in der Regel die Kriterien von Vantage erfüllen sollte. Der gegenwärtige Abwärtstrend bei den Bewertungen spielt nach Einschätzung von Reisten keine so große Rolle, dass dies einen Bremseffekt im M&A-Bereich haben könne, – indem alle versuchen, einen noch besseren Preis zu sichern.
Die Aktie von Vantage Towers, die vor knapp einem Jahr beim größten IPO hierzulande 2021 zum Ausgabepreis von 24 Euro gestartet war, legte gestern mehr als 2% zu und notiert derzeit 23% über dem Emissionspreis. Gegenüber dem Höchstkurs zur Jahreswende bei 33 Euro ist das Papier allerdings 8% zurückgekommen. Die Marktkapitalisierung liegt bei 14,9 Mrd. Euro. Der spanische Rivale Cellnex hat indes gegenüber einem 52-Wochen-Hoch von 61,88 Euro im vergangenen September ein Drittel an Wert verloren und seit Jahresbeginn fast ein Fünftel. Funkturmbetreiber gehören zu den eher zinssensitiven Werten.
Schub beim Umsatz
Schub für Vantage Towers bringt der wegweisende Vertrag mit dem Newcomer auf dem deutschen Mobilfunkmarkt 1&1Drillisch. Damit kommen Verträge für mindestens 3800 und bis zu 5000 Standorte hinzu. Die Laufzeit erstreckt sich über 20 Jahre. Reisten unterstrich, dass sich das Umsatzwachstum im laufenden Fiskaljahr 2021/22 (per 31.3.) pro Quartal stetig beschleunigt habe. Im dritten Quartal kamen 600 neue Mietverträge hinzu, so dass die Mietquote über alle Standorte auf 1,43 von 1,39 im Vorjahr stieg. Die Konzerneinnahmen ohne Durchleitungserlöse kletterten um 4,4% auf 252 Mill. Euro. Nach neun Monaten steht ein Plus von 3,1% auf 748 Mill. Euro zu Buche. Während das Unternehmen die Jahresprognose, bei der Umsätze von 995 Mill. bis 1,01 Mrd. Euro und eine stabile Marge angesagt sind, bestätigt, geht Reisten davon aus, dass Vantage Towers im Hinblick auf die mittelfristigen Ziele „am oberen Rand der Prognosen“ landet. Das bedeute also vor Abschreibungen und nach Leasingkosten eine Rendite im höheren 50-Prozentbereich. Das Management hofft auch, das Ziel der Mietquote von 1,5 mittelfristig eher zu übertreffen. Analysten hatten dies indes schon beim Börsengang als nicht sehr ambitioniert gewertet.
Reisten sagte ferner, dass Vantage Towers von Materialmangel und Lieferengpässen nicht verschont bleibe. Allerdings sei es gelungen, sich durch Lageraufbau und eine Restrukturierung der Logistik, „etwas zu entkoppeln“. Das Ausbauprogramm der Standorte gehe planmäßig voran.