Verlagschef von Axel Springer wird Großaktionär

Verlegerwitwe Friede Springer schenkt CEO Mathias Döpfner Anteile im Wert von rund 1 Mrd. Euro

Verlagschef von Axel Springer wird Großaktionär

sp Berlin – In der Firmengeschichte des Berliner Medienkonzerns Axel Springer wird eine neue Seite aufgeschlagen. Die Verlegerwitwe Friede Springer, Großaktionärin der Axel Springer SE, legt die Zukunft des Medienhauses ganz in die Hände des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner. Der 57-jährige CEO des Medienkonzerns kauft 4,1 % der Aktien des Unternehmens von der Friede Springer Stiftung und erhält als Schenkung weitere 15 %, womit sein Anteil künftig bei rund 22 % liegt, wie das Unternehmen mitteilt. Gleichzeitig gab Friede Springer bekannt, dass die Stimmrechte des ihr verbleibenden Aktienpakets in Höhe von rund 22 % künftig ebenfalls von Döpfner ausgeübt werden sollen. Der Verlagschef gilt seit Jahren als enger Vertrauter und Ziehsohn von Friede Springer.Döpfner, der seine Karriere im Feuilleton der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” startete, steht bereits seit 2002 an der Spitze des Konzerns und hält bislang knapp 3 % der Anteile, nachdem Friede Springer ihm 2012 anlässlich ihres 70. Geburtstags ein Aktienpaket in der Größenordnung von 2 % zum Geschenk gemacht hatte, das damals auf einen Wert von rund 73 Mill. Euro taxiert wurde. Die rund 4,1 % des Grundkapitals, die Döpfner jetzt erwirbt, sind in etwa 276 Mill. Euro wert, wie aus einer Pflichtmitteilung von KKR hervorgeht. Legt man einen ähnlichen Maßstab für die rund 15 % des Grundkapitals an, die ihm von Friede Springer übertragen werden, beläuft sich das an Döpfner verschenkte Aktienpaket auf einen Wert von rund 1 Mrd. Euro. Die 276 Millionen Euro fließen in die gemeinnützige Friede Springer Stiftung ein.Größter Aktionär bei Axel Springer bleibt nach dem milliardenschweren Einstieg im vergangenen Jahr der US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR), der vor dem Rückzug des Medienhauses von der Börse vor wenigen Wochen 47,6 % kontrollierte und mit einer Squeeze-out-Offerte auch die wenigen noch im Streubesitz verbliebenen Anteile einsammeln will. Auf die Enkel des Verlagsgründers, Ariane Melanie Springer und Axel Sven Springer, entfielen zuletzt rund 6 %.”Ich habe immer gesagt, dass ich für Kontinuität im Unternehmen sorgen werde”, erklärte die 78-jährige Verlegerwitwe ihren Schritt. Die Zukunft des Hauses sei ihr ein Leben lang sehr wichtig gewesen. Sie habe eine ideale Lösung gefunden, um die Zukunft von Axel Springer und die ihrer Stiftung abzusichern und beide Sphären wie bisher voneinander zu trennen. “Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich mit Mathias meinen Nachfolger gefunden habe. Gemeinsam mit unserem neuen Partner KKR werden wir dafür sorgen, dass Axel Springer als unabhängiges Medienunternehmen und als Haus des Journalismus weiterhin Bestand und Bedeutung haben wird”, wird Springer in der Mitteilung zitiert.”2019 war für Axel Springer ein besonderes Jahr”, sagte Mathias Döpfner vor einigen Monaten bei der Vorstellung der Jahreszahlen. Schon damals war klar, dass auch 2020 etwas Besonderes werden würde, nicht nur weil sich nach 35 Jahren an der Börse bereits das mittlerweile erfolgte Delisting abzeichnete. “Jetzt starten wir mit unserem Partner KKR eine neue Phase. Wir werden zukünftig massiv in digitalen Journalismus und in digitale Rubrikenangebote investieren, um in beiden Feldern weltweit führend zu werden”, kündigte Döpfner damals an. Das Geld der US-Finanzinvestoren soll unter anderem helfen, Übernahmen zu finanzieren. Im Übernahme-Poker um das Kleinanzeigen-Geschäft des US-Onlineriesen Ebay zog Springer zuletzt allerdings zuletzt den Kürzeren. Die Online-Anzeigenportale Ebay Kleinanzeigen und Mobile.de gingen für 9,2 Mrd. Dollar an den Konkurrenten Adevinta, der 2019 vom norwegischen Medienkonzern Schibsted abgespalten worden war, den auch Döpfner immer wieder als Vorbild für Springer bemüht. Kein Sitz im AufsichtsratDass der Verlagschef auch nach dem Einstieg von KKR der wichtigste Mann bei Springer bleiben würde, stand spätestens zum Jahreswechsel fest, als ihm von Friede Springer die Leitung des Aktionärsausschusses übertragen wurde, der im Zuge der Beteiligung von KKR zwischen den Großaktionären von Axel Springer vereinbart wurde. Hier stimmen die Eigentümer ihr Verhalten in Bezug auf die Axel Springer SE ab.In den Aufsichtsrat von Springer zieht der neue Großaktionär dagegen nicht ein, heißt es in der Zentrale des Medienkonzerns in Berlin. Friede Springer wird ihren Sitz als stellvertretende Aufsichtsratschefin demnach behalten.