VDA warnt vor Scheitern der Brexit-Verhandlung

Für deutsche Autoindustrie hat Binnenmarkt Priorität

VDA warnt vor Scheitern der Brexit-Verhandlung

ahe Brüssel – Die deutsche Autobranche warnt vor den Folgen eines Scheiterns der Brexit-Verhandlungen. Sollte es tatsächlich keine Verständigung zwischen Großbritannien und der EU über die künftigen Beziehungen geben, wie von London zuletzt mehrfach angedroht, wäre dies “ein dramatisches Eigentor” der britischen Regierung, wie der Präsident des Verbandes der deutschen Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, in Brüssel sagte. Über Nacht wäre dann nicht mehr klar, welche Standards gelten würden. Auch in der Zulieferkette gebe es dann Probleme. Zudem gebe es kein Personal, um Schiffe in Dover oder Calais zu kontrollieren. Die wirtschaftlichen Folgen seien für das Königreich weitaus schwerwiegender als für die EU-Seite.Die deutsche Autoindustrie exportierte zuletzt etwa 800 000 Pkw nach Großbritannien. Das Königreich ist damit der wichtigste Exportmarkt. Wissmann stellte aber klar, dass trotzdem der Zusammenhalt der EU-27 und der europäische Binnenmarkt für die deutschen Autohersteller Priorität hätten und insgesamt auch bedeutender seien als der britische Markt. Wissmann äußerte die Hoffnung auf ein konstruktiveres Herangehen Londons an die Brexit-Gespräche nach der anstehenden Unterhaus-Wahl. Ein “No-Deal-Szenario” könne von seriösen Leuten auch in Großbritannien nicht in Betracht gezogen werden, sagte er.Die britische Premierministerin Theresa May hatte kürzlich damit gedroht, keinen Austrittsvertrag zu unterzeichnen, wenn dieser schlecht für ihr Land sei. Die Verhandlungen mit der EU sollen nach dem 19. Juni beginnen.Der VDA rechnet damit, dass sich angesichts der Komplexität der Verhandlungen spätestens gegen Ende dieses Jahres die Frage stellen wird, ob es nicht eine Übergangsvereinbarung nach dem Austritt 2019 geben sollte. Vorsichtigen Schätzungen zufolge bräuchte man für ein Abkommen über die künftigen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien vier bis fünf Jahre, sagte Wissmann. Übergangsphase erwartetIn den etwa drei Jahren der Übergangszeit könne Großbritannien in der Zollunion und im Binnenmarkt bleiben, müsse aber auch Freizügigkeit und EU-Rechtsprechung akzeptieren, schlug der VDA-Präsident vor. Womöglich würden dann manche Briten erkennen, dass eine enge Bindung zur EU doch nicht so schlecht sei.Wissmann hofft, dass in den Verhandlungen zunächst rasch der Bürgerschaftsstatus geklärt wird, damit es in diesem Punkt Sicherheit für die Unternehmen und ihre Mitarbeiter gibt. Die deutsche Automobilindustrie hat derzeit knapp 100 Standorte in Großbritannien mit 9 000 Beschäftigten.