KUKA

Verlockendes Angebot

Von Investitionszurückhaltung keine Spur: In China wurden im vergangenen Jahr geschätzt 66 000 Industrieroboter verkauft, fast ein Sechstel mehr als im Jahr zuvor. Kein Wunder, dass Kuka, einer der fünf führenden Hersteller dieser automatischen...

Verlockendes Angebot

Von Investitionszurückhaltung keine Spur: In China wurden im vergangenen Jahr geschätzt 66 000 Industrieroboter verkauft, fast ein Sechstel mehr als im Jahr zuvor. Kein Wunder, dass Kuka, einer der fünf führenden Hersteller dieser automatischen Helfer für die Autobranche und die übrige Industrie, ehrgeizige Wachstumspläne in der Volksrepublik hat. Da kommt ein Kunde aus dem größten Markt der Welt als Aktionär gerade recht.Midea wird in Augsburg mit offenen Armen empfangen – nicht nur aus strategischen Überlegungen. Die Chinesen beteuern, Kuka bleibe unabhängig, der Hauptsitz in Augsburg und die Belegschaft, einschließlich des Managements, von einem Jobabbau unbehelligt. Noch in lebhafter Erinnerung ist, wie der US-Investor Guy Wyser-Pratte das Unternehmen vor einigen Jahren durchgeschüttelt hatte und mehrere Vorstände und Aufsichtsräte zu Fall brachte. Allerdings stellte sich die von ihm geforderte Konzentration auf Industrieroboter als kluge Entscheidung heraus.Davon will nun auch Midea profitieren – in zweierlei Hinsicht. Von einer verstärkt automatisierten Hausgeräteproduktion erhofft sich das Unternehmen ein Gegenmittel zu den steigenden Arbeitskosten. Und mit dem Wissen von Kuka wollen die Chinesen ihr Geschäft für Serviceroboter ausbauen. Midea verspricht sich schier unbegrenzte Möglichkeiten, sei es zu Hause im Smarthome, für Sicherheitsdienste oder in der Altenpflege.Aber was halten die beiden anderen, deutschen Großaktionäre davon? Der Anlagenhersteller Voith will mit der Beteiligung an Kuka auf dem Gebiet Industrie 4.0 vorankommen. Ein Zielkonflikt mit den chinesischen Interessen ist wahrscheinlich. Am Stammsitz in Heidenheim wird man sich daher wohl gut überlegen, ob Geld aus einem Verkauf der Kuka-Aktien nicht an anderer Stelle sinnvoller investiert werden könnte. Zumal die Eigenkapitalquote von Voith mit 16 % relativ niedrig ist.Verlockend ist das Angebot von Midea mit der stolzen Prämie für Groß- und Kleinaktionäre allemal. Voith käme auf eine Verdoppelung des Einsatzes. Familienunternehmer Friedhelm Loh hat erst recht gute Gründe, die Offerte anzunehmen. Dank der Chinesen hat sich der Wert seiner Beteiligung verdrei- bis vervierfacht. Für Loh steht im Fall von Kuka ohnehin das finanzielle Interesse vorn.Aus deutscher Sicht mag man bedauern, dass eines der Vorzeigeunternehmen für Industrie 4.0 vermutlich bald von Chinesen kontrolliert wird. Doch Globalisierung bedeutet Offenheit nach allen Seiten – Chancen und Risiken inklusive.