Nestlé-Studie

Verbraucher wollen Klimaschutz auf dem Teller

Drei Viertel der Verbraucher in Deutschland sind bereit, für klimafreundliche Lebensmittel mehr zu bezahlen als für vergleichbare Produkte. Dies geht aus der Nestlé-Studie „So klimafreundlich is(s)t Deutschland“ hervor, die am Dienstag gemeinsam...

Verbraucher wollen Klimaschutz auf dem Teller

md Frankfurt

Drei Viertel der Verbraucher in Deutschland sind bereit, für klimafreundliche Lebensmittel mehr zu bezahlen als für vergleichbare Produkte. Dies geht aus der Nestlé-Studie „So klimafreundlich is(s)t Deutschland“ hervor, die am Dienstag gemeinsam mit dem Institut für Demoskopie Allensbach vorgestellt wurde. Etwas größer ist die Bereitschaft, mehr auszugeben, demnach nur bei Nahrungsmitteln, deren Grundlage eine artgerechte Tierhaltung ist (85%) oder die aus der eigenen Region stammen (81%). Verhältnismäßig niedrig erscheint dagegen die Zahlungsbereitschaft für Bioprodukte (66%) und innovative Produkte (52%), auf die fast alle Lebensmittelhersteller und -händler großen Wert legen (siehe Grafik).

Marc Boersch, Vorstandsvorsitzender von Nestlé Deutschland, und Renate Köcher, Geschäftsführerin des IfD Allensbach, zeigten sich überrascht, dass trotz der Pandemie, die seit weit über einem Jahr das beherrschende Thema weltweit ist, die im März für die Studie befragten 2511 Personen zwischen 14 und 84 Jahren zu 68% die Bekämpfung des Klimawandels bzw. der Erderwärmung als größte globale Herausforderung nannten (es waren Mehrfachnennungen möglich). Erst danach kommen mit jeweils 65% die Bekämpfung von Krankheiten und Epidemien sowie die Bekämpfung der Umweltverschmutzung. Abgeschlagen auf dem letzten Platz der Top 10 liegt die Sicherung des weltweiten Energiebedarfs (28%), was angesichts des mit dem Klimaschutz begründeten Rückzugs vieler Länder aus fossilen Brennstoffen (Öl, Erdgas, Kohle) eine sehr einseitige Betrachtungsweise offenbart.

Der Kampf gegen den Klimawandel habe für die Menschen in Deutschland höchste Priorität. Darin sei sich die Bevölkerung über alle Alters-, Geschlechts-, Bildungs- und Einkommensgruppen hinweg einig, so Köcher. Die Bürger sähen sich auch selbst in der Pflicht, zu handeln. Der Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Ernährung sei vielen Menschen allerdings noch nicht hinreichend klar. Die Ernährung sei aber neben der Energieversorgung eine der beiden Fragen, die gelöst werden müssten, wenn der Klimawandel noch aufgehalten werden soll, zitierte Boersch einen Experten.

Auf die Frage, ob klimafreundliche Lebensmittel nicht höhere Kosten verursachten  und  damit auch hö­here Endverbraucherpreise, sagte Boersch, dass Nestlé die Größenvorteile nutzen und mehr Synergien heben und die Effizienz steigern müsse. Es werde jedenfalls „keine riesigen Preisaufschläge“ für klimafreundliche Produkte geben. Der Deutschland-Chef des Schweizer Mutterkonzerns wies darauf hin, dass jüngere Menschen eine größere Preiselastizität zu haben scheinen – mit anderen Worten: Sie sind schneller bereit, mehr für ein Produkt zu zahlen. Boersch machte vor Medienvertretern jedoch deutlich, dass ihm die steigenden Kosten für Rohstoffe, Transport/Logistik und Verpackungen als Folge der Pandemie weitaus mehr Sorgen machen als Kostensteigerungen durch ein wachsendes Angebot an klimafreundlichen Produkten. Höhere Lebensmittelpreise infolge der Inflation wolle Nestlé aber „aus eigener Kraft“ vermeiden.