Varo Energy steht vor Börsengang

Kraftstoffkonzern plant Listing in Amsterdam - Altgesellschafter verkaufen 30 bis 40 Prozent der Aktien

Varo Energy steht vor Börsengang

hek Frankfurt – Der Kraftstoffanbieter Varo Energy soll in den nächsten Wochen an die Börse kommen. Die Eigentümer wollen sich von 30 bis 40 % ihrer Anteile trennen. Bislang gehört Varo dem Energie- und Rohstoffhändler Vitol, dem US-Finanzinvestor Carlyle und der niederländischen Investmentgesellschaft Reggeborgh zu je einem Drittel. Das Trio will nun zu gleichen Teilen Aktien verkaufen.Mit der Bekanntgabe der “Intention to Float” an der Euronext Amsterdam läutet Varo die heiße Phase des Börsengangs ein. Der in Cham in der Schweiz ansässige Konzern produziert und verkauft Kraftstoffe für Autos, Lkw, Schiffe und Flugzeuge, Flüssiggas zum Kochen und für die Plastikherstellung sowie Bitumen für den Straßenbau. Er ist seit 2014 mit 45 % an der Raffinerie Bayernoil beteiligt und besitzt eine weitere Raffinerie in der Schweiz, was eine Verarbeitungskapazität von 165 000 Barrel Rohöl pro Tag ergibt. Zudem betreibt Varo ein Bitumenwerk, 144 Vertriebsstellen für Brennstoffe, zwölf Flussbunkerstationen und 232 Verkaufsstellen wie Tankstellen in Nordwesteuropa (Schweiz, Deutschland, Benelux, Frankreich).Im vergangenen Jahr setzte der Konzern 13,4 Mrd. Dollar um. Daraus wurden auf bereinigter Basis 371 Mill. Dollar Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwirtschaftet. Nach Steuern blieben 192 Mill. Dollar Ertrag, verglichen mit 163 Mill. Dollar im Vorjahr. Bankenkreisen zufolge soll sich die Bewertung von Varo bei 2 Mrd. Euro bewegen. Auf dieser Basis könnte sich ein Emissionsvolumen von 600 bis 800 Mill. Euro ergeben.Der Börsenaspirant stellt die Ausschüttung von 30 bis 50 % des Jahresgewinns nach Steuern in Aussicht. Das operative Ebitda soll auf mittlere Sicht im hohen einstelligen Prozentbereich wachsen und die Rendite auf das eingesetzte Kapital soll weiter über 15 % hinausgehen (2017 waren es 20 %). In organisches Wachstum und Akquisitionen will das Management 30 bis 50 % des freien Cash-flows investieren.Credit Suisse, Deutsche Bank und ING fungieren bei der Platzierung als Joint Global Coordinators, BoA Merrill Lynch und Citigroup sind Joint Bookrunners. ABN Amro steht Varo und den verkaufenden Aktionären als Finanzberater zur Seite. Das Aktienverkaufsangebot richtet sich an institutionelle und private Anleger in den Niederlanden und qualifizierte Institutionelle aus anderen Ländern. Stark gewachsenVaro Energy wurde im Jahr 2012 gegründet, um die Cressier-Raffinerie des zusammengebrochenen Schweizer Raffineriekonzerns Petroplus zu übernehmen. Es folgte ein rasantes Wachstum – allein von 2015 bis 2017 legte der Umsatz um 75 % zu. In den vergangenen Jahren habe sich das Unternehmen in der Brennstofflieferkette Nordwesteuropas eine “starke Position” erarbeitet, versichert Chief Executive Officer Roger Brown. Dies sei durch organisches Wachstum und neun Übernahmen gelungen. Erst vor wenigen Wochen hat Varo den Kauf des deutschen Heizöl- und Dieselvermarkters Gerber bekanntgegeben. Zuvor hatte das Unternehmen den Anbieter von Kraftstoffen für die Binnen- und Küstenschifffahrt NWB Nord- und Westdeutsche Bunker und die Schneider-Gruppe, eine sächsische Einzelhandels- und Direktvertriebsgesellschaft, übernommen. Das Listing sei nun der “nächste logische Schritt”, so Brown. Varo sei optimal aufgestellt, um den fragmentierten Vertriebsmarkt zu konsolidieren. Das Management baut seine Geschäftsstrategie auf die drei Eckpfeiler internes Wachstum, ausgewählte Akquisitionen und umsichtiges Management der Preisrisiken. Ein wichtiges Ziel sei, die Stabilität der Erträge zu fördern. Varo verfügt über eine relativ solide Bilanz mit einem Leverage von 0,6 (Nettoschulden zu Ebitda). Die operativen Erträge erwirtschaftet des Unternehmen zu einem großen Teil in Süddeutschland. Im vergangenen Jahr steuerte diese Region 48 % zum Ebitda bei. 27 % kamen aus den Benelux-Ländern und 18 % aus der Schweiz.