Preisverfall bei Biokraftstoff

Verbio fällt mit Prognose durch

Enttäuschte Investoren: Nach der Gewinnhalbierung im abgelaufenen Turnus vermag der Biokraftstoffhersteller Verbio auch mit der neuen Prognose nicht zu überzeugen.

Verbio fällt mit Prognose durch

Verbio vergrätzt mit trübem Ausblick

Biodieselimporte aus China heizen Preisverfall an – Dennoch bleibt Dividende stabil

ab Düsseldorf

Der Preisverfall für Biokraftstoffe hat tiefe Spuren in der Bilanz von Verbio hinterlassen. Der operative Gewinn hat sich in dem im Juni abgelaufenen Geschäftsjahr auf 240 Mill. Euro mehr als halbiert. Doch auch nach vorne geblickt sieht es wenig ermutigend aus. Für den neuen Turnus erwartet der Hersteller von Biokraftstoffen das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in einer Spanne von 200 bis 250 Mill. Euro.

Das kam an der Börse nicht gut an, obwohl den Aktionären für das zurückliegende Geschäftsjahr eine unveränderte Dividende von 0,20 Euro je Aktie winkt. Die im Kleinstwerteindex SDax notierte Aktie gab am Dienstag in der Spitze um 14% nach und ist damit so billig wie zuletzt im Juni dieses Jahres. Das Unternehmen befindet sich mehrheitlich im Besitz von Vorstandschef Claus Sauter und seiner Familie.

Margenverfall

Zwar rühmt sich Sauter, 2022/23 das zweitbeste Ergebnis der Firmengeschichte erwirtschaftet zu haben. Das ändert allerdings nichts daran, dass Verbio Ende April die ursprüngliche Prognose – geplant war ein Ebitda von 300 Mill. Euro – kassieren musste. Denn der Preisverfall für Biodiesel überkompensierte die gestiegenen Absatzmengen. Aufgrund dieser erhöhte sich der Umsatz im Berichtsjahr um mehr als 8%. Bei Biodiesel und Bioethanol schrieb Verbio gar neue Produktionsrekorde. Dennoch schnurrte die operative Marge auf 12,2 (i.V. 27,8)% zusammen.

Grund für den Preisverfall waren den Angaben zufolge vor allem "immense Biodieselimporte" aus China. Da half es auch nicht, dass die Nachfrage nach Biokraftstoffen weltweit wächst. In diesem Zusammenhang erhebt Sauter schwere Greenwashing-Vorwürfe und fordert die Politik zum Handeln auf.

Verbio
Konzernzahlen* nach IFRS
in Mill. Euro2022/232021/22
Umsatz1.968 1.813
Ebitda240 503
Konzernergebnis132 316
Operativer Cashflow26325
Nettofinanzvermögen57284
* Geschäftsjahr zum 30.6.

Als wichtigster Auslandsmarkt ist dabei Nordamerika in den Fokus gerückt. "In den USA sehen wir den festen Willen, bei neuen Umwelttechnologien die globale Führung zu übernehmen", begründet Sauter im Aktionärsbrief. Zudem passe das Förderprogramm Inflation Reduction Act genau zum eigenen Geschäftsmodell und wirke mit seiner Investitions- und Produktionsförderung "wie ein Doppelturbo". Daher sei Verbio förmlich gezwungen, sich beim Ausbau neuer Produktionskapazitäten auf die USA zu konzentrieren.

Gerade bei diesem Thema hat der Biokraftstoffproduzent im abgelaufenen Turnus Gas gegeben. In Nordamerika sei der Bau einer kombinierten Bioethanol-Biomethan-Produktion am Standort Nevada, Iowa, inzwischen abgeschlossen. Zudem wurde eine weitere Bioethanol-Anlage in South Bend, Indiana, erworben. Hier soll eine zweite Bioraffinerie entstehen. Hierzulande stehen der Ausbau der Biomethan-Tankstelleninfrastruktur und die Produktion von Bio-LNG für den Lkw-Güterverkehr auf dem Programm.

Investitionen verdoppelt

Insgesamt hat Verbio die Investitionen im abgelaufenen Turnus auf 251 Mill. Euro mehr als verdoppelt. Entsprechend sollen sich die weltweiten Produktionskapazitäten im laufenden Turnus für Biodiesel auf 770.00 (660.000) Tonnen, für Bioethanol auf 800.000 (300.000) Tonnen und für Biomethan auf 1.980 (1.300) Gigawattstunden erhöhen. In diesem Jahr soll das Investitionstempo beibehalten werden, so dass zum Ende des Geschäftsjahres mit einer Nettoverschuldung zwischen 110 und 150 Mill. Euro kalkuliert wird. Als Technologieentwickler für nachhaltige Lösungen kündigt Verbio an, die Fühler auch in andere Branchen auszustrecken.

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