Verizon und Vodafone verhandeln Mega-Deal
Der US-Telekomkonzern Verizon steht offenbar kurz davor, die Anteile des britischen Partners Vodafone an der Mobilfunktochter Verizon Wireless für einen dreistelligen Milliardenbetrag zu übernehmen. Nach US-Medienberichten befinden sich die Gespräche in den letzten Zügen.scd/hei New York/Frankfurt – Nach jahrelangem Tauziehen steht Verizon Communications kurz davor, die Vodafone-Anteile an der US-Mobilfunktochter Verizon Wireless zu übernehmen. Der amerikanische Telekomkonzern soll bereit sein, den Briten für ihre 45-%-Beteiligung bis zu 130 Mrd. Dollar zu bezahlen, berichtet das “Wall Street Journal”. Damit würde Verizon Wireless fast mit dem vierfachen Umsatz des Vorjahres bewertet. Im Schnitt ist in den vergangenen fünf Jahren bei Telekomübernahmen nur der 1,1-fache Umsatz gezahlt worden, geht aus Bloomberg-Daten hervor. Die Transaktion könne binnen einer Woche zu einem Abschluss kommen, hieß es aus mit den Gesprächen vertrauten Kreisen. Vodafone und Verizon haben die Gespräche zwar bestätigt, warnten aber, dass diese auch noch scheitern könnten.Wie in der Vergangenheit ist die letzte Hürde offenbar der Preis. Zuletzt hatten sechs führende Vodafone-Aktionäre im Frühjahr Front gegen eine kolportierte 100-Mrd.-Dollar-Offerte von Verizon gemacht (vgl. BZ vom 30. April). Sie hatten für die fast hälftige Beteiligung an der hochprofitablen Gesellschaft, die für 2012/13 (31. März) 7 Mrd. Dollar Dividende ausgezahlt hat, mindestens 120 Mrd. Dollar gefordert. Daraufhin waren die Gespräche vorübergehend eingeschlafen. Angesichts des möglichen Zinsanstiegs mit der erwarteten Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe durch die US-Notenbank Fed in den nächsten Monaten hat Verizon nun aber offenbar wieder aufs Tempo gedrückt. Der US-Konzern benötigt wohl Fremdkapital in mittlerer zweistelliger Milliardenhöhe – die Rede ist von 60 Mrd. Dollar -, um einen Kaufpreis jenseits von 120 Mrd. Dollar zu stemmen. Dabei soll sich das Unternehmen zu einer Mischofferte mit Aktien- und Baranteil entschlossen haben. Gespräche mit Banken bezüglich der Finanzierung der Barkomponente habe Verizon bereits aufgenommen, war am Donnerstag zu erfahren.Angesichts der guten Bonitätseinstufung von Verizon, des niedrigen Zinsniveaus und des hohen Cash-flows der Mobilfunktochter dürfte die Finanzierung kein Problem darstellen (siehe nebenstehenden Kasten). Auch Vodafone dürfte bewusst sein, dass mit dem wachsenden Konkurrenzkampf im zunehmend gesättigten US-Mobilfunkgeschäft und der Aussicht steigender Zinsen die Wahrscheinlichkeit eines lukrativen Exits nicht größer wird, urteilen Analysten.Von der Aussicht auf einen baldigen Abschluss des Verkaufs von Vodafones Beteiligung am größten US-Mobilfunkunternehmen profitierten dann auch die Aktien beider Gesellschaften. Die Vodafone-Titel verteuerten sich in London um 8,2 % auf 204,75 Pence – die höchste Notierung seit 2001. Die Verizon-Aktie kletterte im Verlauf um 3,5 % auf über 48 Dollar.Vodafone verliert mit dem Verkauf einen wichtigen Ertragsbringer. Im vergangenen Geschäftsjahr 2011/12 steuerte die US-Tochter die Hälfte zum bereinigten operativen Gewinn der Briten bei. Ein Exit lenkt den Fokus des Konzerns auf die europäischen Aktivitäten, wo vor allem in Italien und Spanien die Erlöse im Zuge der Euro-Krise zuletzt zweistellig rückläufig waren. Selbst im nach Umsatz und Ertrag wichtigsten deutschen Markt hat die Dynamik spürbar nachgelassen.Vodafone hatte sich deshalb auf Drängen der deutschen Landesgesellschaft entschlossen, diese mit der Akquisition von Kabel Deutschland zu stärken. Mit dem 10 Mrd. Euro schweren Deal, der teilweise durch die zuletzt geflossenen Dividenden aus den USA finanziert wird, gelangt Vodafone hierzulande mit einem Schlag auf Augenhöhe mit der Deutschen Telekom, was den Auftritt als integrierter Anbieter von Telefonie, Internet und TV im Privatkundenmarkt angeht. Die US-Transaktion eröffnet überdies die Chance, die volle Kontrolle über Vodafone Italia durch den Erwerb des Verizon-Pakets zu gewinnen.