Batteriehersteller

Varta senkt Prognose

Varta kappt ein weiteres Mal die Prognose. Statt mit 850 Mill. bis 880 Mill. Euro rechnet der Batteriehersteller nun mit 820 Mill. bis 870 Mill. Euro Umsatz. Der bereinigte Betriebsgewinn soll mindestens das Vorjahresniveau erreichen.

Varta senkt Prognose

dpa-afx Ellwangen

Der in der Krise steckende Batteriehersteller Varta kann die Nachfrage seiner Kunden momentan schwer prognostizieren und senkt deshalb seine Erwartung für das laufende Jahr. Die Marktentwicklung sei unsicher, die daraus resultierende prognostizierte Abnahmemengen volatil – vor allem bei den kleinformatigen Lithium-Ionen-Zellen, teilte Varta am Freitag überraschend in Ellwangen mit. Der Aktienkurs sackte ab.

Statt 850 Mill. bis 880 Mill. Euro erwartet das Management nun zwischen 820 Mill. und 870 Mill. Euro Umsatz, nach 807 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll mindestens auf dem Vorjahresniveau liegen, als 69,5 Mill. Euro erzielt wurden. Bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal Mitte November war Varta noch von 90 Mill. bis 110 Mill. Euro operativem Gewinn in diesem Jahr ausgegangen.

Am Abend nach Börsenschluss soll dann noch der Geschäftsbericht für 2022 vorgelegt werden. Vor drei Tagen hatte der Konzern Eckdaten präsentiert, laut denen er vergangenes Jahr tief in die roten Zahlen gerutscht ist. Grund dafür war eine Abschreibung auf das Sachanlagevermögen in der Sparte mit Lithium-Ionen-Knopfzellen, die Varta einst so viel Wachstum beschert hatte.

Mit einem Abschlag von zuletzt 8,5% gehörte die Aktie zum Wochenausklang zu den größten Verlierern im Kleinwerte-Index SDax . Vor rund einem Monat hatte eine Kapitalerhöhung die Anleger vergrault, nachdem diese seit vergangenen September sowieso schon erhebliche Kursverluste verbuchen mussten. Damals hatte eine Gewinnwarnung die Aktie an einem Tag von 60 Euro um ein Drittel einbrechen lassen.

Varta belasten unter anderem hohe Energie- und Rohstoffkosten. Der Konzern hat deshalb ein Spar- und Umbauprogramm in die Wege geleitet. Zudem ringt das Unternehmen schon länger mit einer Nachfrageschwäche bei den Lithium-Ionen-Knopfzellen, die etwa in den lange boomenden kabellosen Kopfhörern verbaut werden und dadurch einst für einen großen Wachstumsschub sorgten. Hier gehören Samsung und Apple zu den Hauptkunden der Schwaben. Wegen des Abschwungs der Weltwirtschaft und hoher Teuerung hielten sich Verbraucher mit Käufen von Unterhaltungselektronik zurück. Außerdem verschlang die eigene Elektroauto-Batteriezelle V4Drive reichlich Geld.

Die Krise hatte auch personelle Konsequenzen. Eine Woche nach der Gewinnwarnung im September legte der seit 2007 amtierende Chef sein Amt nieder. Im Januar teilte der Konzern mit, dass ein neuer Finanzvorstand berufen wurde. Der ursprünglich geplante Personalwechsel wurde aber im März schon wieder verworfen. Stattdessen soll nun der ehemalige Finanzchef von Knaus Tabbert mit seiner Sanierungserfahrung bei Varta aufräumen. Das Unternehmen hatte sich Ende März mit Banken und seinem Mehrheitseigner auf einen weitreichenden Umbau geeinigt.