Verkaufsschlager und Ladenhüter
Von Lisa Schmelzer, FrankfurtBegonnen hat das Luftfahrtprojekt der Europäer vor 50 Jahren mit dem Flugzeugmodell A300, seither hat die Fliegerschmiede diverse Modelle auf den Markt gebracht – viele erwiesen sich als Verkaufsschlager, manch einer aber als Ladenhüter. Mit seinen Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen schreibt Airbus seit Jahrzehnten eine Erfolgsgeschichte, dort ist der Konzern mittlerweile Marktführer. Nach dem Brot-und-Butter-Geschäft mit dem Modell A320 erweist sich auch die vom ehemaligen Airbus-Chef Tom Enders lancierte Neufassung des Modells (A320neo) als überragender Erfolg. 80 % des Auftragsbestandes gehen auf das Modell A320 zurück. Von den 2018 ausgelieferten insgesamt 800 Flugzeugen waren 626 Maschinen diesen Typs. 2021 ist SchlussEine Bruchlandung legte der europäische Flugzeugbauer dagegen mit seinem Prestigeobjekt A380 hin. 2021 wird die Produktion eingestellt. “Wenn Sie ein Produkt haben, das niemand mehr kaufen will oder das sich nur noch mit Verlust verkauft, müssen Sie eine Entscheidung treffen”, begründete Enders die Entscheidung Anfang des Jahres. Kurz zuvor hatte der mit Abstand wichtigste A380-Kunde Emirates seine Bestellung für den Riesenflieger zusammengestrichen und Qantas aus Australien einen Auftrag storniert (vgl. BZ vom 15. Februar). Der A380 war Ende 2007 mit gut zwei Jahren Verspätung in Dienst gestellt worden, seit Beginn des Programms hatte Airbus Aufträge für insgesamt 313 Maschinen eingeflogen.Erst 2015 war die operative Gewinnschwelle überflogen worden. Bis dahin hatte der Flugzeugbauer mit dem Programm Verluste angehäuft. Der frühere Finanzvorstand Harald Wilhelm hatte deshalb bereits 2014 laut über eine Einstellung der A380-Produktion nachgedacht. 2018 war die Herstellung von 15 auf 12 Stück pro Jahr heruntergefahren worden. Bevor Airbus sich für die Produktion des A380 entschieden hatte, hatte es branchenweit Debatten über den richtigen Weg im Flugzeugbau gegeben – hatten die Riesenmodelle wie der A380 tatsächlich eine Zukunft oder gehörte diese vielmehr den kleineren Mittel- und Langstreckenfliegern? Die Europäer entschieden sich für die größere Variante, im Rückblick die falsche Entscheidung. Statt einen Konkurrenten für den Jumbojet (747) des amerikanischen Wettbewerbers Boeing aufzubauen, hätten die Europäer besser ein mit der Boeing 777 vergleichbares Modell abliefern sollen. Dieses kam mit der A350 dann ein paar Jahre später, den Umweg über die A380 hätte man sich aus heutiger Sicht sparen können.Während bis vor kurzem sämtliche Tops und Flops von Airbus-Ingenieuren selbst entwickelt worden waren, stammt das neueste Flugzeugmodell, das Airbus anbietet, aus einem fremden Entwicklungszentrum. Im vergangenen Jahr haben sich die Europäer den Zugriff auf die C-Serie des kanadischen Herstellers Bombardier gesichert, der Regionaljet firmiert mittlerweile unter dem Namen A220 und rundet das Angebot nach unten ab. Die Kanadier hatten sich an dem Projekt finanziell verhoben und händeringend nach einem Partner gesucht. Airbus schätzt den Bedarf an Flugzeugen aus der Kategorie C-Serie/A220 in den nächsten 20 Jahren auf 6 000 Maschinen.