Verizon will Vodafone abkoppeln
Sebastian Schmid, New YorkDer US-Telekommunikationskonzern Verizon Communications will seine Mobilfunktochter nach jahrelanger Abwägung nun offenbar komplett übernehmen. Das Unternehmen habe unlängst Berater engagiert, die ein auf gut 100 Mrd. Dollar geschätztes Angebot an den britischen Mobilfunkanbieter Vodafone vorbereiten sollen, berichtet Reuters mit Bezug auf zwei mit dem Vorgang vertraute Quellen. Demnach wolle der US-Konzern den Briten für ihre 45-Prozent-Beteiligung ein Angebot machen, das jeweils zur Hälfte aus Aktien und Cash besteht.Das Ansinnen von Verizon ist allerdings alles andere als neu. Seit Jahren wird darüber spekuliert, wann der größte US-Mobilfunkanbieter seine wichtigste Sparte komplett unter das eigene Dach nimmt. Erst im Januar hatte Verizon-CEO Lowell McAdam bekräftigt, sein Konzern sei finanzkräftig genug eine solche Transaktion zu stemmen. CFO Fran Shammo hatte dem “Wall Street Journal” zudem erst vergangene Woche gesagt, man habe eine Transaktionsstruktur gefunden, die für Vodafone steuerlich attraktiv sein werde. Enorme RisikenFür den britischen Telekommunikationskonzern ist ein Verkauf allerdings auch mit enormen Risiken verbunden. Verizon Wireless liefert Vodafone seit Jahren hohe Gewinne und ordentliche Dividenden. Zudem zählt das US-Geschäft zu den wenigen Wachstumssäulen, die bei Vodafone als Gegengewicht zu den schwächelnden Tochtergesellschaften in Europa dienen, die über rückläufige Erlöse klagen (siehe Grafik). Deshalb gilt auch die nun kolportierte Offerte über 100 Mrd. Dollar als aussichtslos niedrig.Ein Großaktionär von Vodafone sagte Reuters, er habe aus dem Unternehmen vernommen, dass sich die Forderung eher auf 125 Mrd. bis 130 Mrd. Dollar belaufen werde. Er selbst wäre zufrieden mit 135 Mrd. Dollar, aber 100 Mrd. seien definitiv zu wenig. Angesichts der unterschiedlichen Preisvorstellungen der Joint-Venture-Partner dürfte Verizon nicht vorschnell mit einem Angebot aus der Deckung kommen, dass dann direkt abgeschmettert würde. Derzeit laufen laut Reuters ohnehin noch Beratungen mit Anwälten und Banken, wie ein attraktives Angebot aussehen könnte.Ob der Preis von 100 Mrd. Dollar ausreichen würde, wenn die Briten bei der Transaktion praktisch die komplette Kapitalertragssteuer von 20 Mrd. Dollar sparen könnten, bleibt abzuwarten. Darauf setzt indes Verizon. Derzeit arbeiteten die Berater eine solche Lösung im Detail aus, schreibt Reuters. Generell ist Vodafone-CEO Vittorio Colao einem Verkauf nicht abgeneigt. Zuletzt hatte er im Februar erklärt, er wisse nicht, welchen Anteil sein Unternehmen an Verizon Wireless in einem Jahr noch haben werde. Damit waren die Spekulationen neu entfacht worden. Eine Fusion von Verizon und Vodafone, die auch wieder ins Spiel gebracht wurde, ist für Verizon derzeit offenbar keine annehmbare Alternative.