Veolia und Suez finden Weg zur Fusion
jh München
In der Abfall- und Wasserwirtschaft zeichnet sich ein großer Zusammenschluss ab. Die französischen Konzerne Veolia und Suez einigten sich nach monatelangem Ringen auf Grundzüge für eine Fusion. Zentrale Elemente sind ein Preis von 20,50 Euro je Suez-Aktie, den Veolia bietet, und die Abspaltung von Geschäften mit einem Jahresumsatz von 7 Mrd. Euro, um „eine neue Suez zu schaffen“, wie es in der Vereinbarung heißt. Mit dieser Ausgliederung wollen die Unternehmen offenbar eine Untersagung aus Wettbewerbsgründen verhindern. Die Pläne stehen unter dem Vorbehalt der Genehmigung von mehreren Kartellbehörden. Veolia und Suez streben an, bis zum 14. Mai eine endgültige Fusionsvereinbarung zu treffen.
Die Aktienkurse beider Unternehmen legten am Montag an der Pariser Börse kräftig zu: Veolia stiegen um 9,7% auf 24,75 Euro, Suez um 7,7% auf 19,87 Euro. Der Preis von 20,50 Euro je Aktie ergibt für Suez eine Bewertung von rund 13 Mrd. Euro. Nach Ansicht der Analysten von Barclays fehlen zwar noch finanzielle Details, doch seien Investoren der Meinung, dass die Vereinbarung für beide Vorteile bringe. Veolia, deren Schwerpunkte Wasser und Abwasser, Abfallentsorgung sowie Energieversorgung sind, wirbt um Suez seit dem Sommer des vergangenen Jahres. Suez ist mit den Schwerpunkten Wasser, Recycling und Abfallverwertung sowie Beratungen für Stadt- und Raumplanung in der Umweltbranche tätig.
Im Oktober hatte das französische Energieversorgungsunternehmen Engie zugestimmt, seine Suez-Beteiligung von 29,9% an Veolia zu verkaufen. Zuvor hatte Veolia das Angebot von 15 auf 18 Euro je Aktie erhöht. Das Management von Suez wehrte sich jedoch gegen eine Übernahme zu diesem Preis. Die Auseinandersetzung ging sogar vor Gericht weiter. Im März verlangte Suez, die Offerte auf 20 Euro anzuheben und Teile des Geschäfts an die französischen Investmentfondsgesellschaften Meridiam und Ardian sowie an die US-amerikanische Private-Equity-Gesellschaft Global Infrastructure Partners zu verkaufen.
Französische Mehrheit
Die Preisforderung überbot Veolia nun um 50 Cent. Die andere Seite musste dagegen Abstriche an der Ausgliederung machen: Anstelle des vorgeschlagenen Umsatzvolumens von 9,1 Mrd. Euro sollen es 7 Mrd. Euro werden. Im vergangenen Jahr erzielte Suez einen Erlös von gut 17 Mrd. Euro (siehe Grafik). An der neuen Suez könnten sich die Mitarbeiter beteiligen, sagte Antoine Frérot, der Vorstandsvorsitzende von Veolia. Die Mehrheit der Aktionäre werden nach seinen Worten Franzosen sein. Sie müssten sich verpflichten, ihre Anteile langfristig zu halten.
In der neuen Suez bleiben das kommunale Wasser- und Abfallgeschäft von Suez in Frankreich sowie die Geschäfte in Italien, der Tschechischen Republik, Afrika, Zentralasien, Indien, China und Australien sowie die globalen Digital- und Umweltsegmente.
Zudem vereinbarten beide Unternehmen, ihre Gerichtsverfahren gegeneinander auszusetzen und sich nach einer endgültigen Vereinbarung aus allen laufenden Rechtsstreitigkeiten zurückzuziehen. Philippe Varin, der Verwaltungsratsvorsitzende von Suez, sagte: „Wir werden darauf achten, dass die Bedingungen für eine endgültige Einigung erfüllt sind, die den Konflikt zwischen unseren beiden Unternehmen beendet und Entwicklungsperspektiven bietet.“ Bertrand Camus, der Vorstandsvorsitzende von Suez, wies darauf hin, dass die nun erreichte prinzipielle Einigung die notwendigen Sozialgarantien für alle Mitarbeiter biete. Nach dem Vollzug der Übernahme sollen die sozialen Verpflichtungen mindestens vier Jahre lang gelten.
Ende der Konfrontation
Veolia-Chef Frérot ergänzte: „Diese Vereinbarung ist für alle von Vorteil.“ Sie garantiere die langfristige Zukunft von Suez in Frankreich auf eine Weise, die den Wettbewerb bewahre und Arbeitsplätze garantiere. Die Zeit der Konfrontation sei vorbei. „Die Zeit der Zusammenarbeit hat begonnen.“