Verizon zahlt knapp 5 Mrd. Dollar für Yahoo

US-Telekomkonzern schnappt sich nach AOL im vergangenen Jahr bereits den zweiten gefallenen Internetstar - Aktie sackt ab

Verizon zahlt knapp 5 Mrd. Dollar für Yahoo

Der Telekommunikationskonzern Verizon übernimmt den angeschlagenen Internetkonzern Yahoo nach monatelangen Verhandlungen für 4,83 Mrd. Dollar in bar. Der Mutterkonzern des größten US-Mobilfunkbetreibers hofft damit, nach Jahren erfolgloser Turnaround-Versuche den Abwärtstrend stoppen zu können, der sich zuletzt Anfang 2016 noch beschleunigt hatte. Die Verizon-Anleger zeigten sich nicht beeindruckt. Die Aktie gab am Montag mit dem Markt um 0,6 % nach.scd New York – Nach monatelangen Verhandlungen hat der Internetkonzern Yahoo mit Verizon Communications einen Käufer gefunden. Der US-Telekomkonzern hat sich bereit erklärt, 4,83 Mrd. Dollar in bar für das um die Jahrtausendwende zeitweise mit mehr als 100 Mrd. Dollar bewertete US-Unternehmen zu zahlen, berichteten mehrere US-Medien übereinstimmend mit Verweis auf vertraute Kreise. Alibaba außen vorNeben dem Online-Kerngeschäft erhält Verizon der Vereinbarung zufolge noch einige Immobilien des Konzerns. Die milliardenschwere Beteiligung am chinesischen Internetkonzern Alibaba zählt ebenso wenig zum Transaktionspaket wie die Barreserve von Yahoo.Nachdem die Rahmeninformationen bereits am Sonntag durchgesickert waren, erfolgte am Montag die Bestätigung. Neben Verizon hatten auch einige Private-Equity-Gesellschaften – darunter TPG -, YP Holdings und AT & T Interesse angezeigt. Ausgerechnet in der wichtigen Verkaufsphase hatte Yahoo ihre Anleger mit besonders schlechten Zwischenberichten und Ausblicken verschreckt. Im ersten Quartal meldete das Unternehmen einen prozentual zweistelligen Einbruch der Erlöse. Damit haben sich die Probleme des Unternehmens zuletzt weiter verschärft (siehe Grafik).Im zweiten Quartal hat Yahoo nach noch nicht testierten Zahlen mit 841 Mill. Dollar nach Verkehrsakquisitionskosten (TAC) ein Fünftel weniger umgesetzt als in der Vorjahresperiode, wie in der vergangenen Woche mitgeteilt worden war. Hinzu kamen tiefrote Zahlen, die auf eine weitere Goodwill-Abschreibung wegen des teuren Fehlkaufs Tumblr zurückzuführen waren (vgl. BZ vom 20. Juli). Der Ausblick blieb ebenfalls düster. Yahoo-Aktie gibt nachDennoch hatten die Anteilseigner von Yahoo offenbar auf einen höheren Preis von Verizon spekuliert. Die Aktie notierte am Montag an der Technologiebörse Nasdaq am frühen Nachmittag mit 38,44 Dollar um gut 2,4 % schwächer. Auch die Anteilscheine von Verizon notierten um gut 0,6 % schwächer.Verizon hat bereits in den vergangenen Jahren mit Übernahmen das Angebot an Online-Medieninhalten ausgebaut. Im Mai 2015 wurde etwa mit AOL ein weiterer einstiger Internet-Gigant für 4,4 Mrd. Dollar zum Schnäppchenpreis eingekauft. Der 44-jährige CEO Tim Armstrong blieb damals an Bord und ist auch weiterhin Chef der heutigen Verizon-Tochter AOL. Künftig soll Yahoo mit AOL unter dem Dach der Produktinnovationssparte von Verizon kombiniert werden.Offenbar soll Armstrong dabei eine führende Rolle innehaben. Bei dieser Transaktion gehe es darum, das volle Potenzial von Yahoo auszuschöpfen, gemeinsame Synergien zu heben und das Wachstum zu stärken und zu beschleunigen, hieß es. Das erste Ziel dürfte indes sein, das Wachstumsmomentum überhaupt erst einmal zurückzubringen, das Yahoo schon vor langer Zeit verloren hat. Armstrong erwartet, dass die beiden Unternehmen zusammen insbesondere im mobilen Mediengeschäft ein starker Wettbewerber werden. Mayers Zukunft ungewissDer Abschluss der Transaktion wird – die Zustimmung der Aktionäre vorausgesetzt – für das erste Quartal 2017 angepeilt. Bis dahin werde Yahoo weiter unabhängig operieren. Konzernchefin Marissa Mayer hat sich in einer E-Mail an Angestellte ebenfalls dahingehend geäußert, dem Konzern nach der Übernahme treu bleiben zu wollen.US-Medien berichteten allerdings zunächst, sie solle laut informierten Kreisen keine prominente Rolle erhalten. In der Mitteilung zur Übernahme selbst äußert sich Mayer zwar zufrieden mit der Transaktion und optimistisch für die Zukunft. Zu ihrer künftigen Rolle steht allerdings nichts in dem Statement. Auch im Fall einer Entlassung hätten sich die knapp vier Jahre an der Yahoo-Spitze für die von Google gekommene Managerin finanziell ausgezahlt. Ihr soll im Fall einer Vertragsauflösung eine Abfindung über 50 Mill. Dollar zustehen, die zu knapp 100 Mill. Dollar hinzukommen, die sie in bar und Aktien bereits als Vergütung eingestrichen hat.Bank of America, Lion Tree Advisors, Allen & Company sowie Guggenheim Securities haben als Finanzberater von Verizon agiert. Yahoo hatte Goldman Sachs, J.P. Morgan und PJT Partners an ihrer Seite. Für die rechtliche Beratung mandatierte Verizon Wachtel, Lipton, Rosen & Katz, Gibson, Dunn & Crutcher, Covington & Burling sowie Winston & Strawn. Yahoo setzte auf Skadden, Arps, Slate Meagher & Flom, Wilson Sonsishi Goodrich & Rosati sowie Weil Gotshal & Manges.