Verhaltener Ausblick von Hugo Boss führt zu Kurseinbruch
Verhaltener Ausblick von Hugo Boss entsetzt Anleger
Kurs bricht in der Spitze um 20 Prozent ein – Umsatzziel von 5 Mrd. Euro im nächsten Jahr wackelt – Margenziel bestätigt
md Frankfurt
Das laufende Jahr "wird für die globale Bekleidungsindustrie voraussichtlich von anhaltend hohen makroökonomischen Unsicherheiten – einschließlich hoher Inflations- und Zinsniveaus sowie zunehmender geopolitischer Spannungen – geprägt sein, die sich weiterhin negativ auf die weltweite Verbraucherstimmung und die Konsumausgaben auswirken werden". Damit begründet der Modekonzern Hugo Boss zum einen seine von Analysten als "vorsichtig" (Jefferies) bis "enttäuschend" (Goldman Sachs, UBS) eingestuften Prognosen für 2024, zum anderen die Mitteilung, dass sich die Erreichung des Umsatzziels für 2025 von 5 Mrd. Euro "leicht verzögern" könnte.
Obgleich Vorstandschef Daniel Grieder in einer Telefonkonferenz mit Journalisten klarstellte, dass sich das Erlösziel von 5 Mrd. Euro eher um Monate als um Jahre nach hinten verschieben dürfte, führten die leichte Verfehlung der Konsensschätzungen durch die Umsatz- und Ergebnisprognose für 2024 und das wackelnde Umsatzziel für 2025 zu einem Kurssturz des MDax-Wertes. Zeitweilig büßte das Papier ein Fünftel seines Wertes ein. Zum Handelsschluss kostete die Aktie 54,36 Euro; ein Minus von 13,8%. Die Marktkapitalisierung reduzierte sich auf 3,75 Mrd. Euro.
Wachstum von 3 bis 6 Prozent angepeilt
Beim Konzernumsatz erwarte Hugo Boss einen Anstieg in Berichtswährung zwischen 3% und 6%, wobei alle Segmente zum Wachstum beitragen sollen. So gehe das Unternehmen für die Region Emea (Europa, Naher Osten, Afrika) von einem Wachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich aus, während der Umsatz in Amerika im mittleren bis hohen einstelligen Bereich zulegen soll. Für die Region Asien/Pazifik sei man zuversichtlich, dieses Jahr ein Wachstum im hohen einstelligen bis niedrig zweistelligen Prozentbereich zu erzielen.
Im operativen Gewinn (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit) rechnet Hugo Boss mit einem Anstieg zwischen 5% und 15% auf 430 Mill. bis 475 Mill. Euro. Folglich wird eine Ebit-Marge von 10,0 bis 10,7 (2023: 9,8)% prognostiziert, wozu eine erwartete Verbesserung der Bruttomarge maßgeblich beitragen soll.
"Hugo Boss blickt weiterhin sehr positiv auf seine zukünftigen Ertragschancen", heißt es. Das Unternehmen strebe eine deutliche Verbesserung der Profitabilität an, wobei das Ebit auch in den nächsten Jahren stärker als der Umsatz wachsen soll. Der Vorstand bestätigt sein Ziel, die Ebit-Marge bis 2025 auf mindestens 12% zu steigern. Damit wäre dann wieder das Renditeniveau des Vor-Corona-Jahres 2019 erreicht. Im Einklang mit dem für 2024 prognostizierten Ebit-Wachstum erwarte Hugo Boss für das Konzernergebnis eine Verbesserung um 5 bis 15%.
Hugo Boss | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2023 | 2022 |
Umsatz | 4.197 | 3.651 |
Bruttomarge (%) | 61,5 | 61,8 |
Operatives Ergebnis (Ebit) | 410 | 335 |
Ebit-Marge (%) | 9,8 | 9,2 |
Zinsergebnis | −45 | −24 |
Jahresüberschuss | 258 | 209 |
Gewinn je Aktie (Euro) | 3,74 | 3,04 |
Dividende je Aktie (Euro) | 1,35 | 1 |
Operativer Cashflow | 394 | 357 |
Investitionen (Capex) | 298 | 192 |
Freier Cashflow | 96 | 166 |
Nettoverschuldung* | 1.006 | 767 |
Roce** (%) | 21,5 | 21,6 |
*per 31.12. | ||
**Rendite auf das eingesetzte Kapital |
Für das kurzfristige operative Nettovermögen im Verhältnis zum Umsatz geht das Management für 2024 von einer leichten Verbesserung in Richtung 20% (2023: 20,8%) aus. Der Vorratsbestand soll weiter optimiert werden, sodass Hugo Boss dem Ziel, die Vorräte bis 2025 auf unter 20% der Erlöse zu senken, näher kommen würde. Die Investitionen werden dieses Jahr laut Firmenangaben voraussichtlich auf 300 Mill. bis 350 Mill. Euro steigen; im Vorjahr war dieser Wert bereits um 55% auf 298 Mill. Euro gewachsen. Der Schwerpunkt werde weiter auf der Modernisierung und dem selektiven Ausbau des weltweiten Store-Netzwerks sowie der fortschreitenden Digitalisierung liegen.