Varta wird immer optimistischer
igo Stuttgart – Der Batteriehersteller Varta will seine Produktionskapazitäten für kleine Lithium-Ionen-Batterien erneut ausbauen. Bis 2022 soll die Produktion aufgrund der steigenden Nachfrage auf mehr als 150 Millionen Stück pro Jahr gesteigert werden, teilt das Unternehmen aus Ellwangen mit. Finanzieren will Varta dieses 130 Mill. Euro schwere Vorhaben aus dem operativen Cash-flow sowie durch Kundenanzahlungen. Zudem stehe dem Konzern eine revolvierende Kreditlinie über 80 Mill. Euro zur Verfügung.Erst Anfang Juni hatte der Konzern angekündigt, die jährliche Kapazität bis Ende 2020 von rund 80 Millionen auf mehr als 100 Millionen Batterien anheben zu wollen. Dafür sammelte Varta über eine Kapitalerhöhung 104 Mill. Euro ein (vgl. BZ vom 13. Juni). Insgesamt sollen bis 2022 also rund 230 Mill. Euro in den Ausbau der Produktion fließen. Bei dem Konzern gilt grob: Für 10 Millionen zusätzliche Zellen sind Investitionen von rund 25 Mill. Euro erforderlich.Beide Erweiterungen begründet der Vorstand mit einem Marktwachstum von jährlich 30 % bei kleinen Lithium-Ionen-Batteriezellen. “Wir verzeichnen einen enorm hohen und stetig wachsenden Auftragsbestand”, sagt Finanzvorstand Steffen Munz. Die kurz- und mittelfristige Nachfrage nach Lithium-Ionen Batterien sei daher gut planbar. Varta profitiere vom technologischen Wandel von zylindrischen Batteriezellen hin zu Knopfzellen. Sie werden vor allem in boomenden kabellosen Kopfhörern verbaut. Vorstandschef Herbert Schein zufolge wächst Varta dabei schneller als der Markt. Bis 2020 will er in diesem Bereich einen weltweiten Marktanteil von 50 % erreichen (vgl. BZ vom 11.12.2018). Werksausbau im GangeIm Werk Nördlingen sind die Ausbauarbeiten bereits angelaufen. An dem Standort, an dem sich auch das Geschäft mit Energiespeichern befindet, könnten gegebenenfalls weitere Bauten hinzukommen, ist aus dem Konzern zu hören. Eine Alternative wäre der Aufbau eines weiteren Standorts, der sich dann aber ebenfalls in der Region nordöstlich von Aalen befinden müsste. Im Stammwerk in Ellwangen werde neben der Produktion von Lithium-Ionen-Zellen auch die Elektrodenproduktion erweitert, allerdings sei dort wenig Platz für weitere Gebäude. Dort fertigt Varta neben Batteriezellen auch alle Werkzeuge, die für die Produktion erforderlich sind. Batteriepacks werden nach Kundenspezifikation im rumänischen Brasov montiert.Anfang August hatte Varta auch ihre Ergebnisprognose zum zweiten Mal in diesem Jahr erhöht. Seither erwartet der Konzern einen Umsatz von 320 Mill. bis 330 Mill. Euro und ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von 72 Mill. bis 76 Mill. Euro. Das wäre ein Plus von bis zu 51 % gegenüber 2018. Die Sachinvestitionen sollen wegen des im dritten Quartal angelaufenen Ausbaus bei bis zu 90 Mill. Euro liegen. Im ersten Halbjahr war der Umsatz um 15,8 % auf 151,5 Mill. Euro gestiegen. Das bereinigte Ebitda erhöhte sich um 54,6 % auf 37,2 Mill. Euro, wodurch die Ebitda-Marge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,2 Prozentpunkte auf 24,6 % kletterte.Die optimistische Geschäftseinschätzung des Vorstands sowie eine positive Studie der Commerzbank hievten die im SDax notierte Aktie am Dienstag auf ein neues Hoch bei 89,70 Euro. Seit dem Börsengang im Oktober 2017 zu einem Ausgabepreis von 17,50 Euro hat sich der Kurs damit verfünffacht.