Batteriehersteller

Varta ist zum Restrukturierungsfall geworden

Der Niedergang von Varta hat viel mit Managementfehlern und falschen Markteinschätzungen zu tun. Nichts steht dafür mehr als die Abschreibungen auf Sachanlagen im Segment Lithium-Ion CoinPower.

Varta ist zum Restrukturierungsfall geworden

Varta ist Restrukturierungsfall geworden

Batteriehersteller muss Bilanz bereinigen und Personal abbauen – Hoher Jahresverlust

hek Frankfurt

Mit eher moderaten Kursabschlägen haben Investoren auf die Verschiebung des Varta-Geschäftsberichts reagiert. Die Aktie sackte am Mittwoch im Handelsverlauf 4% ab, nachdem der Batteriehersteller am Vorabend verkündet hatte, dass die Jahreszahlen erst am Freitag nach Börsenschluss veröffentlicht würden. Die verhaltene Kursreaktion mag mit der Festlegung auf ein neues, zeitnahes Datum zusammenhängen. Zudem hat der Kapitalmarkt mit Angaben zu Umsatz, operativem Ergebnis und Nettoresultat eine erste Orientierung erhalten.

Der neue Termin führt dazu, dass das Zahlenwerk keine große Aufmerksamkeit finden wird. Am Freitagabend sind die Investoren auf dem Weg ins Wochenende, auf das am Montag der 1.-Mai-Feiertag folgt. „Grund für die Verzögerung ist der zusätzliche organisatorische Aufwand für die Erstellung des Abschlusses im Zusammenhang mit dem kürzlich vorgelegten Restrukturierungskonzept“, lässt CFO Armin Hessenberger wissen. Die Zustimmung der Bankengremien lag erst am 17. April vor. Zuvor steckte Großaktionär Montana Tech, wie von den Banken gefordert, 51 Mill. Euro über eine Kapitalerhöhung ins schwäbische Unternehmen.

Der Niedergang des Batterieherstellers hat viel mit Managementfehlern und falschen Markteinschätzungen zu tun. Nichts steht dafür mehr als die außerplanmäßigen Abschreibungen auf Sachanlagen insbesondere im Segment Lithium-Ion Coinpower, die das 2022er Nettoergebnis auf minus 200 Mill. Euro abstürzen lassen. Die Knopfzellen für kabellose Ohrhörer und Headsets waren vor Jahren Wachstumstreiber und großer Gewinnbringer. Varta steckte immer mehr Geld in neue Fertigungskapazitäten – ein fataler Fehler. Denn alsbald flaute der Nachfrageboom ab, und zugleich machten preisgünstige chinesische Konkurrenten den Deutschen Marktanteile streitig. Varta verlor ihre Marktdominanz und Preissetzungsmacht.

Auch das mit großen Hoffnungen überfrachtete Zukunftsgeschäft mit E-Autobatterien entpuppt sich bisher als leeres Versprechen. Der Fabrikneubau musste im vergangenen Herbst gestoppt werden. Er soll erst fortgesetzt werden, wenn verbindliche Kundenzusagen vorliegen.

All das schwächt die Widerstandskraft, um externe Belastungen wie die Preissprünge für Energie und Rohstoffe und die globalen Verwerfungen durch den Krieg in der Ukraine aufzufangen. Nun muss die Kostenbasis runter, unter anderem beim Personal. In Deutschland fallen im laufenden Jahr 240 Stellen weg, teilt Varta mit. Das entspricht 5% der weltweiten Belegschaft. Die Stellenstreichungen betreffen vor allem die Standorte Ellwangen, Nördlingen und Dischingen. „Die Einsparungen im Personalbereich sind Teil des Restrukturierungskonzepts“, lässt das Management wissen. Dieses sieht Kosteneinsparungen im Umfang von konzernweit 800 Vollzeitstellen vor.

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