Verdacht auf Bilanzfälschung beim Börsenneuling Hess
wb Frankfurt – Interne Recherchen bei der Hess AG haben nach Darstellung des Unternehmens ergeben, dass es “wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum mit Kenntnis des Vorstands” Verstöße gegen Bilanzierungsregelungen gegeben habe, teilt der Beleuchtungsspezialist aus Villingen-Schwenningen ad hoc mit. Der Vorstand wurde gefeuert. Hess war erst Ende Oktober vorigen Jahres, begleitet von der LBBW, an die Börse gegangen. Kurs bricht 60 Prozent einIn Xetra brach der Aktienkurs zu Wochenbeginn um 61 % ein, die Aktie ging mit 5,80 Euro aus dem Handel. Sie war im Oktober 2012 zu 15,50 Euro zugeteilt worden. Als Abschlussprüfer wies der Wertpapierprospekt die DHMP aus Karlsruhe aus. Die Sozietät McDermott Will & Emery hatte Hess bei ihrem Initial Public Offering (IPO) als Rechtsberater begleitet.Es bestehe unter anderem der Verdacht, dass Hess zumindest seit 2011 fingierte Umsätze ausgewiesen habe. In den Finanzberichten für 2011 und das vergangene Jahr seien daher nicht bestehende Erlöse ausgewiesen und die Finanz-, Vermögens- und Ertragslage zu positiv dargestellt worden. Der Aufsichtsrat hat den weiteren Angaben zufolge gestern auf einer Sondersitzung die Bestellung der beiden Mitglieder des Vorstands “aus wichtigem Grund” mit sofortiger Wirkung widerrufen und ihnen fristlos gekündigt. Bisher wurde das Unternehmen von CEO Christoph Hess und Finanzchef Peter Ziegler angeführt. Zugleich hat das Kontrollgremium Till Becker zum Vorstand bestellt.Außerdem soll eine wirtschaftliche und rechtliche Sonderuntersuchung durch unabhängige Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte durchgeführt werden, um das genaue Ausmaß eines möglichen Schadens sowie bestehende Ansprüche festzustellen.Für 2011 war von einem Erlös über 68,1 (i. V. 55,7) Mill. Euro berichtet worden. Von Januar bis Ende September 2012 seien die Umsätze um ein Drittel auf 58,2 Mill. und das bereinigte Ebit um 58 % auf 2,7 Mill. Euro gestiegen, war Ende November mitgeteilt worden. Der seit 2011 engagierte niederländische Finanzinvestor Holland Private Equity hatte bei Hess noch Anfang November auf 20,5 % aufgestockt.Am ersten Handelstag war der Kurs schon unter den Ausgabepreis gerutscht, der bereits am unteren Ende der deutlich gesenkten Preisspanne gelegen hatte. Dem Unternehmen flossen beim IPO brutto 35,6 Mill. Euro zu. Großaktionär ist die Hess Grundstücksverwaltung.