Verizon zahlt 4,4 Mrd. Dollar für AOL

Telekommunikationsdienst baut mobiles Werbe- und Videogeschäft aus - CEO Armstrong bleibt an Bord

Verizon zahlt 4,4 Mrd. Dollar für AOL

Verizon Communications übernimmt den Internetdienst AOL für 4,4 Mrd. Dollar in bar. Der einvernehmliche Deal bietet einen Aufschlag von fast einem Viertel auf den gewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate. Mit AOL erwirbt Verizon auch Videostreaming- und Werbetechnologie.scd New York – AOL schlüpft weniger als sechs Jahre nach der Abspaltung von Time Warner wieder unter die Fittiche eines größeren Konzerns. Verizon offeriert den AOL-Aktionären 50 Dollar je Aktie in bar. Der Kaufpreis von 4,4 Mrd. Dollar beinhaltet einen Aufschlag von 23 % auf den gewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate. Die AOL-Aktie schoss am Dienstagvormittag um knapp 19 % auf 50,66 Dollar hoch. Für die Aktionäre, die seit der Abspaltung von Time Warner im Jahr 2009 dabei sind, hat sich die Geduld ausgezahlt. Während der US-Leitindex S & P 500 um 94 % zugelegt hat, kletterte die AOL-Aktie mit dem gestrigen Kurssprung um über 140 %. Vor der Offerte hatte AOL noch einen geringeren Kursgewinn als der S & P 500 aufgewiesen.Verizon, deren Interesse erstmals Anfang 2015 die Runde machte (vgl. BZ vom 7. Januar), hat es vor allem auf Onlinewerbe- und Videostreamingtechnik von AOL abgesehen. Die strategische Entscheidung des Konzerns, mehr Mobilfunkvideodienste anzubieten, soll mit dem Zukauf unterstützt werden, teilt Verizon mit. Rivale von Google und YahooDie am schnellsten wachsende AOL-Sparte Platforms fasst das programmorientierte Werbegeschäft für neuere Formate wie Video und mobile Nutzung zusammen. Der Internetdienstleister summiert hier sowohl Werbedienste für die eigenen Onlinedienste als auch für Wettbewerber. Damit wird Verizon im Onlinewerbegeschäft künftig in direkter Konkurrenz zu Internetfirmen wie Google, Facebook und Yahoo stehen. Im ersten Quartal ist der Umsatz des Bereichs bei AOL um ein Fünftel auf knapp 280 Mill. Dollar gestiegen. Die AOL Brand Group, in der zahlreiche Onlinemedienangebote gebündelt sind, erlöste 8 % mehr. Die einzige schrumpfende Sparte bleibt das Abo-Geschäft, dessen Umsatz um 7 % zurückging. Allerdings dürfte auch hier Potenzial für Verizon schlummern. Der veraltete Onlineeinwähldienst zählt noch 2,1 Millionen US-Kunden, die Verizon nun von einem schnelleren Breitbandanschluss überzeugen kann.Vor allem aber dürfte AOL Verizon dabei helfen, den bislang nur vage umrissenen Videodienst, der im Sommer starten soll, technologisch zu stemmen. Finanzchefin Fran Shammo hatte angekündigt, der Videodienst werde eine Mischung aus bezahlten, kostenlosen und werbefinanzierten Inhalten umfassen. Dabei sollen die Sendelängen dem Informationsverhalten der jüngeren Generation entsprechend keine 30 oder gar 60 Minuten betragen, sondern wesentlich kürzer ausfallen. Dabei könnten auch mobile Geräte gut eingebunden werden.AOL-CEO Tim Armstrong bleibt auch nach der Übernahme an Bord. In einem Memo an die Mitarbeiter schrieb er, Verizon werde AOL im mobilen Geschäft mit den über 100 Millionen Mobilfunkkunden in ganz andere Sphären führen. Eine führende Position bei mobiler Nutzung und mobilem Video sei der Schlüssel, um künftig eine der größten Medienplattformen zu sein. “Die Transaktion wird unsere Strategie nicht ändern – sie wird sie immens erweitern.” Widerstand der Kartellwächter wird nicht erwartet. Die Transaktion soll noch im Sommer abgeschlossen werden. AOL ließ sich dabei von Allen & Company sowie Wachtell, Lipton, Rosen & Katz beraten. Verizon mandatierte Liontree Advisors, Guggenheim Partners und Weil, Gotshal & Manges.